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Ein Kelch voll Wind

Ein Kelch voll Wind

Titel: Ein Kelch voll Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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vom Regen rein gewaschen wurde.
    »V ielleicht hatte Melita gewusst, dass das passieren würde«, sagte Richard. »V ielleicht auch nicht. Fakt ist jedenfalls, dass ihre Schwester Cerise in jener Nacht starb.«
    »D ie übrigen elf blieben entsetzt und voller Angst zurück«, erklärte Sophie.
    »M elita war zu gefährlich.« Axelle betrachtete ihre blutroten Fingernägel eingehend. »I n ihrer Nähe war es nicht mehr sicher. Also legten sich die überbliebenen Hexen auf die Lauer, um auf sie zu warten. Um sie umzubringen.«
    Knallhart. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Dass dies wirklich und wahrhaftig passiert sein sollte, dass es Geschichte war. Und ich wollte den schrecklichen Schlussfolgerungen nicht trauen, zu denen ich gelangte. Ich blickte zu Clio, die genauso gebannt zuhörte wie ich.
    »A ber es funktionierte nicht«, sagte Daedalus. »S ogar für alle elf zusammen war Melita noch zu stark. Anstatt zu sterben, konnte sie entkommen und verschwand. Niemand hat sie je wiedergesehen.«
    »D och bevor sie ging, stattete sie der Quelle und der großen Zypresse, an der sie den Ritus vollzogen hatte, noch einen letzten Besuch ab.« Ouida holte tief Luft und sah auf ihre im Schoß gefalteten Hände. »S ie zerstörte den Baum. Die Quelle versiegte.«
    »U nd jetzt macht einen Zeitsprung von fünfzehn Jahren«, sagte Manon. »S pätestens da war klar, dass der Ritus unerwartete Nebenwirkungen gehabt hatte. Keiner der elf war jemals krank geworden. Ihre Magie war stark und sehr, sehr mächtig.«
    »C erises Tochter, die in jener Nacht geboren worden war, wuchs ganz normal heran«, unterbrach sie Ouida. »S eltsamerweise besaß sie das exakt gleiche Muttermal wie Cerise: eine leuchtende Schwertlilie auf dem Wangenknochen… Irgendwie war die Magie jener Nacht auch in sie eingedrungen, ihre Kräfte schienen ungewöhnlich intensiv. Sie hieß Hélène. Als die Zeit kam, heiratete sie und bekam ein Kind. Wie ihre Mutter starb sie bei der Geburt. Ihre Tochter Félice trug das Schwertlilienmal.«
    Mein eigenes Muttermal brannte auf meiner Wange.
    »F élice wurde erwachsen, heiratete und starb bei der Geburt«, fuhr Daedalus ausdruckslos fort. »E s war, als sei Cerises Linie verflucht, weil sie in der Nacht des Ritus ihr Leben gelassen hatte.«
    »U nd so ging es immer weiter«, sagte Ouida. »C erises Familie starb nie ganz aus, jede Generation brachte immer einen Nachfahren hervor. Eure Mutter, Clémence, war die zwölfte. Ihr, meine Lieben, seid die dreizehnte. Eure Kraft ist außergewöhnlich stark. Ihr habt das Potenzial, extrem mächtige Hexen zu werden.«
    »V or allem wenn man unsere Kräfte zusammenspannt«, sagte Clio kühl.
    Ouida runzelte die Stirn. »A lso, das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Ich schätze schon, zumindest in der Theorie. Aber ich habe noch von keinem anderen Zwillingspaar gehört, das so etwas hätte tun können. Du vielleicht?«, wandte sie sich an Daedalus.
    Es kostete mich einige Mühe, mir meinen Schreck nicht anmerken zu lassen und Clio nicht anzusehen.
    Daedalus blickte nachdenklich drein. »I ch erinnere mich eigentlich nur an zwei andere Zwillingspärchen in unserer famille«, sagte er. »I m ersten Fall starb ein Zwilling noch vor seinem Aufstiegsritus. Bei dem anderen Paar ist mir nichts Bemerkenswertes bekannt.«
    »I hr müsst bedenken«, betonte Jules, »d ass nur die elf, die bei Melitas dunklem Ritual anwesend waren, so, na ja, über alle Maßen mächtig wurden. Der Rest der Gemeinschaft praktizierte Bonne Magie und wurde zu guten Hexen, aber nicht zu übernatürlich starken. Und aus dem Kreis der ursprünglichen dreizehn seid ihr in jedem Fall die ersten und einzigen Zwillinge.«
    Ich versuchte, ruhig und interessiert auszusehen. Dies war das komplette Gegenteil zu dem, was Petra uns erzählt hatte. Sie logen. Sie wollten, dass wir, die Zwillinge, uns sicher fühlten. Sie wussten nicht, dass wir bereits herausgefunden hatten, dass jemand versuchte, uns wehzutun.
    »W as geschah mit den Nachkommen der anderen elf?«, fragte ich.
    »D as bringt uns zum nächsten wichtigen Teil unserer Geschichte«, sagte Daedalus. Er stand neben dem Kamin, die Arme auf dem Rücken verschränkt. »W isst ihr– und das ist wirklich bemerkenswert–, abgesehen von den wirklich unfassbaren magischen Kräften, abgesehen davon, dass niemand im Anschluss an das Ritual je wieder krank wurde und alle Verletzungen sofort heilten, gab es noch ein anderes Vermächtnis für all diejenigen,

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