Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
Vom Netzwerk:
bestimmt Organisationen … Und dann noch die Adresse, die ich habe, sein alter Familienwohnsitz. Vielleicht hat irgendjemand aus dem Dorf immer noch Kontakt zu ihm oder weiß wenigstens, wo seine Familie hingezogen ist. Und es ist nicht besonders weit von dir, in Gloucestershire.«
    Du runzelst die Stirn. »Du hast das nie erwähnt, wenn du uns besuchen kamst.«
    Doch dann hältst du inne, vielleicht aus Angst, ein Terrain zu betreten, das besser unerforscht bleibt, und im gleichen Moment flackert eine Erinnerung in deinem Blick auf, als ob dir gerade eingefallen wäre, wie wir einmal gemeinsam zum Slimbridge Wildfowl Trust gefahren sind, als ich euch besucht habe.
    Du hattest deinen Führerschein noch nicht lange und warst ganz stolz und aufgeregt, dass dein Vater dir sein Auto geliehen hatte. Weil wir durch Gloucestershire fuhren, schaute ich aufmerksam aus dem Fenster, ob ich irgendwelche Ortsnamen wiedererkannte, von denen Mac erzählt hatte. Ich bat dich, mir die Landkarte zu geben, damit ich unseren Weg besser verfolgen und die Hinweisschilder auf umliegende Ortschaften einordnen konnte. Ich weiß noch, wie energisch du dich verteidigt hast: »Grandma! Ich finde den Weg schon! Traust du mir etwa nicht?« Ich wollte dich nicht aufregen, deshalb legte ich die Karte wieder weg, als wäre nichts. Vielleicht ist es mir nicht so gut geglückt, wie ich dachte.
    Â»Wo denn in Gloucestershire?«, fragst du jetzt.
    Â»In der Nähe von Stroud.« Ich suche im hinteren Teil des Tagebuchs und fische ein Blatt heraus, das von einem Notizblock abgerissen wurde. »Cleverley. Ein ganz kleines Dorf, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Du kaust auf deiner Lippe herum und überlegst. »Na ja, ich kann es ja mal versuchen.« Du klingst skeptisch. Ich weiß, du denkst, dass es nach so langer Zeit nicht einfach sein wird. »Was soll ich denn tun, wenn ich ihn ausfindig machen kann?«
    Â»Ich schreibe noch einen Brief, bevor du abreist.« Das hätte ich schon längst tun sollen, doch ich habe es immer wieder vor mir hergeschoben. Es ist nicht einfach, nach so langer Zeit einen Anfang zu finden. »Wenn du ihm den Brief geben könntest … Und noch etwas …«
    Ich klappe das Kästchen auf. Das Distinguished Flying Cross ruht auf seinem Bett aus Satin. Es ist ein bisschen angelaufen, aber das lässt sich mit etwas Silberpolitur schnell beheben. Es blinkt zu mir empor und lässt mein Herz schwer werden.
    Das Kreuz ist ein Blumenkreuz, etwas mehr als fünf Zentimeter breit. Die seitlichen Kreuzarme und der untere Arm enden in Verdickungen, die an Bomben erinnern, der obere Arm in einer Rose; darüber liegt reliefartig ein zweites Kreuz, dessen senkrechte Arme Flugzeugpropeller darstellen, während die waagerechten Flügel bilden. Die Mitte zeigt das Monogramm der RAF , über dem die Reichskrone schwebt, umgeben von einem Ehrenkranz.
    Â»Mac hat es verliehen bekommen – das Kreuz und den Balken am Bande. Das bedeutet, er wurde zweimal für seinen mutigen Einsatz im Luftkampf gegen den Feind ausgezeichnet«, erkläre ich. Der Satz klingt wie auswendig gelernt. »Ich habe es all die Jahre behalten, aber ich finde, nun ist es höchste Zeit, dass er es zurückkriegt. Oder seine Familie. Es würde ihnen sicher viel bedeuten.«
    Du betrachtest den Orden ehrfürchtig. Ich glaube nicht, dass du schon einmal einen gesehen hast. Vielleicht verstehst du jetzt allmählich, warum diese Angelegenheit mir so viel bedeutet, und denkst nicht länger, dass ich von allen guten Geistern verlassen bin. Obwohl man ja sagen muss, dass man im Alter immerhin einen Vorteil hat: Man kann von Zeit zu Zeit unvernünftig sein, und die anderen nehmen es hin, um einen bei Laune zu halten.
    Â»Okay«, sagst du. »Ich werde mein Bestes tun.«
    Ich trinke meinen Sherry aus. Dein Weinglas ist schon leer. Ich frage dich, ob du noch mehr Wein möchtest, aber du schüttelst den Kopf.
    Â»Lieber nicht.« Dann überlegst du es dir anders. »Ach – ich trinke doch noch ein Glas.« Der Schrecken lässt allmählich nach, und du wirst wieder ganz die Alte. »Komm, Grandma, ich möchte noch ein bisschen mehr über diesen … Mac hören. Ich hole uns noch was zu trinken, und dann kannst du mir alles über ihn erzählen.«
    Nicht alles, denke ich mir. Ich bin dir einige Informationen schuldig, aber eine

Weitere Kostenlose Bücher