fing Mrs. Butterfield plötzlich wieder an, eine Pantomime darzustellen.
Rubin warf den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Lachen aus. «Sie meinen Wanzen?» sagte er. «Die hab ich alle aufgestöbert. Das ist so ziemlich die einzige Unterhaltung, die ich hier habe. Wissen Sie, wie lange ich schon hier bin? Acht Wochen! Seit acht Wochen warte ich darauf, daß die sich zu etwas entschließen. Ich könnte hier schon mit Leichtigkeit den Fremdenführer spielen, Kreml, Basilius-Kathedrale, all das Zeug in den Museen — » sein Tonfall war jetzt der eines Fremdenführers — «hier rechts sehen Sie die prächtig bemalte Karosse, ein Geschenk von Englands großer Königin Elizabeth I. an Iwan den Schrecklichen, und nach dem Lunch werden wir das einzigartige Museum für bildende Künste
besuchen. Lenin, den alten Knaben, der da drüben in dem Marmorblock ausgestellt ist, habe ich schon fünfmal gesehen. Und glauben Sie mir: Schöner wird er auch nicht mit den Jahren.» Der Gin hatte ihn inzwischen fest im Griff, und er lallte mehr als daß er sprach. «Die müssen ihn da bald mal herausholen und ihn ein bißchen aufmöbeln. Bei jedem Schritt, den ich tue, folgt mir dieser KGB-Kerl auf den Fersen. Manchmal setzen wir uns irgendwohin und trinken ein Glas zusammen, aber da er kein Englisch spricht, hat das auch nicht viel Sinn. Also bleibe ich meistens auf meinem Zimmer und unterhalte mich, so gut es geht. Die haben übrigens die Dinger offenbar gar nicht mehr zu reparieren versucht. Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen.» Er veranstaltete für seine Gäste sozusagen eine kleine elektronische Führung durch den Raum und deutete auf die Stellen, wo winzige Mikrophone und andere Abhörapparate, deren Drähte er sorgfältig gekappt hatte, installiert waren.
Mrs. Harris war fasziniert. «Wer hätte das gedacht!? Aber sind Sie sicher, daß Sie alle erwischt haben?»
«O ja», erwiderte Rubin, «mit der Zeit kriegt man raus, wo sie sie hinstecken. Es ist ein bißchen so, wie mit dem Kreuzworträtsel im Evening Standard. Da weiß man nach einer Weile auch die richtigen Antworten auf immer wiederkehrende Fragen. Und was glauben Sie, was jetzt unten los ist, weil die alte Schachtel Sie nicht daran gehindert hat, mein Zimmer zu betreten?»
«Aber um was geht es denn eigentlich?» fragte Mrs. Harris, die versuchte, all die seltsamen Enthüllungen auf einen Nenner zu bringen. «Ich dachte...»
«Ha!» unterbrach sie Rubin. «. Das Wort hab ich hier gelernt. Unkultur. Der Russe versucht jeden mit seiner Kultur zu beeindrucken. Und er hält es für Unkultur, mit heruntergelassenen Hosen dazusitzen und nicht ein einziges Stück...» Er unterbrach sich, da Mrs. Butterfield, ungeachtet der Art ihres eigenen Arbeitsplatzes, irgendwie peinlich berührt schien. Aber dort gab es schließlich keine Herren.
«Und das ist nicht nur hier so», fuhr Rubin fort. «Wußten Sie, daß die Leute in Japan danach Schlange stehen? Daß im Augenblick eine chinesische Handelsdelegation in London ist, um welches einzukaufen? Und daß mehrere der neuen kleinen Staaten in Afrika, die bisher nie welches kannten, sich plötzlich darum reißen? Lieferschwierigkeiten überall, und ich sitze auf dreihundertachtzig Millionen Rollen!»
«Großer Gott!» rief Mrs. Harris aus, unfähig, sich einen solchen Berg aus Toilettenpapier auch nur vorzustellen. «Warum verkaufen Sie es ihnen denn nicht?»
«Deshalb bin ich ja hier», antwortete Rubin. «Meine Firma hat jede Menge davon. Das Versorgungsministerium möchte das Geschäft gern mit uns machen, doch der Handelsminister kann Juden nicht leiden und verweigert das Placet. Die großen Tiere in der Regierung tun so, als wüßten sie von nichts und wollen, daß die andern die Sache unter sich aushandeln — und ich sitze hier fest.»
Ada, praktisch denkend wie immer, fragte: «Warum hauen Sie nicht ab und verkaufen den Posten an jemand anderen?»
«Weil ich nicht kann», gab Rubin gereizt zurück. «Sie haben mir den Paß abgenommen.»
Mrs. Butterfield stieß einen kleinen Schrei aus und rief: «Siehst du, Ada, ich habe es dir ja gesagt... so sind sie.»
Ada, die einerseits die Ängste ihrer Freundin beschwichtigen, andererseits Mr. Rubins Worte nicht anzweifeln wollte, sagte: «Aber sie müssen Ihnen den Paß doch wiedergeben.»
«Die nicht!» schaubte Rubin. «Wir sind hier in Rußland, meine Damen, hier ist alles möglich. Ich will Ihnen ein Beispiel erzählen: Es gab eine