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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Gedanken; das fiel ihr heute nicht besonders schwer.
    Sie fuhren durch Moore, holperten über Landstraßen und nahmen schließlich eine lange, gewundene Straße zurück nach Barnsley.
    »Und jetzt das i-Tüpfelchen deines Aufenthalts in England«, sagte sie, als sie vor einer Reihe alter Gebäude auf einen Parkplatz einbogen. »Der Yorkshire-Tee mit Scones und Marmelade.«
    »Aber das ist ja ein Italiener!«, lachte Al, als er die riesigen gestreiften Flaggen vor dem Haus sah.
    »Nein, das ist Barnsley durch und durch«, sagte Dawn. »Solche Portionen bekommst du nirgends in Italien.«
    Sie drückte die Tür auf, und das Erste, was sie sahen, war, wie beabsichtigt, die größte Kuchenvitrine der Welt. Die Kuchen darin sahen aus, als seien sie für eine weitaus größere Welt gebacken worden als die, in der sie standen.
    »Oh, wow«, sagte Al. »Das sind ja wirklich viele. Wie soll ich mich da bloß entscheiden?«
    »Versuch’s doch mit der »Ene mene muh«-Methode, wenn sonst nichts hilft«, sagte Dawn. Sie lachte mit der Kellnerin, die sie zu einer Sitznische führte und ihnen zwei lange, grün-weiß-rote Speisekarten reichte.
    Zehn Minuten später hatten sie sich noch immer nicht entschieden, was sie nehmen wollten.
    »Warum nehmen Sie nicht den ›Mama und Papa‹?«, schlug die Kellnerin vor. »Das ist für zwei Personen und besteht aus einer Kostprobe von acht Kuchen Ihrer Wahl.«
    »Wie – wir sollen uns auf acht beschränken?« Al schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann!«
    Er liebt Essen, genau wie ich, dachte Dawn. Sie kam aus einer Familie, wo man gern um einen sich biegenden Esstisch beisammensaß; das war etwas gewesen, das ihr an der Crooke-Familie so gut gefallen hatte. Als der Kuchenteller gebracht wurde, sagte Dawn, ohne zu überlegen: »Gott, das ist ja genug für meinen Hochzeitsempfang!«
    Sie wünschte, sie hätte die Worte zurücknehmen können. Den ganzen Tag hatte sie ihr anderes Leben mit keinem Wort erwähnt, und jetzt hatte sie es genau ins Rampenlicht zerren müssen.
    Al schenkte schweigend zwei Tassen Kaffee aus der riesigen Kanne ein.
    »Wann ist denn der große Tag?«
    »Am 27. Juni«, antwortete sie verlegen.
    Er saß einen Augenblick schweigend da. Dann warf er noch eine Frage in den stillen See zwischen ihnen.
    »Wie heißt er denn?«
    »Calum.« Sie wollte nicht über ihn reden. Das hier war eine andere Welt, ein anderes Universum, und eines, in dem Calum Crooke nicht existierte.
    »Was für ein Mann ist er?«
    Er schläft verdammt viel, er ist faul, er trinkt zu viel, er macht krumme Geschäfte, er findet, dass ich nörgele, und er hasst es, wenn ich singe. Aber nach den Worten meiner künftigen Schwiegermutter muss ich nur ein paar Jahre warten, dann wird er schon okay sein.
    » Er sieht, ähm, nett aus, er hat eine tolle Familie; sie sind wirklich nett zu mir. Er ist still. Er ist ein Familienmensch. Er steht seinen Eltern und Schwestern sehr nahe. Sie sind alle sehr witzig.« Sie nahm einen kräftigen Schluck Kaffee.
    Al führte einen Löffel Schokoladenkuchen zum Mund.
    »Klingt, als ob du mehr in seine Familie verliebt wärst als in ihn.«
    »Nein, so ist es nicht.« Dawn sprach mit einem leicht defensiven Unterton, von dem sie selbst schockiert war. »Aber sie kommen eben als Gesamtpaket, sie sind eine sehr eng verbundene Familie. Das gefällt mir.« Das war jetzt schon das zweite Mal, dass er Wahrheiten aussprach, die allzu nah an der Schmerzgrenze waren.
    »Verstehe«, sagte Al, aber sie konnte sehen, dass er über ihre Worte nachgrübelte, während er sich ein halbes Kaffeebaiser in den Mund steckte.
    »Hätten deine Mom und dein Dad ihn gemocht?«
    Hätten sie das? Sie hatte es bis jetzt vermieden, sich diese Frage zu stellen, und sie wollte auch jetzt nicht darüber nachdenken. Vermutlich wusste sie, wie die Antwort gelautet hätte.
    »Mum und Dad hätten gewollt, dass ich glücklich bin. Und das bin ich. Wirklich.« Sie reckte das Kinn vor, als könnte sie ihren Worten dadurch mehr Gewicht verleihen.
    Sie konnte Al Hollys Gedanken nicht lesen, während er bei den Kuchen zulangte, aber sie spürte, dass ihm eindeutig irgendetwas durch den Kopf ging, auch wenn er nichts weiter zu dem Thema sagte.
    Er übernahm die Rechnung. Sie protestierte, denn er hatte auch schon das Fish and Chips bezahlt, aber er sagte, er wolle sich nicht von einer Dame aushalten lassen, vor allem wenn sie ihr Benzin verbraucht hatte, um mit ihm einen Ausflug zu

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