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Ein kleiner Ritter um halb vier

Ein kleiner Ritter um halb vier

Titel: Ein kleiner Ritter um halb vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Stricke reißen, haben wir ja noch Plan B.«
    »Ich habe gar keine Olga kommen hören«, rief der kleine Ritter aus der Legoburg heraus. »Hat feine Ohren, der Herr Herzog.«
    »Nein«, meinte Theo, »ein Handy.«
    »Ein Diener, Kellner, Kastellan, vermute ich. Vergiss nicht, meine Schatzsuche zu erwähnen! Und die Strapazen, die schon hinter mir liegen! Und dass Herzeloide, die stolze Maid, mir Hoffnungen gemacht hat. Ernsthafte Hoffnungen, dass sie mich heiraten wird. Ich soll nur endlich aufhören mit dem Gesinge vor ihrem Fenster, hat sie gesagt. Gesinge hat sie gesagt, man stelle sich das mal vor!«
    »Was?« Theo kam nicht ganz mit. »Was ist mit deiner Herzeloide?«
    »Ach! Ach!«, hörte Theo den Ritter aus der Legoburg seufzen. »Meine beste und angebetete Herzeloide bestand darauf, ich soll aufhören mit dem Gesinge – sie hat tatsächlich Gesinge gesagt! Und stattdessen sollte ich allen Gefahren trotzen und ihr den Schatz bringen, der in der Schatzkarte verzeichnet ist! Als Beweis meiner Liebe! Bis Sonntag um vier! Ach! Herzeloide, meine Freude, frei mich heute! – Erzähle und eröffne ihm das alles, dem alten Herzog, deinem edlen, doch aufbrausenden Vater, dann wird er hoffentlich sein Ritter verachtendes Verbot aufheben! Ich habe wirklich nicht mehr viel Zeit! Ich werde ihn im Gegenzug zum besten Liebhaber des Herzogtums ausbilden!«
    Der Ritter klappte seine Taschenuhr auf und blickte sorgenvoll aufs Zifferblatt. »Ah! Gerade ist es halb vier! Es ist noch Hoffnung und noch Zeit!«
    »Bist du sicher, dass die Uhr auch geht?« Theo schaute dem kleinen Ritter über die Schulter. »Es müsste doch inzwischen später sein!«
    »Ist es aber nicht«, erwiderte Kasimir und klappte die Uhr wieder zu. »Und übrigens, meine Uhr geht nicht, sie hängt. An dieser silbernen Uhrenkette.«

»Du musst dieses Meerschweinchen zurückbringen, wo immer du es her hast«, sagte Papa, als sie beim Abendessen im Wohnzimmer saßen. Draußen war es schon dunkel, denn inzwischen war es sechs, zumindest auf der Wohnzimmeruhr. Papa hatte die dicke gelbe Kerze angemacht, die er zu seinem Geburtstag von Mama bekommen hatte.
    Theo holte tief Luft. »Du hörst mir nicht zu. Das Meerschweinchen gehört nicht mir …«
    »Papa!«, schrie Milli in diesem Augenblick, undwieder kam Theo nicht dazu, seinen Gast vorzustellen. »Der Toaster brennt!«
    Papa sprang auf. Aus dem Toaster, den er neben sich auf einen Stuhl gestellt hatte, qualmte es. »Meine Güte, wer hat denn das Rädchen auf Stärke zehn gestellt? Au! Ist das heiß!«
    Mit spitzen Fingern versuchte er, zwei schwarz verkohlte Brotscheiben aus dem Toaster zu ziehen.
    »Ich will Pizza!«, murrte Milli. »Du hast gesagt, wir essen abends Pizza!«
    Papa schaute schuldbewusst. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich kein Geld mehr im Haus habe, um den Pizzaboten zu bezahlen. Morgen, Milli, bestellen wir Pizza! Ich verspreche es!«
    »Mama kann auch Tiefkühlpizza machen«, beschwerte sich Milli weiter.
    Papa wischte sich den Schweiß von der Stirn und jetzt machte sich Theo Sorgen, ob Papa vielleicht einen Virus erwischt hatte und fieberte. »Also, Theo, was ich sagen wollte, das Meerschweinchen muss zurückgebracht werden. Wo ist es überhaupt?«
    »Es hat einen rosaroten Sattel«, sagte Milli.
    Theo schaute sie irritiert an. »Hast du es gesehen?« Er hatte gedacht, Milli hätte die ganze Zeitvor dem Fernseher gesessen und nichts mitbekommen.
    Milli nickte. »Natürlich. Und gestreichelt. Ich finde es super, dass wir jetzt ein Haustier haben. Statt Mama.«
    »Haben wir nicht«, sagte Papa streng.
    »Papa«, begann Theo noch einmal, »ich kann es nicht zurückbringen …«
    »Doch, kannst du«, sagte Papa und biss energisch in eine saure Gurke.
    »… kann ich nicht!« Theo merkte, wie er wütend wurde. »Wenn du mich nicht dauernd unterbrechen würdest, dann hättest du schon längst mitbekommen, dass das Meerschweinchen Kasimir gehört.«
    »Aha.« Papa kaute ungerührt weiter. »Dann ist ja gut. Dann kann ja Kasimir das Meerschweinchen gleich morgen wieder abholen!«
    »Wenn er seinen Schatz gefunden hat, wird er das auch tun«, sagte Theo mürrisch. Das Gespräch lief überhaupt nicht nach Plan.
    »Fang nicht schon wieder mit dem Schatz an«, sagte Papa und steckte zwei neue Brotscheiben in den Toaster, nachdem er kontrolliert hatte, dass das Rädchen auch wirklich nur auf fünf stand.»Ich habe der alten Hexe Merschmeier versprechen müssen, dass niemand mehr im Garten

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