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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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unternehmen. Calum hatte nie ein Problem damit, dass sie bezahlte, dachte sie. Dann fragte sie sich, wie oft sie an diesem Tag Calum schon mit dem großen, schlanken Al Holly verglichen hatte. Und wie viele Punkte Vorsprung hatte Al Holly? Vielleicht war es ein Glück, dass es jetzt Zeit war, nachhause zu fahren. Es war Zeit, dass das alles aufhörte.
    Sie fuhren aus der Stadt in Richtung Rising Sun. Dawn nahm den Umweg über Landstraßen; ihr war bewusst, dass sie seine Gesellschaft bis zum letzten Tropfen auskostete. Auf einer dieser Landstraßen bat Al Dawn auf einmal, den Wagen anzuhalten.
    »Hier?«, sagte sie. »Wozu denn? Hier gibt es doch gar nichts.« Aber sie hielt trotzdem an, neben einem Gatter, das in einen Wald führte. Sie gingen zu einer Stelle, wo die letzten Glockenblumen den Boden wie ein Teppich bedeckten. Späte Blüten, die in wenigen Tagen verwelkt sein würden.
    »Sieh dir das an, das ist so schön«, sagte Al.
    »Das stimmt«, sagte Dawn. »Gibt es die in Kanada nicht?«
    »Keine englischen. Wir haben Hybride, aber die sind nicht so wie diese hier.«
    Er schloss die Augen und atmete den zarten Duft tief ein, den eine sanfte Brise zu ihnen herüberwehte.
    »Das war ein wundervoller Tag«, sagte er schließlich, ohne sie anzusehen. »Ich weiß, dass wir nur Freunde sein können, aber ich wünschte, irgendwo dort draußen gäbe es ein paralleles Universum, in dem du … frei bist …« Er schlug sich hart mit einer Faust auf den Schenkel, als könnte er sich so von dem Ort zurückholen, an den ihn seine Fantasie getragen hatte. »Entschuldige. Ich hätte das nicht sagen sollen. Dawny …« Dawn schluckte, als sie ihn ihren Namen in diesem Ton sagen hörte. Er wandte sich langsam zu ihr um. Die sexuelle Anspannung zwischen ihnen hätte sie nicht einmal mit Darth Vaders Lichtschwert durchschneiden können, als Al Holly ihre Hand in seine nahm, ihren Handrücken sanft küsste und sagte: »Du wirst das vielleicht für eine abgedroschene Anmache halten, aber das ist es nicht. Heute ist einer der schönsten Tage meines Lebens, an den ich mich immer erinnern werde. Vielen Dank dafür.«
    Dawn konnte nichts erwidern. Ihr stockte der Atem. Daher war sie froh, als er endlich so etwas wie »Komm, fahren wir weiter« murmelte und sich wieder zu ihrem Wagen umwandte, denn dabei konnte sie unbemerkt eine vereinzelte Träne wegwischen. Sie fragte sich, was sie nächstes Jahr empfinden würde, wenn sie Glockenblumen sah. Sie fragte sich, ob sie sie zum Lächeln oder zum Weinen bringen würden.
    Als sie ihn am Pub absetzte, schenkte er ihr ein breites, schiefes Grinsen und sagte, er habe am Freitag eine Überraschung für sie auf Lager, daher solle sie wie gewohnt zur Rising Sun kommen und ihn treffen.
    In dieser Nacht träumte Dawn davon, wie sie auf ihrer eigenen Hochzeit tanzte. Aber sie war nicht in Calums Armen. Sie wurde in einem atemberaubenden Walzer von Al Holly in seiner Cowboykluft über die Tanzfläche gewirbelt. Der Geruch von Glockenblumen lag schwer in der Luft. Sie wachte in dem Augenblick auf, als Al Hollys Lippen im Begriff waren, sich auf ihre zu senken.

Dreiundfünfzigstes Kapitel
    G race ließ den Hals auf ihren Schultern kreisen und versuchte, sich auf die Uhr zu konzentrieren. Sie hätte alles gegeben, um die Arme nach hinten ausstrecken zu können, aber das war unmöglich, da ihre beiden Hände mit einem Gürtel ans Tischbein gefesselt waren. Sie versuchte zu überlegen, was eigentlich los war und was das Letzte war, woran sie sich erinnern konnte. Sie hatte gebügelt. Ein James Bond war im Fernsehen gelaufen, was hieß, dass es Montagnachmittag gewesen sein musste, ein Feiertag. Gordon hatte ihr eine heiße Schokolade gemacht, und sie hatte sie geschlürft, während sie seine Hemden bügelte. Er hatte zu viel Pulver hineingetan, sodass sie viel zu süß war – zu süß, um sie auszutrinken. Sie wollte ihm ein geputztes Haus und frisch gewaschene Wäsche dalassen, wenn sie ging. Sie konnte sich erinnern, dass sie Mitleid mit ihm gehabt hatte, während sie die Hemden auf die Kleiderbügel hängte. Würde er ohne sie zurechtkommen? Sie hoffte, sie würden sich wie zivilisierte Menschen trennen können. Danach konnte sie sich an nichts mehr erinnern.
    Er hatte sie mit Medikamenten betäubt, da war sie sich sicher. Dann begriff sie, dass er sie auch an dem Abend neulich mit Medikamenten betäubt haben musste und dass er das, was auch immer er dafür verwendet hatte, heimlich in die heiße

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