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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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natürlich, dass Daddy ihn ebenfalls einplant, wenn John in die Firma möchte.«
    Ritchie schien gar nicht richtig zuzuhören.
    Â»Und jetzt ist auch noch Diane hinter ihm her«, fuhr er verbittert fort. »Mir zeigt sie die kalte Schulter, aber ich kann genau sehen, wie sie ihn anschaut. Und Mom … Na, das Thema hatten wir ja schon. Verdammter John. Ich wünschte, sie hätte ihn weggegeben oder gleich nach der Geburt erdrosselt. Ich wünschte, er wäre …« Er stockte, aber das Wort hing unausgesprochen in der Luft, und Ritchies Verbitterung, die sich in puren Hass verwandelt hatte, jagte Ellen einen kalten Schauer über den Rücken.
    Â»Ritchie, du musst damit aufhören«, sagte sie schockiert. »John ist dein Bruder. Du darfst ihm nicht den Tod wünschen, schon gar nicht, wenn er in Vietnam jeden Tag sein Leben aufs Spiel setzt. Wenn ihm irgendwas zustößt, würdest du dir nie verzeihen, dass du solche Sachen gesagt hast – oder auch nur gedacht.«
    Ritchie schnaubte und wischte mit der Faust ein Foto vom Regal, das ihn und John bei einem längst vergangenen Angelausflug zeigte. Es fiel auf den Boden, und das Glas splitterte V-förmig um Johns lächelndes Gesicht herum und trennte ihn von dem Fang, den er stolz vor sich hielt. »Er fällt bestimmt nicht in Vietnam«, sagte Ritchie verächtlich. »Er doch nicht. Dazu hat er viel zu viel Glück. Er kommt doch immer mit blütenweißem Hemd aus jeder Situation, oder ist dir das noch nicht aufgefallen? Er wird bald wieder da sein und überall den ersten Preis gewinnen, darauf kannst du wetten!«
    Â»Ritchie!«, flehte Ellen ihn an.
    Da blickte er ihr in die Augen, das Gesicht voller Hass und Verzweiflung, und sagte den Satz, den sie nie vergessen würde: »Weißt du, warum ich mir wünsche, dass John tot sein möge? Wenn er tot wäre, dann wäre ich endlich frei.«
    Johns Urlaub war so schnell vorübergegangen, dass es ihnen vorkam, als hätten sie ihn eben erst mit dem Auto von Fort Myers abgeholt. Plötzlich waren nur noch zwei Tage übrig, bis sie ihn wieder dorthin zurückbringen mussten. Wenn Ellen daran dachte, wurde ihr schwer ums Herz. Doch gleichzeitig verspürte sie eine gewisse Erleichterung. Seit sie Ritchie ihr Geheimnis verraten hatte, hatte sie wie auf glühenden Kohlen gesessen, voller Angst, dass er sich verplaudern könne oder es womöglich schon getan hatte. John war während der letzten Tage immer ruhiger und in sich gekehrter geworden, und sie fürchtete fast, dass Ritchie ihm etwas erzählt hatte. Aber vielleicht belastete ihn auch nur die Aussicht darauf, bald in den Krieg zurückkehren zu müssen. Das war an sich schon schlimm genug – doch noch schlimmer wäre es, wenn er die Wahrheit gerade jetzt erfahren würde.
    Am letzten Tag seines Urlaubs verschwand er in seinem Zimmer und blieb dort sehr lange.
    Â»Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich besorgt, als er endlich wieder auftauchte.
    John zuckte mit den Achseln. »Was glaubst du denn?«
    Â»Ach, John!« Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte.
    Â»Ich fahre mal zum Flugplatz rüber und leihe mir eine von den kleinen Maschinen für eine kurze Tour aus. Ich habe es schon mit Daddy besprochen, bevor er gegangen ist. Er hat gesagt, er wird Ritchie bitten, sie für mich fertig zu machen.«
    Â»Soll ich mit dir kommen?« Für Ellen bedeutete dieses Angebot das höchste Opfer. Sie hasste das Fliegen schon seit jeher. Als sie klein war, hatte sie ein Flugzeug abstürzen sehen, und das hatte ihr Angst eingejagt, sagte ihre Mutter immer. Ellen konnte sich nicht mehr daran erinnern; sie wusste nur, dass sie ein flaues Gefühl in der Magengrube bekam, sobald sie sich einem Flugzeug näherte, und daher war sie auch ganz froh, als John ihr Angebot ablehnte.
    Â»Nein, lass mal! Ich möchte lieber noch ein bisschen allein sein. Und mal wieder etwas fliegen, was keine Bombenladung trägt. Aber danke für dein Angebot. Du bist ein braves Mädel, Ellen.«
    Â»Hey, ich bin doch kein kleines Mädchen mehr.« Sie versuchte, locker zu klingen, aber Johns Weggang lag ihr immer noch schwer im Magen.
    John knuffte sie spielerisch in den Arm. »Schon ganz erwachsen, was? Ja, wahrscheinlich bist du das wohl. Aber wir hatten eine schöne Zeit, als wir beide noch klein waren, oder?«
    Â»Ja, hatten wir. Und die

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