Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
Namen der ihm bekannten Gesinnungsgenossen des Marquis, die von nun an sehr genau beobachtet werden mußten.
    «Meinst du denn, in Moskau hätten die Leute schon mal was von Ada Harris gehört?» hatte Mrs. Harris gefragt. Doch einer kannte den Namen: Genosse Inspektor Waslaw Wornow vom KGB. Nicht umsonst hatte er diese Stellung inne, die er seinem phänomenalen Gedächtnis verdankte, das es mit einer ganzen Elefantenherde aufnehmen konnte, doch das wußte Ada glücklicherweise nicht. Nicht daß es sie in diesem Stadium der Ereignisse besonders beunruhigt hätte. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu überlegen, wie sie Mrs. Butterfields Verteidigungsstellung unterminieren könnte.
    Der erste Schritt in dieser Richtung bestand darin, daß Mrs. Harris sich zu Intourist in der Upper Regent Street begab und sich ein Dutzend jener farbenprächtigen, hübsch und teuer aufgemachten Prospekte des monolithischen sowjetischen Reisebüros geben ließ, die in Wort und Bild die Schönheit russischer Städte und die erhabene Weite und Großartigkeit der Landschaft priesen, von denen man sich selbst überzeugen konnte, indem man eine dieser vielen Pauschalreisen hinter den Eisernen Vorhang buchte.
    Als Mrs. Butterfield zum wiederholten Male die langweiligen, eng bedruckten, schmuddeligen Zeitungsartikel studierte, in denen die verschiedenen Greuel und Repressionen breitgetreten wurden, denen die Bürger der UdSSR sowie alle anderen ausgesetzt waren, die man dabei erwischte, daß sie ihre Nasen in Dinge steckten, die sie nichts angingen, zog Ada als Gegengift die Prospekte aus der Tasche und schob sie ihrer Freundin hin.
    Da gab es Bilder von sauberen, gepflegten weißen Schiffen auf der blauen Moskwa und von palastartigen Bauwerken in den herrlichsten Proportionen. Fast auf jeder Abbildung dominierte der faszinierende ziegelfarbene Kreml; die hohen Gebäude der Moskauer Universität, Denkmäler und wunderbarer Bauten hoben sich aus dem Grün der Parkanlagen. Die Wohnhäuser waren in modernem Stil errichtet, das Denkmal zu Ehren der Erschließung des Weltraums ragte in den Himmel. Die vielen Bilder von Museen und Ausstellungen wetteiferten mit Farbfotos von Ballerinen, Volkstänzern, Zirkusartisten, nachts in allen Regenbogenfarben angestrahlten Fontänen, breiten Boulevards, großen, ausgedehnten Plätzen, den farbenfreudigsten Kirchen der Welt mit bizarren Kuppeln, dazu Abbildungen von geradezu feenhaftem Feuerwerk. Moskau im Winter, Moskau im Sommer, im Frühjahr und im Herbst. Einige der Prospekte waren den Kunstfestspielen gewidmet und zeigten Szenen aus Oper, Schauspiel und Ballet, sowie Volks- und Kosakenchöre, in anderen waren hübsche Mädchen in Nationaltracht und strahlende Schulkinder zu sehen. Die Flugzeuge glichen aufs Haar denen, die täglich in London über einen hinwegflogen, und waren innen offenbar so bequem und behaglich ausgestattet wie ein komfortables Wohnzimmer, und der Flughafen von Moskau war einfach umwerfend. Die Hotelzimmer wirkten ebenso luxuriös wie die im Claridge oder im Savoy, wo Ada früher gelegentlich als Zimmermädchen gearbeitet hatte.
    Doch das hervorstechendste war die Lebensfreude auf den Gesichtern der abgebildeten Menschen. Ein wunderschönes Mädchen streckte dem Beschauer mit einem strahlenden Lächeln einen Rosenstrauß entgegen, andere vergnügten sich am Strand oder tanzten, sangen und spielten miteinander. Man sah nur lachende, glückliche Gesichter.
    So hatte jeder der beiden ihre Beweisstücke vor sich, aber das Duell endete vorläufig mit einem Unentschieden.

4

    Mrs. Butterfield tat recht daran, sich sorgenvoll zu fragen, ob die Summe von einer Million Pfund, für die sie sich unter Umständen dazu überreden lassen wollte, die Reise mitzumachen, nicht viel zu niedrig angesetzt war, denn Adas Willenskraft und Durchsetzungsvermögen waren so bekannt und gefürchtet, daß die Million an Wirksamkeit zu verlieren drohte.
    Und so startete Ada eines Abends ihren Gegenangriff, und zwar von einer Operationsbasis aus, die bisher Violet Butterfields Domäne gewesen war — die Presse. Sie sah von ihrer Zeitung auf und bemerkte wie beiläufig: «Ich glaube, wenn eine Mutter ihre Tochter dort hinfahren läßt und ihr erlaubt, da zu reiten, kann es so schrecklich nicht sein, und zwei alten Putzfrauen wie uns wird schon nichts passieren, solange wir uns nicht gerade auf ein Pferd setzen.»
    Mrs. Butterfield biß sofort an. «Was für eine Mutter? Und wessen Tochter? Und was für

Weitere Kostenlose Bücher