Ein Kind, das niemand vermisst
einschüchtern.«
Haines machte einen Schmollmund. »Dann habe ich jetzt Feierabend?«
»Nein. Nerven Sie die Sekretärin von Mr Conroy, solange, bis sie uns behilflich ist. Ich kaufe ihr das weder mit der Geschäftsreise, noch mit dem Funkloch ab. Ist mir auch völlig unverständlich, dass ihn die Schlagzeilen um seine Tochter völlig kalt lassen. Und ich finde, Sie sollten noch einmal mit Alice Brown reden und sie auf ihren Seitensprung mit McGinley ansprechen.«
»Okay. Gleich?«
»Wann sonst?« Er schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Barton sprang von seinem Stuhl auf, warf Megan einen ungläubigen Blick zu und verschwand mit Cunningham im Treppenhaus.
Mrs Conroy saß wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl, die Schultern eingefallen, klebten die fettigen Haare in ihrem Nacken; ihre Augen waren glasig und blickten ins Leere. Mit zittrigen Händen nahm sie kleine Schlucke aus dem dampfenden Becher.
Als Cunningham und Barton das Vernehmungszimmer betraten, zuckte sie zusammen, aber sie blickte nicht hoch. »Das ist DC Barton, er wird bei der Befragung dabei sein.« Cunningham setzte sich ihr Gegenüber und wartete, bis Barton sich einen Stuhl heran geholt hatte. Es war stickig in dem Raum und die kleine der beiden Neonröhren flackerte. Er hatte mit Absicht diesen Raum gewählt obwohl die anderen beiden frei waren. Manchmal half es, wenn sich die Leute so unbehaglich wie möglich fühlten. Obwohl Cunningham sich fragte, ob jemand, der so betrunken war, dass er das Verschwinden der eigenen Tochter gleichgültig aufnahm, überhaupt so etwas wie Unbehagen empfand.
»Mrs Conroy. Wir haben-«
»Haben Sie Sean gefunden?«, fragte sie mit weinerlicher Stimme.
»Nein. Auch Chloe haben wir noch nicht gefunden.«
»Chloe. Chloe.« Sie sang die Worte fast.
»Wer hat Sie in ihrem Haus überfallen?«
»Niemand. Ich bin gestürzt«, flüsterte sie.
Cunningham schlug mit der Faust auf den Tisch, so dass Barton und sie zusammenzuckten.
»Wir suchen ihre kleine Tochter verdammt! Wissen Sie das noch? Erinnern Sie sich an Chloe?«
Mit glasigen Augen blickte sie ihn an und schwieg.
»Sie könnte in großer Gefahr sein. Bitte, Mrs Conroy, helfen Sie uns, Sie zu finden.«
»Ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Aber Sie wissen, wer sie überfallen hat. Reden Sie mit uns!«
»Ich...bin gestürzt. Es hat-«
»Erzählen Sie keinen Scheiß! Meine Kollegin ist von dem Einbrecher niedergschlagen worden. Ich habe gesehen, wie er durch die Hintertür raus ist und auf einem Geländemotorrad verschwunden ist. Kennen Sie jemanden mit einem solchen Motorrad?«
Kopfschüttelnd.
»War es ihr Mann?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte sie wie aus der Pistole geschossen.
»Mrs Conroy«, begann Barton mit leiser Stimme. »Es ist sehr wichtig, dass wir Ihr kleines Mädchen finden. Sie wollen doch, dass es ihr gut geht, oder?«
Sie nickte vorsichtig. »Ich habe in der Küche gesessen und Wein getrunken. Dann hörte ich ein Geräusch an der Tür. Ich dachte, es wäre Sean, der nach Hause gekommen wäre. Ich sprang auf, doch ich rutschte aus. Ich...hatte mich zuvor auf dem Küchenboden übergeben. Dann spürte ich einen Schlag auf dem Kopf. Dann kam ich im Krankenhaus zu mir.«
»Sie haben ihn nicht erkannt?«, fragte Cunningham
»Nein.«
Irgendetwas in ihrer Stimmlage sagte ihm, dass sie log.
»Wieso glaube ich Ihnen das nicht?«
Sie zuckte die Schultern, starrte zu Boden.
Cunningham seufzte, stand auf und ging ein paar Schritte im Raum umher.Dann versuchte er etwas anderes. Er wusste nicht genau wieso er seine Taktik änderte, es war mehr ein diffuses Gefühl, dem er normalerweise nie nachgab.
»Kennen Sie eine Mrs Erica Murphy?«
Mrs Conroy wackelte mit dem Kopf, was wohl eine Verneinung darstellen sollte, doch Cunningham wiederholte die Frage, schon alleine wegen des mitlaufenden Tonbandes.
»Nein.Sagt mir nichts der Name.«
»Sie war Ihre frühere Nachbarin. Als sie in Upper Milwood gelebt haben.«
Sie kniff die Augen zusammen, als erinnerte sie sich an etwas, doch sofort darauf trat wieder der glasige Blick zum Vorschein.
»Sie waren damals hochschwanger.«
Barton sah ihn stirnrunzelnd an.
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das allerdings nicht ihre Augen erreichte. »Ja, mit Sean.«
»Nein, nicht mit Sean. Sean ist 1994 geboren worden. Sie sind aber im März 1993 hochschwanger in ihrem Garten gesichtet worden.«
»Muss sich irren, die Frau. Ist lange her.«
»Es war Mrs
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