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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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mir immer schon suspekt gewesen. Wie friedlich sie auch aussehen, ich muss immer an Tausend Meilen Staub denken, eine wild gewordene Rinderherde, stampfende Hufe. Ich machte also einen großen Bogen um die Rindviecher, steuerte auf den Wald am anderen Ende des Feldes zu und versuchte, den mit Fliegen übersäten Kuhfladen auszuweichen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich dich dort finden würde – und so war es dann auch. Du saßest an einen Baumstamm gelehnt, die Arme um die Knie geschlungen.
    Â»Hallo«, begrüßte ich dich.
    Du schautest mich mit trübem Blick an. Keine Spur von deiner üblichen überbordenden Energie.
    Â»Hallo.«
    Â»Was machst du denn hier so ganz allein?«
    Du hast mit den Achseln gezuckt und nichts gesagt. Ich setzte mich neben dich.
    Â»Irgendwas ist doch los, Sarah. Komm, du kannst es mir ruhig erzählen! Ich werde es auch deiner Mom nicht weitersagen, wenn du es nicht möchtest.« Du hast am Saum deiner Shorts herumgeknibbelt. »Geteiltes Leid ist halbes Leid.« Deine Unterlippe zitterte, du hast störrisch darauf gebissen. Ich wartete ab. Ich wusste, dass du die Stille schon irgendwann brechen würdest, wenn sie dir zu lang wurde, und ich behielt Recht.
    Â»Versprichst du mir, es niemandem zu erzählen?«, sagtest du schließlich.
    Was immer hinter deiner Laune stecken mochte, ich konnte mir nicht vorstellen, dass es sich um eine Sache auf Leben oder Tod handelte. Aber ich gebe keine Versprechen, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, dass ich sie auch halten kann.
    Â»Schauen wir doch erst mal, ob wir das nicht klären können«, antwortete ich ausweichend.
    Und dann hast du mir zuerst stockend und dann immer schneller von einer Gruppe Mädchen erzählt, die dich in der Schule ärgerten. Nichts besonders Ernstes, sie zogen dich gelegentlich an den Haaren, spotteten über dich oder versuchten dich auszugrenzen, aber sie waren beharrlich genug, um dich zu nerven. Damals hatte eine von ihnen heimlich das Heft mit deinen Hausaufgaben aus deiner Schultasche geholt, und sie warfen deine sorgfältig geschriebene Hausarbeit herum, bis sie zerknittert und schmutzig war, und du hattest deswegen mit deiner Klassenlehrerin Ärger bekommen.
    Â»Hast du ihr denn nicht erzählt, wieso die Arbeit so schmuddelig aussah?«, fragte ich.
    Du blicktest mich empört an: »Nein, das wäre doch Petzen gewesen.«
    Â»Ja, wahrscheinlich.«
    Â»Und deshalb will ich auch nicht, dass Mum davon erfährt. Dann rennt sie bloß zur Schule und erzählt alles Miss Higgins, und Miss Higgins hält mich für eine Heulsuse, und Tonia und Mandy zahlen es mir heim, sobald sie nicht hinschaut …«
    Nur zu wahr, dachte ich, verblüfft über deinen Weitblick. Eine Lehrerin kann ihre Augen auch nicht überall haben, genauso wenig, wie es eine Mutter kann. Meiner Meinung nach gibt es ein paar Dinge, die man besser allein ausmacht, auch wenn man erst neun Jahre alt ist.
    Â»Warum, glaubst du, ärgern sie dich?«, fragte ich.
    Â»Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich ihren Mädchenkram nicht so mitmache. Sie sagen immer, dass ich mich wie ein Junge benehme.«
    Ich konnte mir ein Lächeln kaum verkneifen. »Das tust du auch. Aber das ist doch nicht schlimm. Du bist eben ein bisschen anders als sie.«
    Â»Du meinst, ich sollte so tun, als ob ich ihre Puppen und den ganzen Kram mag?«
    Â»Nein. Aber du solltest auch nicht die Nase über sie rümpfen. Und das Wichtigste ist, dass du dir nicht anmerken lässt, wie sehr du dich über sie ärgerst. Wenn sie das nächste Mal sagen, dass du dich wie ein Junge benimmst, dann antwortest du einfach: ›Ja, das macht mir auch Spaß. Ihr solltet es auch mal probieren.‹ Dann haben sie bald keine Lust mehr zu ihrem albernen Spiel.«
    Â»Es ist kein Spiel, Grandma.«
    Â»Doch, für sie ist es eins. Warum versuchst du es nicht mal?«
    Du hast genickt und dir die Nase am Ärmel deines Hemds abgewischt. »Okay.« Dann hast du plötzlich gestrahlt. »Aber Barney und Luke sind jedenfalls meine Freunde. Ich wette, wenn ich denen das erzähle, würden sie den Mädchen eine ordentliche Abreibung verpassen!«
    Â»Keine besonders gute Idee«, sagte ich entschieden, obwohl ich, um ehrlich zu sein, auch nicht abgeneigt gewesen wäre, mir die Mädchen mal übers Knie zu legen. »Dann hast du also doch

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