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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Licinius.
    »Das verdirbt meine Sitten!« sagte der fröhliche Piso ernsthaft.
    »Sprich, ist das hellenische Einfachheit?« fragte Lucius Licinius.
    »Ruhig, Freunde«, tröstete Cethegus mit einem Zitat: »Auch unverhoftes Unheil trägt ein Römer stark.«
    »Der hellenische Wirt muß sich nach seinen Gästen richten«, entschuldigte Kallistratos, »ich fürchte, ihr kämt mir nicht wieder,
     böte ich euch marathonische Kost.«
    »Nun, dann bekenne wenigstens, was noch droht«, rief Cethegus, »du, Nomenklator, lies die Schüsseln ab: ich werde dann die
     Weine bestimmen, die dazugehören.«
    Der Sklave, ein schöner lydischer Knabe, in einem bis an die Knie aufgeschlitzten Röckchen von blauer pelusischer Leinwand,
     trat dicht neben Cethegus an den Tisch von Cypressenholz und las von einem Täfelchen ab, das er an goldnem Kettchen um den
     Hals trug: »Frische Austern aus Britannien in Thunfischbrühe mit Lattich.«
    »Dazu Falerner von Fundi«, sprach Cethegus ohne Besinnen. »Aber wo steht der Schenktisch mit den Pokalen? Rechter Trunk mundet
     nur aus rechter Schale.«
    »Dort ist der Schenktisch!« und auf einen Wink des Hausherrnfiel der Vorhang zurück, welcher die eine Ecke des Zimmers, den Gästen gegenüber, verhüllt hatte.
    Ein Ruf des Staunens flog von den Tischen. Der Reichtum der dort zur Schau gestellten Prunkgeschirre und der Geschmack ihrer
     Anordnung war selbst diesen verwöhnten Augen überraschend. Auf der Marmorplatte des Tisches stand ein geräumiger silberner
     Wagen mit goldnen Rädern und bronzenem Gespann: es war ein Beutewagen, wie sie in römischen Triumphen aufgeführt zu werden
     pflegten: und als köstliche Beute lagen darin Pokale, Gläser, Schalen jeder Gestalt und jedes Materials in scheinbarer Unordnung,
     doch mit kunstverständiger Hand gehäuft.
    »Bei Mars, dem Sieger«, lachte der Präfect, »der erste römische Triumph seit zweihundert Jahren. Ein seltner Anblick! Darf
     ich ihn zerstören?«
    »Du bist der Mann, ihn wiederaufzurichten«, sagte Lucius Licinius feurig.
    »Meinst du? Versuchen wir’s! Also zum Falerner die Kelche dort von Terebinthenholz.«
    »Weindrosseln vom Tagus mit Spargeln von Tarent!« fuhr der Lydier fort.
    »Dazu den roten Massiker von Sinuessa aus jenen amethystnen Kelchen.«
    »Junge Schildkröten von Trapezunt mit Flamingozungen   –«
    »Halt an, beim heiligen Bacchus«, rief Balbus. »Das sind ja die Qualen des Tantalus. Mir ist ganz gleich, aus was ich trinke,
     aus Terebinthen oder Amethyst – aber dies Aufzählen von Götterbissen mit trocknem Gaumen halt’ ich nicht mehr aus.«
    »Nieder mit Cethegus, dem Tyrannen, er sterbe, wenn er uns hungern läßt.«
    »Mir ist, ich wäre Imperator und hörte das getreue Volk von Rom. Ich rette mein Leben und gebe nach. Tragt auf, ihr Sklaven.«
    Da tönten Flöten aus dem Vorgemach, und im Takte der Musik schritten sechs Sklaven, Efeu um die glänzend gesalbten Locken,
     in roten Mänteln und weißen Tuniken heran. Sie reichtenden Gästen frische Handtücher von feinstem sidonischem Linnen mit weichen Purpurfransen.
    »Oh«, rief Massurius, ein junger Kaufmann, der vornehmlich mit schönen Sklaven und Sklavinnen handelte und in dem zweideutigen
     Ruhme stand, der feinste Kenner solcher Ware zu sein, »das weichste Handtuch ist ein schönes Haar« – und er fuhr dem eben
     neben ihm knienden Ganymed durch die Locken.
    »Aber, Kallistratos, jene Flöten sind hoffentlich weiblichen Geschlechts – auf mit dem Vorhang – laß die Mädchen ein.«
    »Noch nicht«, befahl Cethegus. »Erst trinken, dann küssen. Ohne Bacchus und Ceres, du weißt   –«
    »Friert Venus, nicht Massurius.«
    Da erscholl aus dem Seitengemach der Klang von Lyra und Kithara, und ein trat ein Zug von acht Jünglingen in goldgrün schillernden
     Seidengewändern, vorauf der »Anrichter« und der »Zerleger«: die sechs andern trugen Schüsseln auf dem Haupt: sie zogen im
     Taktschritt an den Gästen vorüber und machten vor dem Anrichttisch von Citrus halt. Während sie hier beschäftigt waren, erklangen
     vom Mittelgrunde her Kastagnetten und Cymbeln, die großen Doppeltüren drehten sich um ihre erzschimmernden Säulenpfosten,
     und ein Schwarm von Sklaven in der schönen Tracht korinthischer Epheben strömte herein. Die einen reichten Brot in zierlich
     durchbrochenen Bronzekörben: andre verscheuchten die Mücken mit breiten Fächern von Straußenfedern und Palmblättern: einige
     gossen Öl in die Wandlampen aus

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