Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
ein Pferd?»
    «Die Queen», erwiderte Mrs. Harris. «Hier, lies. Es geht um Prinzessin Anne. Sie fährt mit ihrem Verlobten zum Reiten nach Rußland, ihr Daddy geht auch mit. Nun, was sagst du dazu?»
    Mrs. Harris sprach die Wahrheit. Die Weltmeisterschaftskämpfe der Reiter in Kiew standen kurz bevor, und Mrs. Butterfield mußte die Neuigkeit schlucken, daß Prinzessin Anne, ihr Vater und ihr damaliger Verlobter vorhatten, an den Meisterschaften teilzunehmen.
    Es war ein harter Schlag für Violet, und sie konnte nur äußerst wenig dagegen Vorbringen. «Das sind Mitglieder der königlichen Familie», entgegnete sie. «Wer wird schon wagen, denen etwas zu tun? Das gäb ja Krieg. Nur unsereins wird so schandhaft behandelt. Ich habe gerade erst wieder gelesen, wie es dort zugeht. Kein warmes Wasser im Bad. Und die Wasserspülung funktioniert so gut wie nie. Und wie ein Schaf wird man herumkommandiert. Wer hat auf so was schon Lust, und das fünf Tage lang?»
    Hier klickte etwas in Mrs. Butterfields Kopf, und sie ging zu einem Überraschungsangriff über, der Mrs. Harris’ Schlachtplan um ein Haar über den Haufen geworfen hätte.
    «Weißt du, Ada», sagte sie, «für Leute wie Prinz Philip und Prinzessin Anne mag das ja schön und gut sein, sich in fremden Ländern herumzutreiben. Sie haben ja sonst nichts zu tun. Aber was ist mit meinem Job? » Und, ihren Angriff verstärkend, fuhr sie fort: «Ja, du! Du kannst praktisch Ferien machen, wann du willst. Du brauchst deinen Leuten bloß zu sagen, daß du eine Woche nicht kommst, und damit müssen sie sich wohl oder übel abfinden. Das kann ich nicht. Wenn ich im auch nur eine Viertelstunde zu spät komme, wird mir das am Lohn abgezogen, und wenn ich auf die Idee käme, mir einen Tag frei zu nehmen, würde ich bestimmt sofort rausfliegen. Ich kann auf meinen Job nicht verzichten; er ist angenehm, und die Trinkgelder bringen was ein. Glaub mir, mindestens ein Dutzend andere warten nur darauf, meinen Platz einzunehmen. Aber daran hast du bestimmt nicht gedacht. Laß uns doch dieses ganze Palaver beenden. Der Prinzessin und ihrem Pferd wünsch ich viel Glück!»
    Es stimmte. Daran hatte Mrs. Harris nicht gedacht, und dieses eine Mal war sie zum Schweigen gebracht. In schlechten Zeiten war ein Job nicht zu verachten. Die Wirtschaft war in einer Flaute, die Inflation griff um sich, und sie konnte von ihrer Freundin natürlich nicht verlangen, daß sie ihretwegen eine offenbar einträgliche Stellung aufgab. Drei Tage lang wurde von der Reise nach Moskau nicht mehr gesprochen, Mrs. Harris legte selbst die Prospekte beiseite und zerbrach sich den Kopf, wie sie diese neue Hürde wohl nehmen oder umgehen konnte. Die Hilfe kam von gänzlich unerwarteter Seite. Denn es schien, daß der Große Manipulator, der hoch oben über den Sternen thronte, seine eigenen Ansichten über die Sache hatte und es in seiner unendlichen Weisheit und Allmacht aus irgendeinem Grunde für wünschenswert hielt, daß Mrs. Harris nach Moskau reiste.
    Es nahm sich des Falls wie immer auf eine recht umständliche, aber erfolgreiche Weise an, indem er einen Brandschutzinspektor damit beauftragte, die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen im     Zwei Tage lang vermochte Mrs. Butterfield ihre Freundin zu täuschen. Nach dem gemeinsamen Teestündchen erhob sie sich um die übliche Zeit, sagte: «So, mein Liebes, ich muß allmählich wohl gehen», und verließ Ada. Doch am dritten Tag flog die Sache auf.
    Ada war noch eifrig beim Lesen ihrer Evening News, als Violet ihr Sprüchlein hersagte, und ohne aufzusehen erwiderte sie ganz friedlich: «Du mußt also gehen, ja? Und wohin? Ins Kino?»
    Mrs. Butterfield Schritt stockte, ihre füllige Gestalt schwang herum, und sie starrte ihre Freundin schreckerfüllt an. «Ins Kino?» sagte sie. «In welches Kino? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.»
    «Komm», sagte Ada, «setz dich wieder hin, und ich werde es dir sagen.»
    So als sei sie hypnotisiert, tat Violet, wie ihr geheißen. Mrs. Harris las ihr vor:
    «BRANDSCHUTZINSPEKTOR
    LÄSST BEKANNTES NACHTLOKAL SCHLIESSEN
     verstößt gegen die Sicherheitsvorschriften. Brandschutzinspektor John Reach ordnete die Schließung des Nachtclubs in der Upper Mount Street an, da bestimmte Schutzmaßnahmen gegen Brandgefahr nicht getroffen und Sicherheitsvorschriften nicht beachtet worden sind. Der Besitzer, Mr. Silk Mathieson, erklärte sich bereit, die nötigen

Weitere Kostenlose Bücher