Ein Kind, das niemand vermisst
Tablett auf den Couchtisch und begann den Tee einzuschenken. Sie hatte sich inzwischen ihrer Gartenkleidung entledigt und trug ein geblümtes Sommerkleid. Nur noch ihre Fingernägel zeugten von der Arbeit im Freien. »Aber ich wurde schwanger und da haben wir den Termin auf den 3.3. 92 vorverlegt. Mein Mann wollte ein Datum, dass er sich besser merken konnte und für den 2.2 haben wir einfach keinen Termin mehr bekommen. Es war zu kurzfristig.«
Cunningham lächelte und nippte von seinem Tee.
»Sie haben vorhin den Freund ihrer Nachbarin erwähnt. Die beiden waren nicht verheiratet?«
»Nein, da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Erinnern Sie sich an den Namen des Mannes?«, fragte Cunningham. Die Frau nahm einen vorsichtigen Schluck Tee und öffnete den Deckel der Keksdose. »Es war ein kurzer Name. Mit drei Buchstaben. Tom oder Tim, vielleicht vielleicht aber auch Ted.« Als sie seine enttäuschte Miene sah, zuckte sie verlegen die Achseln. »Tut mir leid, aber es ist schon so lange her.«
»Sie sagten, sie sei hochschwanger gewesen.«
Mrs Murphy nickte. »Sie muss so drei Wochen allerhöchstens vor der Geburt gestanden haben.«
Megans Handy klingelte. Während sie abnahm, ging sie in Richtung Küche.
»Darf ich fragen, worum es denn eigentlich geht?«, fragte Mrs Murphy zaghaft und schob Cunningham die Keksdose rüber. Er lehnte höflich ab und bedeutete mit einer Geste auf seinen Bauch, dass er auf seine Figur achten musste.
»Wir suchen ein vermisstes Mädchen. Ihre Freundin sagte uns, dass die Gartenlaube dort drüben ihr Versteck sei. Sie hat dieser Freundin außerdem erzählt, dass ihre Mutter früher dort gewohnt hat.«
»Ah, dieses arme Mädchen aus der Zeitung. Ich hoffe Sie finden sie schnell.«
Megan kam zurück und setzte sich wieder. »Sie hat 2001 geheiratet. Vorher hieß Jane Conroy tatsächlich Jane Duffy.«
»Das ergibt doch alles keinen Sinn«, murmelte Cunningham. »Es sei denn, Mr Conroy hat Sean adoptiert.«
»Und Libby. Aber ist das so wichtig?«
Cunningham stand auf, bedankte sich für den Tee und ging mit Haines zurück zum Auto. Auf der Fahrt zum Revier ging er gedanklich alle wichtigen Details durch, doch er kam auf kein stimmiges Ergebnis.
»Vielleicht hatte sie eine Totgeburt«, schlug Megan vor. »Oder sie hat das Kind zur Adoption frei gegeben.«
»Vielleicht. Überprüfen Sie das bitte.« Dann fuhr er an den Seitenrand und stellte den Motor aus.
»Was ist los?«
Cunningham schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrand. »Irgendetwas übersehen wir!«, sagte er, öffnete die Tür und vertrat sich die Beine auf einem angrenzenden Acker. »Alles was wir bis jetzt heraus gefunden haben, hat uns nicht im Geringsten dabei geholfen Chloe zu finden. Von Jaydens Mörder ganz zu schweigen.« Er lehnte sich gegen die Fahrertür und starrte auf das gegenüberliegende Maisfeld. »Wir sollten uns vielleicht nicht so sehr auf Chloe fixieren, Sir«, sagte Megan plötzlich. »Sie war vielleicht gar nicht bei Jayden. Oder aber, sie hat ihn tot aufgefunden und ist in ihrer Panik davon gelaufen.«
»Nach Manchester?«
»Vielleicht hatte sie das ohnehin vor. Besonders glücklich kann sie zu Hause nicht gewesen sein.«
»Weswegen rief sie Jayden an? Um sich Rat zu holen? Geld zu leihen für die Fahrt?«
»Möglich.«
»Dann spricht doch eigentlich nichts dagegen, dass sie zu ihm gefahren ist.«
»Ich gebe zu, es spricht mehr dafür, dass sie dort war, als dass sie nicht dort war-«
»Unsere oberste Priorität gilt Chloe. Es ist wahrscheinlich, dass sie bei Jayen war. Ob nun während des Mordes oder hinterher. Sie muss geschützt werden. Vor wem auch immer.«
»Am ehesten vor ihrer Mutter«, murmelte Megan, zog ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Jackentasche und zündete sich eine an. »Sagen Sie nichts, ich weiß, ich hab aufgehört.«
Doch Cunninghams Blick war immer noch auf das Maisfeld gerichtet. »Ich weiß nicht, was Flint sich dabei denkt. Mit DI Wincott auf Fortbildung und DI Garrett in der Reha, sind wir eindeutig unterbesetzt und nicht in der Lage, einen Mord aufzuklären, ein vermisstes Mädchen zu finden, hinter dem ein Mörder her sein könnte und den Mord an einem Kleinkind zu untersuchen, das vermutlich Jahrzehnte lang vergraben war, ohne Abstriche zu machen. Die Frage ist nur, wer von dreien darunter zu leiden hat.«
Megan schluckte. »Ich dachte wir sollten einen Ersatz für Garrett bekommen.«
Cunningham schnaubte. »DI Cork vom Betrugsdezernat. Doch dieser hat
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