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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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«während meine Freundin ihn pur trinkt. Nicht wahr, Vi?»
    Mrs. Butterfield sagte: «Wenn es dem Herrn recht ist.» Sie war ein wenig befangen, denn sie konnte sich nicht so rasch einer Situation anpassen wie Mrs. Harris.
    Während Mr. Rubin die Gläser füllte, ließ Ada ihre Blicke durch den Raum wandern, um festzustellen, wer und was dieser sympathische kleine Mann wohl war. Offenbar Geschäftsmann, wie sie aus einem Stapel von Musterbüchern auf einem Tisch schloß, wenn sie auch nicht erkennen konnte, um was für Muster es sich handelte. Auf dem Sofa lagen außerdem, wie sie amüsiert sah, mehrere Pornohefte herum. Auch eine Schale mit Äpfeln und Orangen stand auf dem Tisch.
    Mr. Rubin hob sein Glas mit dem klaren Naß und sagte: «Auf Ihr Wohl, meine Damen.» Halblaut fügte er hinzu: «Und auf Iwan.»
    Die beiden Frauen hoben ebenfalls ihre Gläser, und Mrs. Harris tat Mrs. Rubin Bescheid: «Auf Ihre Gesundheit, Sir! Wir sind Ihnen sehr verbunden für Ihre Liebenswürdigkeit.» Doch dann gewann ihre Neugier die Oberhand, und sie sagte: «Wer ist Iwan?»
    «Ah, Iwan», wiederholte Mr. Rubin, und das fröhliche Gesicht, das er machte, wurde ganz nachdenklich und nahm dann einen Ausdruck von großer Herzlichkeit an. «Iwan, der größte Gauner hier im Hotel. Meister des rollenden Rubels. Iwan ist der Hotelportier. Jeden Wunsch, den Sie äußern, erfüllt er, vorausgesetzt, Sie haben das nötige Kleingeld. Natürlich nur in harter Währung, das heißt, ausländische Zahlungsmittel.» Er hielt die Ginflasche hoch. «Wo, glauben Sie, kommt die her? Ich kann Wodka nicht ausstehen. »Er deutete auf den Tisch. «Haben Sie sonst in dieser Stadt schon irgendwo Orangen gesehen? Aber vielleicht sind Sie noch nicht lange genug hier. Oder das da», und er deutete auf die Pornohefte. «Ich leihe Ihnen gern welche aus, wenn Sie wollen. Alles illegal, doch Iwan macht’s möglich, und Annie — ich nenne sie Annie, eigentlich heißt sie Annuschka - ja, wie ich schon sagte, die wußte, wann sie wegzusehen hatte. Wie das mit der alten Schachtel wird, die jetzt da hockt, muß man abwarten, falls sie für dauernd bleibt.»
    Mr. Rubin hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn die «alte Schachtel» war befugt, alles, außer Schießeisen und Besuchern, passieren zu lassen, und Iwan, der Hotelportier, war nicht nur eine der Hauptstützen des üppig blühenden Schwarzen Marktes, sondern auch ein zuverlässiger V-Mann des KGB, das ihn angewiesen hatte, Mr. Rubin mit allem zu versorgen, was er verlangte, denn man wollte ihn bei guter Laune halten, bis die Lage sich geklärt hatte. Daß Iwan gezwungen war, die eingenommenen Devisen mit seinem KGB-Mann zu teilen, gehört nicht hierher, und zudem wußte Mr. Rubin davon nichts.
    «Prost», sagte er und hob erneut sein Glas. «Und was tun die Damen hier in dieser gottverlassenen Stadt?»
    Die Frage versetzte Mrs. Butterfield in solche Aufregung, daß sie sich verschluckte.
    «Wir haben sie in einer Tombola gewonnen», erwiderte Mrs. Harris. «Die Reise, meine ich. Sonst hätten wir uns das gar nicht leisten können. Ich arbeite in London als Reinmachefrau, und meine Freundin kümmert sich im «Paradise Club> um die Damen.»
    Mr. Rubin hob noch einmal sein Glas, und wieder erhellte ein reizendes Lächeln seine Züge. «Das Salz der Erde. Britanniens Bollwerk. Ich liebe Sie beide.»
    Mrs. Butterfield zeigte mit einemmal die gleiche Unruhe und Verstörtheit wie vorher in dem Zimmer am Ende des Ganges, das sie mit ihrer Freundin teilte.
    Mrs. Harris wußte nicht genau, wie sie Mr. Rubins zärtliche Erklärung aufnehmen sollte, hielt sie dann jedoch dem Gin zugute. Sie sagte: «Sehr verbunden, Mister Rubin.» ihr Blick wanderte erneut zu den Musterbüchern, und sie fragte: «In was reisen Sie, Mister Rubin?»
    «Ah, Sie haben es also erraten», sagte er. «Übrigens... sagen Sie doch Sol zu mir. Sol, Violet und Ada, und dies auf uns drei», und er nahm einen weiteren tüchtigen Schluck. «In Papier», fuhr er fort. «Ich habe den größten Papierkonzern im ganzen Vereinigten Königreich.»
    «Oh», sagte Ada, und in ihrem schlauen Köpfchen arbeitete es blitzschnell. «In Papier», wiederholte sie. «Und was die hier absolut nicht haben, ist...»
    «Genau», sagte Rubin. «Und wenn die wüßten, daß ich mich mit Ihnen oder sonst jemand über diesen Punkt unterhalte, bekämen die bestimmt einen Tobsuchtsanfall oder würden mich vielleicht sogar einlochen. Man kann nie wissen...»
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