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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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. Er ging ihr kaum noch aus dem Kopf, was sie beunruhigte. Es hatte keinen Sinn, sein Herz an jemanden wie ihn zu hängen. Aber ihr war bewusst, dass sie genau das im Augenblick tat.
    »Und ich werde mit meiner Tante shoppen gehen«, sagte Raychel, nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte.
    Sie ließ den Großteil der Geschichte aus und erzählte den anderen nur, sie sei von einer Tante, die sie aus den Augen verloren hatte, kontaktiert worden, die durch einen seltsamen Zufall hier in der Gegend lebte.
    »Das ist ja eine unglaubliche Geschichte«, sagte Christie. »Ich dachte immer, so was gibt’s im wirklichen Leben gar nicht. Du musst ja überglücklich sein.«
    »Es ist eine lange und komplizierte Geschichte«, sagte Raychel. »Ich habe euch nur die Kurzfassung gegeben.«
    »Und das Happyend«, sagte Dawn. »Das ist doch wunderbar so.«
    Raychel strahlte von einem Ohr zum anderen. Sie hatte ihren Kolleginnen unbedingt einen Teil ihrer Geschichte erzählen wollen: den schönen Teil. Sie hatten es ihr so leicht gemacht, Freundschaft mit ihnen zu schließen, hatten sie akzeptiert, ohne ihre Vergangenheit bis ins kleinste Detail wissen zu wollen. Sie fühlte sich wie in eine große, bequeme Decke gehüllt. Sie war zufrieden, trotz des unguten Gefühls, dass ihre Mutter wieder in ihrem Leben aufgetaucht war. Aber sie hatte Elizabeth auf ihrer Seite, und damit fühlte sie sich auf eine Weise beschützt, auf die sie nicht einmal ihr lieber Ben beschützen konnte.
    Nachdem die anderen gegangen waren, setzte sich Dawn an die Bar und sah der Band zu.
    »Werden Sie wieder singen?«, fragte der Barmann, als sie ihre Bestellung aufgab. »Sie waren fabelhaft.«
    »Das war nur eine einmalige Aktion«, sagte Dawn, obwohl sie insgeheim strahlte.
    »Der Chef wollte Sie gern sprechen. Ich glaube, er wollte Ihnen anbieten, ab und zu hier zu singen.«
    »Ach ja?« Dawn fühlte sich geschmeichelt, aber ihr gefiel der Gedanke nicht, allein auf dieser Bühne zu stehen. Al würde bis dahin wieder in Kanada sein, und sie hatte noch nie vorgehabt, als Solosängerin aufzutreten. »Sagen Sie ihm, vielen Dank, aber ich glaube nicht, dass ich mir das zutraue«, sagte sie. »Aber es war nett von ihm, mich fragen zu wollen.«
    »Schade«, sagte der Barmann. »Aber Sie haben auch so gut zu dieser Band gepasst. Vielleicht sollten Sie die Jungs fragen, ob sie Sie mitnehmen, wenn sie abfahren.«
    Dawn lachte höflich, aber die Worte des Barmanns trafen einen wunden Punkt bei ihr. Sie stellte sich vor, wie sie und die Jungs mit einem Bus auf Tournee gingen, zusammen die Bühne aufbauten, Jamsessions unter freiem Himmel abhielten, vor kanadischen Bergen und warmen, orangeroten Sonnenuntergängen.
    Al Holly legte den Arm um ihre Taille. Der Kontakt dauerte kaum eine Sekunde, aber es reichte, um Feuerwerksraketen hoch in ihr Gehirn zu schießen und dann weiter bis zum Mond.
    »Du bist ja auf einem völlig anderen Stern«, sagte er. »Irgendwas Interessantes?«
    »Doch, ja«, sagte Dawn. »Wie geht’s dir? Hattest du eine schöne Woche?«
    »Ja, hatte ich.« Er lächelte, und seine Augen funkelten wie polierte Rheinsteine. »Und wie geht’s dir, Dawny Sole? Ich wollte dich heute Abend wieder einladen, auf der Bühne mit uns zu singen, aber du warst ins Gespräch mit deinen Freundinnen vertieft. Du hast nicht ein einziges Mal zu mir hochgesehen.«
    Dawn spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Er hatte eine solch verträumte Stimme. Er konnte ihr Herz so viel schneller schlagen lassen als alle anderen Leute, denen sie je begegnen könnte. George Clooney eingeschlossen.
    »Jedes Mal, wenn ich hochgesehen habe, hast du nach unten gesehen«, entgegnete Dawn. »Offenbar hatten wir unsere Augen schlecht koordiniert.«
    »Ich habe dich sehr oft angesehen«, sagte Al. »Ich bin mir nicht sicher, wie ich meine Freitagabende verbringen soll, wenn ich dich nicht mehr dort hinten im Saal sehen kann.«
    »Ich möchte wetten, das sagst du zu allen Mädchen«, sagte Dawn. Ihr Lächeln bebte auf ihren Lippen.
    »Nein, Dawny«, sagte Al, »das tue ich nicht. Ich bin kein Frauenheld. Meine Musik ist meine Frau. Aber wenn …«
    Der Raum hinter Dawn verschwamm zu einem großen Klecks. Es gab nur noch sie und diesen entzückenden Al Holly, und sie beschwor ihn im Stillen, seinen Satz zu Ende zu führen. Aber das tat er nicht. Stattdessen sagte er nur: »Also, Cola oder Bier?«
    Dawn hätte auf ihn einprügeln können. Aber sie war nicht frei für einen Flirt. Es hatte

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