Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau
Spiel schon verloren, beruhigte sich aber sofort bei dem Gedanken, daß er vermutlich nicht einmal mehr ihren Namen wußte. «Wir sind hier, weil wir eine Einladung erhalten haben, aber was tun Sie hier?»
Mr. Rubin lächelte listig und verschmitzt, beuge sich zu Mrs. Harris vor und sagte: «Ich bin inzwischen eine so wichtige Persönlichkeit, daß sie mich einfach einladen mußten. So wichtig wie ich ist überhaupt niemand hier. Ich bin im Besitz eines Geheimnisses, und das ist ein solcher Knüller, daß sie für alle Fälle immerzu drei von diesen Sicherheitsfritzen hinter mir herwetzen lassen. Aber ich hab sie für eine Weile abgeschüttelt.»
«Aber was ist denn los?» fragte Mrs. Harris. «Haben Sie etwas ausgefressen?»
«Ob ich etwas ausgefressen habe?» wiederholte Mr. Rubin, der inzwischen so viel Gin intus hatte, daß er seine Worte mehr lallte als sprach. «So was hat es hier überhaupt noch nicht gegeben. Das ist mehr als ein Knüller... das ist ein Superknüller. Sie wissen, was streng geheim heißt? Na, und das hier ist strengstens geheim. Wir sind uns einig geworden... sie haben sich entschlossen. Warten Sie nur, Sie werden es gleich hören.»
Mrs. Harris hatte Mr. Rubins Sorgen so gut wie vergessen und fragte: «Wer hat sich entschlossen, und zu was?» Sie fügte hinzu: «Wenn es so streng geheim ist, sollten Sie es mir nicht erzählen.»
«Ha!» machte Mr. Rubin. «Wenn Sie’s genau wissen wollen: Es ist so verrückt, daß man’s kaum glauben kann. Und darauf Prost.» Er hob sein Glas, spülte die Hälfte des Inhalts hinunter, beugte sich noch näher zu Mrs. Harris und flüsterte vertraulich: «Der größte Reibach aller Zeiten. Sie haben es genommen: Rubins Toilettenpapier, Marke Seidenweich, allerfeinste Qualität, und zwar in Bausch und Bogen, dreihundertachtzig Millionen Rollen. Alles, was wir hatten. Sie haben uns leergekauft und weitere Lieferungen in Auftrag gegeben: großes Staatsgeheimnis!!»
Mrs. Harris gönnte dem kleinen Mann seinen Geschäftsabschluß von Herzen, aber nun meldete sich der Wirklichkeitsmensch in ihr zu Worte: «Ach, hören Sie doch auf mit diesem ganzen Geheimnisgefasel. Wie wollen Sie einen so großen Abschluß denn geheimhalten?»
Mr. Rubins Augen, ohnehin bereits glänzend von dem genossenen Alkohol, begannen nun förmlich zu funkeln. Er trank sein Glas aus, faßte Ada am Arm und zog sie dicht zu sich heran. «Vogelfutter», flüsterte er. «Wir sind übereingekommen, daß niemand etwas davon erfahren darf. Die Ware wird für den Versand als Ada faßte Mr. Rubin prüfend ins Auge und sah, daß er trotz des konsumierten Alkohols die Wahrheit sprach.
«Schauen Sie doch, wenn der Rummel hier vorbei ist, noch bei mir herein, dann genehmigen wir uns noch ein Glas.»
Kaum daß er Mrs. Harris’ Arm losließ und davonschlenderte, tauchten drei hochgewachsene Russen in Uniform neben ihm auf und nahmen ihm das leere Glas aus der Hand. Zwar lächelten sie, doch Ada sah sofort, daß es sich um ein gezwungenes Lächeln handelte. Die drei waren ganz offensichtlich zu seinem Schutz eingesetzt. Also stimmte es, daß Mr. Rubin inzwischen tatsächlich als eine höchst bedeutende Persönlichkeit angesehen wurde.
Warum das Ganze allerdings einer so strikten Geheimhaltung bedurfte, war Mrs. Harris nicht klar. Sie spürte, daß schon wieder jemand sie am Ärmel zupfte. Dieses Mal war es Mrs. Butterfield, die in der Schlange der Wartenden hinter ihr stand. Sie sagte: «Ich glaube, ich werde ohnmächtig», und fügte nach einer kleinen Atempause hinzu: «Mylady.»
Ada erwiderte gereizt: «Herrgott noch mal, Vi, was ist denn jetzt schon wieder los? Kannst du dich nicht fünf Minuten zusammennehmen? »
Violet antwortete: «Aber sieh doch bloß, wen wir da gleich begrüßen werden.»
Mrs. Harris sah es. Es waren jetzt noch ungefähr zehn Personen vor ihr. Auf der einen Seite von einem hochgewachsenen Würdenträger mit graumeliertem Haar im Cutaway flankiert und auf der anderen von einem russischen General mit gewaltiger Ordensbrust, stand ein gutaussehender, schlanker, noch jugendlich wirkender Mann im Straßenanzug.
Ada beugte sich zu Vi und flüsterte: «Mein Gott, Vi, du hast recht. Jetzt habe ich auch das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Das ist ja Seine Königliche Hoheit Prinz Philip. Ich hatte ganz
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