Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
Vom Netzwerk:
werden wir auch wieder haben. Bald wird es vorbei sein.«
    Plötzlich fiel ein Schatten auf sein Gesicht, und seine Stimme klang resigniert: »Es wird nie vorbei sein.«
    Ellen schauderte unwillkürlich. »Das darfst du nicht sagen. Du machst mir richtig Angst.«
    Â»Ach, Ellen, du hast ja keine Ahnung … Und ich wünsche bei Gott, dass du so etwas auch nie erfahren musst.«
    Nie hatte sie sich weiter von ihm entfernt gefühlt. Es war, als habe er sich an einen Ort begeben, zu dem sie ihm nicht folgen konnte. Offenbar wollte er auch gar nicht, dass sie ihm folgte. Aber sie konnte ihn doch nicht einfach aufgeben. Sie wünschte sich so sehr, seinen Schmerz teilen zu können. Sie wollte nicht, dass er diese Hölle allein durchlebte. »Erzähl mir davon, John! Bitte.«
    Einen Moment lang blickte er sie unentschlossen an. Aber dann schüttelte er den Kopf. »Ich gehe jetzt fliegen.«
    Ellen gab auf. »Okay, bis nachher dann.«
    Er nickte, knuffte noch einmal brüderlich ihren Arm und war verschwunden.
    Der Morgen verging wie so viele andere auch. Ellen bemühte sich, die Lektüre nachzuholen, die sie für die Semesterferien aufbekommen hatte, aber sie war nicht richtig bei der Sache. Halb dachte sie daran, dass sie ihr Studium ohnehin nicht beenden würde, falls sie sich entschloss, mit Bob nach England zu gehen, und halb war sie damit beschäftigt, sich Sorgen über Johns morgige Rückkehr nach Vietnam zu machen. Am frühen Nachmittag saß sie immer noch in ihrem Zimmer vor den aufgeschlagenen Büchern, ein angebissenes Sandwich und ein leeres Limonadenglas neben sich auf dem Tisch, als das Telefon klingelte. Da sie damit rechnete, dass Nancy drangehen würde, reagierte sie zunächst nicht, doch als das Klingeln nicht aufhörte, lief Ellen die Treppe hinunter und hob ab.
    Â»Hallo, hier bei Costello.«
    Â»Ellen.« Joes Stimme. Aber er klang irgendwie komisch. »Ist deine Mom zu Hause?«
    Â»Ja, sie muss irgendwo sein. Soll ich sie holen?«
    Â»Ja, bitte, Schatz.«
    Ein leises, unbestimmtes Gefühl der Angst packte Ellen. »Mom?«, rief sie.
    Â»Hier bin ich.« Nancy kam durch die Gartentür herein und zog ihre Gartenhandschuhe aus. »Ich habe die Rosen zurückgeschnitten.« Sie nickte zum Telefon hinüber. »Für mich?«
    Â»Daddy.« Ellen gab ihr das Telefon und drückte sich in der Nähe herum.
    Â»Hallo, Joe«, sagte Nancy.
    Ellen wartete immer noch ab, nicht ganz sicher, warum. Dann sah sie, wie Nancy erstarrte.
    Â»Was? Und er meldet sich auch per Funk nicht?«
    Ellen sackte der Magen in die Knie. Sie stand wie gelähmt da, die geballten Fäuste in die Hüfte gestemmt, die Luft blieb ihr im Halse stecken.
    Â»Sag mir Bescheid, sobald es was Neues gibt.« Nancys Stimme klang flach und ausdruckslos. Sie legte den Hörer auf die Gabel und blieb einen Augenblick mit der Hand auf dem Hörer stehen. Ellen konnte es nicht länger aushalten.
    Â»Was ist?«, fragte sie. »Was ist los?«
    Â»John«, erwiderte Nancy. Sie drehte sich um, und Ellen sah die nackte Angst in ihren Augen, obwohl der Rest ihres Gesichts ebenso ausdruckslos war wie ihre Stimme. »Er hätte schon vor einer Stunde zurück sein sollen, und sie können ihn per Funk nicht erreichen.«
    Ellen wurde kalt. »Mom?«
    Â»Ach, wahrscheinlich ist gar nichts. Er ist bloß weiter geflogen, als er ursprünglich vorhatte, und außerhalb der Reichweite. Oder er will mit niemandem reden. Er bereitet sich gedanklich darauf vor, nach Vietnam zurückzugehen. Du weißt doch, wie er heute Morgen war …«
    Â»Meinst du?«
    Â»Aber natürlich«, erwiderte Nancy mit energischem Tonfall.
    Angst fraß an Ellens Magen, eisige Schauer liefen durch ihren Körper.
    Â»John würde uns doch absichtlich nie so in Angst versetzen!«, rief sie aus.
    Â»Er denkt nicht mehr logisch«, sagte Nancy. »Er wird bald wieder da sein. Aber dein Vater ruft jetzt beim Such- und Rettungsdienst an für den Fall, dass er ein Problem hatte und irgendwo notlanden musste. Er sagt uns Bescheid, sobald es etwas Neues gibt.« Sie zog ihre Gartenhandschuhe wieder an. »Ich mach jetzt erst mal diese Rosen fertig. Du bist ja hier, wenn das Telefon klingelt.«
    Â»Mom!« Ellen spürte, wie ihr Kinn zitterte. Sie musste die Kiefer fest aufeinanderpressen, um zu vermeiden, dass ihr die

Weitere Kostenlose Bücher