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Ein kleiner Ritter um halb vier

Ein kleiner Ritter um halb vier

Titel: Ein kleiner Ritter um halb vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Dank für deine Gastfreundschaft! So finde ich den Schatz für meinen Schatz und der Herzog soll seinen Schatz auch wiederfinden! Nurschnell, schnell! Die Zeit vergeht, es wird schon spät! «
    Kasimir zog das Meerschweinchen Rosalinde am Zügel hinter sich her zur Haustür hinein. Theo warf einen Blick auf das Loch, das er gegraben hatte und in dem das Regenwasser leise versickerte. Aber jetzt hatte er beim besten Willen keine Zeit, es wieder zuzuschaufeln.
    Vielleicht fiel ja auch noch die Merschmeier rein.

»Was liegt dahinter?«, fragte Kasimir misstrauisch und deutete auf die Briefkästen im Hausflur.
    »Briefe«, antwortete Theo.
    »Briefe? Und dann?«
    »Danach kommt nichts mehr«, meinte Theo.
    »Denkst du!«, hörte er den kleinen Ritter murmeln, während er sein Meerschwein antrieb, die erste Treppenstufe hinaufzuspringen. »Spiegelglatt! – Welch – edler – Marmor!«
    Theo drückte sich an die Wand. »Warte!«
    Auf dem Treppenabsatz, vor ihrer Wohnungstür, stand die Merschmeier und redete auf Papa ein.
    »… das versteh ich schon, dass es für Sie jetzt nicht einfach ist, so alleinerziehend!«, hörte Theo sie sagen. »Aber gerade dann brauchen Kinder eine starke Hand!«
    Theo spürte ein fürchterliches Stechen in der Brust. Das war der Beweis! Alleinerziehend, hatte sie gesagt. Papa alleinerziehend! Da mochte er es noch so sehr abstreiten. Theo hatte recht mit seinem Verdacht. Mama war nicht nur irgendwie überraschend mit ihrer Freundin Ragnar weggefahren. Mama war richtig abgehauen. Und sie würde nicht mehr zurückkommen! Obwohl er übermorgen Geburtstag hatte!
    »Ich habe schon mit ihm geredet«, hörte er Papa antworten. »Und das Schätzesuchen ist ab jetzt verboten! Keine Sorge!«
    Neben ihm hörte Theo den kleinen Ritter aufwimmern.
    »Schön und gut, Herr Herzig.« Das war wieder die Merschmeier. »Aber es ist nie nur einer allein schuld. Sie werden schon auch Ihren Anteil daran haben. Ich dulde es auf jeden Fall nicht, dass die Hausgemeinschaft darunter zu leiden hat! – Ah!Da haben wir ja auch den kleinen Thilo! Hat er aufgeräumt, na?«
    Sie starrte zu ihm die Treppe hinunter.
    Sie hatte wirklich einen durchdringenden Blick.
    Theo spürte, wie der kleine Ritter Kasimir sich hinter seinen Beinen versteckte und zischte: »Nicht blinzeln.«
    Theo blinzelte nicht. Er war viel zu wütend, um zu blinzeln. Wütend auf Papa. Warum wusste Frau Merschmeier, dass Papa ab jetzt alleinerziehend war – und er nicht?
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt!«, schrie es aus Theo heraus.
    Und ohne die Antwort abzuwarten, stürmte er an Papa vorbei durch die Wohnungstür ins Kinderzimmer.
    Er war immerhin schon fast neun. Da muss man doch erfahren dürfen, was die Eltern miteinander so vorhaben.
    Milli schaute erstaunt von ihrem Puzzle auf.
    Er hörte noch die Merschmeier irgendwas meinen, sicher etwas Unverschämtes, dann kam Papa hinter ihm her. »Theo! Was ist denn los? Zieh doch bitte deine Gummistiefel aus. – Wir hatten das doch schon besprochen!«
    »So?« Theo trat gegen seine Legoritterburg, dass die Steine in alle Richtungen spritzten. Doch auch das war ihm egal, obwohl er zwei Wochen lang an den Türmen und dem Haupthaus getüftelt hatte.
    »Au!«, rief Milli empört und schob ihr Puzzle beiseite. »Du hast mich am Bein getroffen. Papa, ich brauch ein Pflaster!«
    Papa achtete nicht auf sie. »Ja, unten, gerade eben, vor dem Haus haben wir ausgemacht, dass ich dir eine Entschuldigung schreibe und du dafür das Schatzsuchen bleiben lässt – oh, Augenblick!«
    Das Handy klingelte und wie immer ging Papa sofort dran. »Ja bitte? Ach, Olga …«
    Olga? Theo warf sich aufs Bett. Wer war jetzt auch noch Olga? Plötzlich musste er an Aschenputtel denken und an Schneewittchen und daran, dass er keine Stiefmutter haben wollte. Auf keinen Fall.
    »Du hast mir voll wehgetan mit deinem Legoteil!«
    Milli bedachte ihn mit einem bösen Blick und Theo murmelte: »Entschuldigung.«
    Aber Milli rannte hinter Papa her und schrie weiter nach einem Pflaster.
    »Oh, oh!«, ließ sich plötzlich Kasimir vernehmen und das klang sehr begeistert. »Eine Burg! Etwas verfallen zwar, aber in wunderbaren Farben! Dürfen wir es wagen einzutreten? Wenn doch nur meine holde Herzeloide diese bunte Anlage sehen könnte!«

    Theo fuhr hoch. Vor lauter Wut hatte er gar nicht mehr auf den kleinen Ritter geachtet. Er war ihm in die Wohnung gefolgt.
    »Hat die alte Hexe dieses stolze Bauwerk mit einem Fluch zerstört?«,

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