Ein Kerl macht noch keinen Sommer
keinen Sinn, alles kompliziert zu machen. Ja, na klar, als ob es nicht schon kompliziert wäre! Ein riesiger Teil von ihr wollte nicht aufrichtig und ehrbar und anständig sein. Er wollte, dass Al Holly sich zu ihr vorbeugte, sie hart auf die Lippen küsste und ihr zeigte, wie er schmeckte. Sie wollte Dinge mit ihm tun, neben denen Paris Hiltons Liebesleben so aussah wie Mutter Teresas.
»Eine Cola light, bitte. Eine kleine.«
»Zwei kleine Cola light, bitte«, sagte Al zu dem Barmann, bevor er sich wieder zu Dawn umwandte: »Und, wie kommen die Hochzeitsvorbereitungen voran?«
Dawn wollte nicht über ihre Hochzeitsvorbereitungen reden. Sie ignorierte die Frage und stellte ihm stattdessen selbst eine.
»Schreibst du deine Songs eigentlich selbst?«
»Ein paar schreiben wir selbst. Ehrlich gesagt habe ich erst diese Woche einen geschrieben.«
»Wie heißt er denn?«
»Bin noch nicht so weit. Nächste Woche habe ich ihn hoffentlich fertig«, sagte er. »Wir … äh … wir müssen heute Abend auf einer privaten Party spielen. Ich kann nur fünf Minuten bleiben.«
»Oh, na klar«, sagte Dawn.
»Du könntest mitkommen, die Jungs hätten nichts dagegen. Wir könnten dich als Roadie ausgeben, wenn ich dir meinen Hut leihe.«
»Danke«, lächelte Dawn. »Aber ich sollte besser nicht, ich sollte nachhause.«
»Ich würde viel lieber nicht zu dieser Party fahren und stattdessen nur mit dir hier sitzen und über Musik und Gitarren reden, oder worüber du sonst reden willst, und ein Bier trinken.«
»Das könnte ich sowieso nicht, ich bin mit dem Auto da.«
»Ich könnte dir die Autoschlüssel wegnehmen.«
»Und wie würde ich dann nachhause kommen?«
Die Frage schwebte in der schweren Stille zwischen ihnen, und sie wussten beide, wie seine Antwort lauten würde, wenn er sie laut ausspräche.
Dawn wurde so heiß, dass ihr Gehirn zu explodieren drohte.
»Wo ist denn die Party?«, fragte sie.
»Maltstone Lodge oder so ähnlich. Kennst du das?«
»Ja, das ist nicht weit.« Dawn nahm einen kräftigen Schluck. Ihr fiel auf, dass Al bereits ausgetrunken hatte.
»Du musst los«, sagte sie.
»Ja, ich weiß.« Aber er rührte sich nicht. Und Dawn sich auch nicht.
»Ich …«
»Dawn …« Sie ergriffen beide gleichzeitig das Wort. Al Hollys Hand kam abrupt hoch. Dann ließ er sie wieder sinken, nur um sie gleich darauf in einem eleganten Bogen ihrem Gesicht zu nähern. Seine Finger hatten ihre Wange kaum berührt, als die Stimme eines Mannes durch die Bar rief:
»Al, wir müssen los, Mann. Oh, hi, Dawny. Wie geht’s?«
Al seufzte. »Samuels Timing war noch nie besonders gut.«
»Vielleicht ist sein Timing zu gut.« Samuel hatte sie vor weiß Gott was gerettet, denn sie wusste nicht, welche Bomben in ihr hochgegangen wären, wenn Al sie geküsst hätte. Sie versuchte mit aller Kraft, ihm zu widerstehen, aber es gelang ihr einfach nicht.
Al glitt mit einer Hand in die Gesäßtasche seiner Jeans und zückte ein Blatt Papier.
»Hier ist meine Handynummer. Nur falls du sie willst. Nur falls du mal reden willst. Als Freunde.«
Dawn nahm das Blatt Papier. Sie würde ihn nicht anrufen, sie konnte ihn nicht anrufen, aber es war trotzdem nett, seine Nummer zu haben.
»Ich weiß, dass du nicht anrufen wirst«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen, »aber ich will gern hoffen, dass du es vielleicht doch tun wirst.«
»Danke. Und wenn ich nicht anrufe, wirst du dann nächste Woche hier sein?«
»Natürlich.«
»Mach’s gut.«
»Du auch.«
Er berührte ihre Nasenspitze. Nur eine einzige kleine Berührung mit seinem Finger, und diese Bomben detonierten in ihr, und jede einzelne löste wieder eine neue in einem anderen Teil ihres Körpers aus.
Scheiße – sie war drauf und dran, einem Country-Jungen hoffnungslos zu verfallen, und sie wünschte, sie könnte, bevor er sie für immer verließ, seine Lippen auf ihren schmecken. Nur ein einziges Mal.
Als Anna nachhause kam, fand sie ein kleines Päckchen auf ihrer Türschwelle vor. Sie holte einmal tief Luft, riss es auf und sah, dass es einen winzigen schwarzen Tanga enthielt. Sie schloss die Tür auf und warf ihn auf den Dielentisch.
Achtundsechzigstes Kapitel
Z u sagen, dass Anna an jenem Samstagabend nervös war, während sie auf ihren Wagen wartete, war, als würde man sagen, die Sonne sei »ein bisschen heiß«. Was zum Teufel wollte er ihr geben? Was immer es war, es war zweitrangig neben der Tatsache, dass sie ihn wiedersehen würde. Die Vorfreude
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