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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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vergessen, daß er auch gerade in Moskau ist. Gott steh uns bei, was wollen wir denn jetzt bloß machen? »
    Mrs. Butterfield erwiderte: «Hoffentlich bekomme ich kein Übergewicht, wenn ich meinen Hofknicks mache! Ich sage kein Wort. Das Reden wollten ja Sie übernehmen, Mylady.»
    Die Schlange war inzwischen weiter vorgerückt. Noch drei Personen, und sie würden sich Auge in Auge mit dem Gemahl der Königin aller Briten befinden.
    Und dann war es auch schon soweit. Ada sah sich einem sympathischen Herrn gegenüber, dessen blaue Augen ein wenig spöttisch blickten, und sie hörte jemanden sagen: «Königliche Hoheit, darf ich Ihnen Lady Ada Putz aus London vorstellen.» Sie sah jetzt direkt in diese blauen Augen, und in ihrem Innern reifte ein Entschluß: ihr ganzes Leben lang war sie immer sie selbst gewesen. Das sollte auch jetzt so bleiben. Sie machte ihren Knicks, und dann sprudelte sie die Worte nur so heraus: «Ich bitte vielmals um Vergebung, Eure Königliche Hoheit, aber das stimmt alles nicht. Ich bin keine Lady. Ich bin bloß Ada Harris aus Battersea und habe eine Reise nach Moskau gewonnen. Ich bin Putzfrau. Irgendwer hat die Papiere durcheinandergebracht. Ich hoffe, Sie verzeihen mir.»
    Ein leises Lächeln spielte um die Lippen des Herzogs. «Ada Harris», sagte er. «Kenne ich Sie nicht von irgendwoher? Habe ich nicht irgendwo einmal Fotos von Ihnen gesehen? Aber ja, natürlich — damals, als Sie ins Parlament gewählt wurden. Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen.» Er streckte ihr herzlich die Hand entgegen.
    Ada wurde es warm ums Herz. Der ungeheure Abstand zwischen ihnen schien plötzlich nicht mehr zu existieren, und sie sagte: «Das stimmt, Königliche Hoheit, aber ich hätte diese Parlamentssache nicht tun sollen. Ich habe das Amt niedergelegt, und das Ganze soll mir eine Lehre sein.»
    Der Herzog von Edinburgh lachte und sagte: «Richtig, jetzt fällt es mir wieder ein. Gefällt es Ihnen in Rußland? Wird auch gut für Sie gesorgt?»
    Nach dieser teilnehmenden Frage spürte Mrs. Harris plötzlich, daß sie sich noch nicht alles vom Herzen geredet hatte. Dazu kam, daß sie aus dem Augenwinkel in einiger Entfernung Oberst Dugliew vom KGB erspäht hatte, ordensgeschmückt und in Paradeuniform, doch den letzten Anstoß gab die Tatsache, daß es zwischen Prinz Philip und ihr so rasch zu einem guten Einvernehmen gekommen war. Sie verstanden einander, und sie hatte das Gefühl, ihn schon ein Leben lang zu kennen. Wem sonst hätte sie von der unwürdigen Behandlung berichten können, der sie ausgesetzt gewesen war, als dem Gemahl der englischen Königin? Und zum Entsetzen des Protokollchefs und anderer hoher Amtspersonen, die der englischen Sprache mächtig waren, legte sie los.
    «Ob gut für mich gesorgt wird, Königliche Hoheit? Wie eine Verbrecherin hat man mich behandelt. Mein Gepäck ist durchsucht, jedes Wort, das ich sprach, ist abgehört worden. Man hat mich beschattet, und weil irgendein Evangelist mir ein Flugblatt in die Hand gedrückt hat, in dem von Gott und von Erlösung und so die Rede war, hat man mich und meine Freundin da, Mrs. Butterfield (Violet knickste bei der Nennung ihres Namens ein ums andere Mal) auf der Straße festgenommen und aufs Polizeirevier geschleppt, wo man uns verhört und angeschrien und als Spioninnen bezeichnet hat, besonders der Kerl da drüben in der Ecke, der mit den Orden. Mich, die ich hart arbeiten muß, um mein Geld zu verdienen, und die bei niemand auch nur eine Schreibtischschublade aufgezogen hat, um darin herumzuschnüffeln.»
    Die eben noch heitere Miene des Herzogs änderte sich, und sein Blick wurde nachdenklich, ja, fast streng. Er sagte: «Ich verstehe das alles nicht so ganz, aber ich schlage vor, daß Sie die Sache einmal Sir Harold Barry, dem engsten Berater Seiner Exzellenz des Botschafters, erzählen. Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, daß es mich sehr gefreut hat, Sie kennenzulernen.»
    Mrs. Harris steuerte auf den in der Nähe stehenden Herrn zu, an den der Herzog sie verwiesen hatte. Zwei Meter vor Seiner Königlichen Hoheit beugte Mrs. Butterfield noch immer die Knie.
    Der Berater des Botschafters war ein älterer, weißhaariger Mann im sogenannten Diplomatenfrack. Er hatte schütteres Haar, einen militärisch gestutzten Schnurrbart und trug eine riesige Hornbrille, die ihm, im Verein mit der Adlernase, das Aussehen einer überlebensgroßen Eule verlieh, was Mrs. Harris leicht einschüchterte. Ohne sich darüber

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