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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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daß der Besitz der erwähnten Dinge im Widerspruch zu den sowjetischen Gesetzen steht. Deshalb werden Sie der Übertretung dieser Gesetze angeklagt und haben der Strafen gewärtig zu sein, die Gesetzesbrechern, ungeachtet ihrer Nationalität, in diesem Lande drohen. Wenn Sie unsere Fragen wahrheitsgemäß beantworten und uns helfen, die Mitschuldigen zu finden, dürfen Sie damit rechnen, daß wir Ihren Fall mit einer gewissen Nachsicht behandeln.
    Also: Ihr Name?»
    «Mein Name?»
    Die Erwiderung entfuhr Mrs. Butterfields winzigem Mund mit derart beißender Schärfe, daß Ada erstaunt den Kopf wandte, da sie so etwas noch nie erlebt hatte, und zusah, wie ihre Freundin aus dem Häuschen geriet. «Meinen Namen wollen Sie wissen?» fuhr Violet fort. «Sehen Sie doch gefälligst in diesen blöden Formularen nach, die ich vor der Reise in dieses gräßliche Land ausfüllen und unterschreiben mußte. Wenn Sie bis jetzt nicht wissen, wie ich heiße, werden Sie es nie wissen, also werfen Sie einen Blick in all die Anträge!»
    Die tiefe Stille, die auf diesen Redeschwall folgte, nutzte Mrs. Butterfield zum Atemholen, und da sie, wie mehrfach erwähnt, ziemlich wohlbeleibt war, konnte sie mit einem Atemzug einen stattlichen Vorrat an Luft aufnehmen.
    «Und außerdem haben Sie kein Recht, Ausländern ihr gutes Geld abzuknöpfen, nur damit sie rüberkommen und sich Ihr Land ansehen. Das soll ein Land sein? Daß ich nicht lache. Wenn man hier was essen will, muß man mindestens anderthalb Stunden warten, und dann ist das Essen eiskalt, und die Kellnerin sieht einen obendrein unfreundlich an. Manieren? Auch in Ihrer Sprache gibt es die Wörter bitte und danke, aber bis jetzt habe ich sie noch nicht gehört. Das nennen Sie eine Urlaubsreise?»
    Es war an der Zeit, erneut Luft zu holen, was Mrs. Butterfield hastig und geräuschvoll tat. «Und dann diese miesen Hotels. Nennen Sie das ein Hotel, wenn man auf dem Klo zieht, und es gurgelt bestenfalls, aber aus der Brause kommt es wie ein Wasserfall? Bis jetzt habe ich noch keinen funktionierenden Wasserhahn gefunden, und die Fahrstühle sind keinen Schuß Pulver wert. Wozu Ihrer Meinung nach ein Telefon da ist, das weiß ich nicht... zum Sprechen und Verstehen, was der andere sagt, jedenfalls nicht. Vielleicht gibt es hier ja auch so etwas Ähnliches wie Elektrizität, aber offenbar nicht genug, damit man beim Schein der Lampe auch etwas lesen kann. Und von den Betten wollen wir lieber nicht reden, die Matratzen sind das allerletzte!»
    Wieder holte sie tief Luft — zu Adas Entsetzen, denn für Mrs. Harris stand fest: Wenn Violet und sie bis jetzt nicht zu einer schweren Strafe verdonnert worden waren — nun war es soweit. Die frische Luftzufuhr hatte Mrs. Butterfield mit so viel zusätzlichem Adrenalin versorgt, daß sie jetzt mit ihrem dicken Zeigefinger vor Dugliews Nase herumfuchtelte. «Und dann möchte ich gern wissen, warum man gleich eine ganze Armee auf eine harmlose Frau hetzt, die nichts Schlimmeres verbrochen hat, als Gottes Wort in der Hand zu halten? Es würde Ihnen gar nichts schaden, wenn Sie sich ein bißchen mehr um Gottes Wort kümmern würden und um das, was Er für Euch tut. An jeder Straßenecke gibt es hier eine Kirche, aber außer Touristen, die dafür eine Sixpence-Münze oder einen Shilling bezahlen müssen, geht niemand hinein. Und es soll ein Verbrechen sein, wenn ich meine Stimme zum Lobe Gottes erhebe, von dem alle Wohltaten kommen, auch für Sie? Wer hat Ihnen denn all die Juwelen gegeben, diese ganzen Edelsteine und Perlen, die da aufgestapelt sind? Was glauben Sie denn, wo Ihr tägliches Brot herkommt? Auf den Knien müßten Sie liegen, den halben Tag lang, und Gott dem Herrn danken, daß Er Seine Hand über Euch hält.»
    Mrs. Butterfield hielt inne, doch nach ein paar Atemzügen ging es weiter.
    «Und was hat es damit auf sich, was meine Freundin mir da erzählt... daß man in unseren Sachen herumgestöbert hat und uns durch Löcher in der Decke beobachtet? Behandelt man so Besucher, die eigens zu dem Zweck hierherkommen, all das in Wirklichkeit zu sehen, was auf den schönen Fotos abgebildet ist? Und dann wird man behandelt wie ein Spion. Das ist wirklich die Höhe. Wer wird hier in diesem Land

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