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Ein kleiner Ritter um halb vier

Ein kleiner Ritter um halb vier

Titel: Ein kleiner Ritter um halb vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schatz bei uns?« Theo wurde immer verwirrter. »Ich suche auch gerade Schätze!«
    Der kleine Ritter starrte ihn erstaunt an. »Dann immer her damit!«
    »Ich suche nur Schätze der Natur«, sagte Theo schnell. »Das ist meine Hausaufgabe. Du brauchst keine Angst zu haben!«
    »Wisse«, sagte der kleine Ritter Kasimir würdevoll und wischte sich etwas Drachenfeuerruß vom Bauch, »ich habe keine Angst, niemals nicht! Ich mach mir nur Sorgen!«
    Er deutete auf die Tür des Mülltonnenhäuschens. »Wo geht’s da hin?«
    »Äh – zum Müll.«
    »Und weiter?«
    »Dahinter kommt nichts mehr«, meinte Theo.
    »Meinst du«, murmelte der kleine Ritter und studierte wieder seine Schatzkarte. »Nicht, dass das Biest hereinfindet! Dieses lila geschuppte Biest! Mit derartigen lila geschuppten, Feuer speienden Drachen ist nicht zu spaßen!« Er überlegte einen Augenblick, dann trällerte er: » Drachen sind nicht zum Lachen – nicht im Schlaf und nicht im Wachen! «
    Theo schaute vorsichtshalber das Mülltonnenhäuschen noch einmal genauer an. »Äh – darf ich fragen, woher du kommst?«
    »Von da hinten«, gab der kleine dicke Ritter zur Antwort und deutete hinter sich. »Ich habe doch den Drachen, diesen lila geschuppten, Feuer speienden, schon erwähnt, oder? An dem musste ich vorbei, aber jetzt bin ich da, um den Schatz für meine Herzeloide zu finden! Ach! Meine Herzeloide! Sonntagnachmittag um vier muss ich zurück sein, um ihr den Schatz zu geben!«
    Er zog wieder seine Taschenuhr aus der Rüstung und klappte sie auf. »Es ist noch Zeit! Nun brauch ich nur den Herzog dieses Reichs und natürlich seine höchsteigene Erlaubnis, den Schatz zu heben.«
    In diesem Augenblick schob Milli die Haustür auf.
    »Theo«, rief sie, »Papa holt uns heute Abend Pizzas, wenn er mit seinem Computer fertig ist. Hat er versprochen. Ihm haben die Kanonenkugeln nämlich auch nicht geschmeckt. Und hier hab ich Schokolade für … dich!«
    Theo wollte gerade noch »Vorsicht!« rufen, aber es war schon zu spät. Milli war in sein Schätze-der-Natur-Loch gestolpert, und während sich das Meerschweinchen mitsamt seinem rosa Zaumzeug mit einem Sprung unter die Rosen rettete, schrie Milli wie am Spieß.
    Es ist manchmal nicht leicht, eine vierjährige Schwester zu haben.
    So tief war das Loch nun auch wieder nicht.
    Papa kam die Treppen heruntergepoltert, riss die Haustür auf, warf einen Blick auf Theo, Milli, Kieshaufen und Loch – und begann zu brüllen. Theo bekam einen riesigen Schreck, denn brüllend kannte er Papa gar nicht. »Theo! Was, um alles in der Welt, machst du da?«
    »Hausaufgaben!«, brüllte Theo zurück.
    »Hausaufgaben macht man am Schreibtisch!«, brüllte Papa weiter, während er Milli aus dem Loch zog, obwohl sie ohne Probleme selbst hätte aufstehen können. Nicht mal die Schokolade, die sieimmer noch in ihrer Hand hielt, war dreckig geworden.
    »Am Schreibtisch kann ich aber keine Schätze der Natur finden!«, brüllte Theo zurück. »Was kann ich denn dafür, dass ich zehn Schätze suchen soll! Was kann denn ich dafür, dass ständig Leute in mein Loch fallen!«
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich der kleine Ritter Kasimir respektvoll hinter die beiden Gartenzwerge duckte. Papa hatte ihn anscheinend nicht bemerkt.
    »Jetzt hat es sich ausgesucht«, schnaufte Papa, während Milli noch einmal extra laut aufschrie und auf ihr Knie deutete. »Hiermit ist es ab jetzt offiziell verboten, irgendwelche Schätze zu suchen. Ich werde dir am Montag eine Entschuldigung für Frau Mollermann schreiben.«
    »Wenn Mama da wäre, dürfte ich in Ruhe Hausaufgaben machen!«, rief Theo wütend.
    Papa stöhnte auf und trug die braune, erdige und strampelnde Milli ins Haus, die abwechselnd auf ihr völlig heiles Knie und ihre völlig heile Nase deutete. »Ich brauch ein Pflaster!«, brüllte sie. »Ein Pflaster für hier und hier!«
    »Wenn Mama da wäre, würde Milli endlich einPflaster bekommen«, rief Theo Papa nach. Er stritt sich nicht gerne mit ihm, aber es war nicht zum Aushalten! Theo konnte ja wirklich nichts für das Loch, zumindest nicht direkt, Hausaufgaben sind schließlich Hausaufgaben. Und er konnte auch nichts dafür, dass Milli einfach ins Loch reinfiel, dass Spargel nicht schmeckte und dass sich Papa neben der vielen Arbeit im Architekturbüro jetzt ganz alleine um ihn und Milli kümmern musste, weil Mama mit ihrer Freundin Ragnar nach Italien abgehauen war, um dort nackte Statuen anzuschauen, damit Papa mal erleben

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