Ein Kampf um Rom
wurden, ihm die Sandalen abzubinden. Er zählte indessen:
»Nicht unter den Grazien«, lächelte er, »nicht über die Musen.«
»Geschwind, wähle den Kranz«, mahnte Kallistratos, »und nimm deinen Platz da oben auf dem Ehrensitz der mittleren Kline.«
»Wir haben dich im voraus zum Symposiarchen, zum Festkönig gewählt.«
Der Präfect hatte sich vorgesetzt, diese jungen Leute zu bezaubern. Er wußte, wie gut er das konnte: und er wollte es heute.
Er wählte einen Rosenkranz und ergriff das elfenbeinerne Scepter, das ihm ein syrischer Sklave kniend reichte. Das Rosendiadem
zurechtrückend, schwang er mit Würde den Stab:
»So mach’ ich eurer Freiheit ein Ende!«
»Ein geborner Herrscher«, rief Kallistratos, halb im Scherz, halb im Ernst.«
»Aber ich will ein sanfter Tyrann sein! mein erst Gesetz: ein Drittel Wasser – zwei Drittel Wein.«
»Oho«, rief Lucius Licinius und trank ihm zu, »bene te! Du führst üppig Regiment. Gleiche Mischung ist sonst unser Höchstes.«
»Ja, Freund«, lächelte Cethegus, sich auf dem Ecksitz der mittleren Kline, dem »Konsulsplatz«, niederlassend, »ich habe meine
Trinkstudien unter den Ägyptern gemacht, die trinken nur lautern.– He, Mundschenk – wie heißt er?«
»Ganymedes – er ist aus Phrygien. Hübscher Wuchs, eh?«
»Also, Ganymed, gehorche deinem Jupiter und stelle neben jeden eine Patera Mamertinerwein – doch neben Balbus zwei, weil er
sein Landsmann ist.«
Die jungen Leute lachten. Balbus war ein reicher Gutsbesitzer auf Sicilien, noch sehr jung und schon sehr dick.
»Pah«, lachte der Trinker, »Efeu ums Haupt und Amethyst am Finger – so trotz’ ich den Mächten des Bacchus.«
»Nun, wo steht ihr im Wein?« fragte Cethegus, dem jetzt hinter ihm stehenden Mauren winkend, der ihm einen zweiten Kranz von
Rosen, diesmal um den Nacken, schlang.
»Settiner Most mit hymettischem Honig war das letzte. Da, versuch!« so sprach Piso, der schelmische Poet, dessen Epigramme
und Anakreontika die Buchhändler nicht rasch genug konnten abschreiben lassen, und dessen Finanzen sich doch stets in poetischer
Unordnung befanden. Und er reichte dem Präfecten, was wir einen Vexierbecher nennen würden, einen bronzenen Schlangenkopf,
der, unvorsichtig an den Mund gebracht, einen Strahl Weines heftig in die Kehle schoß. Aber Cethegus kannte das Spiel, behutsam
trank er und gab den Becher zurück.
»Deine
trocknen
Witze sind mir lieber, Piso«, lachte er und haschte ihm aus der Brustfalte ein beschriebenes Täfelchen.
»O gib«, sagte Piso, »es sind keine Verse – sondern ganz im Gegenteil – eine Zusammenstellung meiner Schulden für Wein und
Pferde.«
»Je nun«, meinte Cethegus, »ich hab’ sie an mich genommen – sie sind also mein. Du magst morgen die Quittung bei mir einlösen:
aber nicht umsonst – mit einem deiner boshaftesten Epigramme auf meinen frommen Freund Silverius!«
»O Cethegus«, rief der Poet erfreut und geschmeichelt, »wie boshaft kann man sein für vierzigtausend Solidi! Wehe dem heiligen
Mann Gottes.«
Achtes Kapitel
»Und im Schmause – wie weit seid ihr damit?« fragte Cethegus, »schon bei den Äpfeln? sind es diese?«
Und er sah blinzend nach zwei Fruchtkörben von Palmenbast, welche hochaufgehäuft auf einem Bronzetisch mit elfenbeinernen
Füßen prangte.
»Ha, Triumph!« lachte Marcus Licinius, des Lucius jüngerer Bruder, der sich mit der dilettantischen Spielplastik der Mode
abgab. »Da siehst du meine Kunst, Kallistratos! Der Präfect nimmt meine Wachsäpfel, die ich dir gestern geschenkt, für echt.«
»Ah, wirklich?« rief Cethegus wie erstaunt, obwohl er denWachsgeruch längst ungern vermerkt. »Ja, Kunst täuscht die Besten. Bei wem hast du gelernt? Ich möchte dergleichen in meinem
kyzikenischen Saal aufstellen.«
»Ich bin Autodidakt«, sagte Marcus stolz, »und morgen schicke ich dir meine neuen persischen Äpfel – denn du würdigst die
Kunst.«
»Aber das Gelag ist zu Ende«, fragte der Präfect, den linken Arm auf das Polster der Kline stützend.
»Nein«, rief der Wirt, »ich will es nur gestehn: da ich auf unsern Festkönig erst zur Trinkstunde rechnen durfte, hab’ ich
noch einen kleinen Nachschmaus zu den Bechern gerüstet.«
»O du Frevler«, rief Balbus, sich mit der zottigen Purpurgausape die fettglänzenden Lippen wischend, »und ich habe so schrecklich
viel von deinen Feigenschnepfen gegessen!«
»Das ist wider die Verabredung!« rief Marcus
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