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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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zerbrechlich aus wie die eines Kükens, und sie ruhte sich aus, mit offenem, zahnlosem Mund, die Wangen hohl und eingefallen.
    »Charlotte, meine Liebe«, sagte die Frau leise und tätschelte ihre Hand. »Charlotte, Sie haben Besuch.«
    Die Augen der alten Dame gingen flackernd auf. In ihnen lag kein Zeichen eines Erkennens. Sie huschten über Dawn hinweg, als wäre sie nur ein Möbelstück im Zimmer.
    »Setzen Sie sich für eine Weile zu ihr«, sagte die Frau auf dem Weg zur Tür. »Kann ich Ihnen einen Kaffee oder Tee bringen?«
    »Einen Kaffee, gern.« Dawn setzte sich an Charlottes Bett. »Mit Milch und einem halben Stück Zucker, wenn es keine Umstände macht.«
    »Überhaupt nicht, Liebes«, sagte die Frau. »Heißes Wasser steht hier immer bereit!«
    Dawn musterte die alte Dame. Sie schien schwer zu atmen, und sie sah so viel älter aus als noch beim letzten Mal.
    »Hallo, Tante Charlotte«, sagte Dawn leise. »Erinnern Sie sich noch an mich? Ich bin Dawn. Ich werde Calum heiraten, Ihren Großneffen. Wir haben Sie vor ein paar Wochen hier besucht. Sie wollten ein Bild von meinem Brautkleid sehen. Bei meiner letzten Anprobe habe ich eines für Sie machen lassen, damit Sie sehen können, wie ich aussehen werde.«
    Charlottes Augen wanderten zurück zu Dawn, und sie nickte fast unmerklich. Dawn öffnete ihre Handtasche und entnahm ihr das Foto.
    »Es ist so hübsch«, fuhr Dawn fort. »Es ist elfenbeinfarben mit winzigen pfirsichfarbenen Rosen am Ausschnitt, einem V an der Taille und einem großen, ausladenden Rock. Möchten Sie es gern sehen?« Sie hielt Charlotte das Foto hin. Zu Dawns Freude blieb der Blick der alten Dame auf dem Bild hängen, und dann streckte sie die Hände danach aus.
    »Ich wollte Sie nicht enttäuschen, nachdem ich doch versproch…«
    »Sie sehen sehr glücklich aus«, sagte Charlotte mit einer kratzigen Stimme. »Ihre Stiefel gefallen mir.«
    Wie schade, dachte Dawn. Sie konnte es nicht wirklich sehen.
    »Wer ist denn dieser Mann?«
    »Welcher Mann, Liebes?«, fragte Dawn.
    »Dieser Mann da mit dem Hut.«
    »Oh, äh …« Natürlich war da kein Mann. Dawn dachte sich spontan etwas aus, um die alte Dame nicht noch mehr zu verwirren.
    »Das ist der Mann, dem das Bekleidungsgeschäft gehört«, sagte sie.
    Tante Charlotte ließ das Foto fallen. Als Dawn eine Hand ausstreckte, um es aufzuheben, sagte Charlotte mit einer Stimme, die fest und schwer von Tränen war: »Oh, Dee Dee, was tust du da? Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist.« Die linke Hand der alten Dame fiel auf Dawns und drückte sie mit einer Kraft, die Dawn einer solch gebrechlichen Frau nicht zugetraut hätte. Dann schien das Licht in ihren Augen zu verblassen, und sie schloss sie mit einem erschöpften Seufzer. Sie war wieder eingenickt, als die Frau mit dem Kaffee wiederkam.
    »Haben Sie es ihr zeigen können?«, fragte sie.
    »So halb«, sagte Dawn, während ihr Gedanken und Erinnerungen wild durch den Kopf schossen. Ich muss mich verhört haben. Sie hat mich Dee Dee genannt? » Sie hat mir gesagt, sie wolle, dass ich glücklich bin.«
    »Aber sie hat doch sicher nicht gesprochen, oder?«, sagte die Frau leicht ungläubig. »Sie spricht jetzt schon seit einer ganzen Weile nicht mehr.«
    »Es war so seltsam … sie hat mich Dee Dee genannt …«, Mum und Dad haben mich immer Dee Dee genannt, »… und dann hat sie meine Hand ergriffen …«
    Dawns Stimme verlor sich. Es war offensichtlich, dass die Frau sie für verrückt hielt.
    »Na ja, wenn sie das getan hat, dann ist das doch sehr schön«, sagte sie dennoch mitfühlend. Manche Leute sahen eben, was sie sehen wollten, das hatte sie schon oft erlebt, vor allem an diesem Ort.
    Dawn leerte ihren Kaffee mit zwei Schlucken. Er war lauwarm, so viel Milch war darin gewesen. Sie drückte Tante Charlotte einen sanften Kuss auf die Wange. Ihr Atem ging so flach, dass sich ihre Brust kaum hob und senkte, während sie schlief, und Dawn fragte sich, ob sie die alte Dame überhaupt noch einmal lebend sehen würde. Sie war so froh, dass sie sie besucht hatte, wie sie es versprochen hatte, aber was Charlotte gesagt hatte, hatte sie so erschüttert, dass sie an der frischen Luft ein paarmal tief durchatmen musste, bevor sie es wagen konnte, nachhause zu fahren. Sie wünschte, sie hätte dieses Foto so sehen können, wie Charlotte es gesehen hatte. Und Dee Dee? Wie überaus seltsam .

Siebzigstes Kapitel
    U nd, gab’s wieder ein paar Geschenke vor deiner Tür?«, fragte Christie

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