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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Zähne klapperten. »Und wenn ihm etwas zugestoßen ist?«
    Â»Sei nicht albern, Ellen! John ist ein erfahrener Pilot. Natürlich ist ihm nichts zugestoßen.« Ihr Blick sagte jedoch etwas anderes. Sie machte sich ernsthafte Sorgen, das konnte Ellen sehen. Und Daddy machte sich ebenfalls Sorgen, sonst hätte er niemals den Such- und Rettungsdienst benachrichtigt.
    Â»Mom, lass doch die Rosen – bitte bleib hier!«, bettelte Ellen.
    Nancy zögerte. Dann sagte sie: »Komm, fahren wir zum Flugplatz!«
    Die Stunden zogen sich endlos in die Länge, jede Minute erschien ihr wie eine Ewigkeit, bekundet von den unaufhörlich dahinschleichenden Zeigern der Uhr. Sie schauten in den Himmel und warteten auf das Klingeln des Telefons. Sie gingen auf und ab und tranken Kaffee und ein paar Schlucke von dem Bourbon, den Joe in einer Schublade des Aktenschranks aufbewahrte. Aber John kam nicht zurück.
    Ritchie und Don Rivers warteten mit ihnen. Ritchie hatte ein bleiches Gesicht, war angespannt und trank mehr von Joes Bourbon als alle anderen zusammen.
    Es war schon sechs vorbei, und ein drohendes Gewitter kündigte sich an, als die Nachricht eintraf. Ein Flugzeugwrack war draußen im Golf von Mexiko gesichtet worden. Es gab keinerlei Anzeichen für Überlebende.
    Â»Vielleicht ist er es ja gar nicht«, sagte Joe. Er wirkte erschöpft und irgendwie geschrumpft, als sei er an einem einzigen Tag um zehn Jahre gealtert.
    Nancy stand abseits, sie umschlang sich mit den Armen, als wolle sie alle Einzelteile zusammenhalten, aber sie war trotzdem seltsam, ja geradezu unnatürlich ruhig.
    Â»Und wie viele Leichtflugzeuge werden derzeit vermisst, das würde mich ja mal interessieren? Er ist es, Joe, er muss es sein.«
    Â»Nein!«, schrie Ellen. »Nein – nein!« Sie rannte zu ihrem Vater und schlug ihm mit den Händen auf die Brust. »Es ist nicht John. Das kann nicht sein. Er ist es nicht! Er kommt bald zurück, wie du gesagt hast. Er ist es nicht! Oh, bitte, bitte, sag, dass er es nicht ist!«
    Â»Schatz …« Nichts, was er oder irgendjemand anderes sagen konnte, vermochte dies wieder zu richten. Joe hielt Ellen in den Armen, bis ihre Schreie zu Schniefen wurden und das Schluchzen sich mit der Zeit in ein leises Schnüffeln und Luftschnappen verwandelte. Blitze zuckten über dem Golf, und Joe betrachtete ihr Aufleuchten über Ellens Kopf hinweg – diesen Abschiedsgruß der Natur an seinen Sohn. Obwohl sie es nicht wahrhaben wollte, presste Ellen ihr Gesicht an das raue Baumwollhemd ihres Vaters und wusste, dass John nie wieder nach Hause zurückkehren würde. Er war tot.
    Wie? Wie hatte es bloß geschehen können? Wie Nancy gesagt hatte, war Joe ein erfahrener Pilot. In den langen, einsamen Nachtstunden, wenn Ellen sich diese Frage wieder und wieder stellte, fiel ihr nur eine mögliche Antwort ein. Ritchie war dafür verantwortlich. Er hatte das Flugzeug gewartet. Irgendetwas war damit nicht in Ordnung gewesen, und er hatte es übersehen. John hätte die Maschine natürlich ebenfalls noch einmal gründlich überprüfen müssen, bevor er startete, aber seine Stimmung vor dem Abflug hatte ihn womöglich unaufmerksam und leichtsinnig gemacht. Er war davon ausgegangen, dass Ritchie sich schon von der Flugtauglichkeit der Maschine überzeugt hatte, aber das war sie nicht gewesen. Er hatte Ritchie vertraut, aber – wie Ritchie selbst gesagt hatte – auf Ritchie konnte man sich nicht verlassen.
    Ellen musste auch an die anderen Dinge denken, die Ritchie gesagt hatte und die sie so schockiert hatten. Ritchie hatte John den Tod gewünscht, und jetzt war er tot. Gerade so, als ob sein Wunsch in Erfüllung gegangen wäre. Selbst wenn er bei der Überprüfung keinen Mist gebaut und nichts Wichtiges übersehen hatte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass er schuld an Johns Tod war. »Pass auf, was du dir wünschst, denn deine Wünsche könnten in Erfüllung gehen.« Sie war sich nicht sicher, wo sie diesen Satz gehört hatte, aber er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
    Ritchie hatte offenbar ähnliche Gedanken. Er hatte ihr nicht in die Augen blicken können, seit sie die schreckliche Nachricht erfahren hatten. Sie glaubte auch nicht, dass er Mom und Daddy in die Augen blicken konnte. Die beiden mussten ebenso wissen wie sie, dass Ritchies Versäumnis wahrscheinlich der

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