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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur
Autoren: Amelia Carr
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befürchtet hatte, und Joe sich in Nancy verliebte, wurde ihr klar, dass sie keine andere Wahl hatte, als auch das zu akzeptieren. Deshalb verwendete sie all ihre Energien darauf, sicherzustellen, dass Nancy nichts tat, was ihrem geliebten Neffen wehtun könnte. »Wenn Joe nur glücklich ist, dann bin ich auch glücklich. Aber ich fürchte einfach, dass sie ihm eines Tages das Herz brechen wird«, sagte sie zu Tilly Jacobson.
    Während sie nun über Nancys Schulter hinweg versuchte, das Telegramm von Jackie Cochran zu lesen, befiel sie die schreckliche Gewissheit, dass dieser Tag nun gekommen war.
    Â»Du wirst natürlich nicht dorthin gehen«, schnaubte sie empört. »Du wirst dich doch wohl nicht auf so eine dumme Sache einlassen!«
    Nancy faltete das Telegramm vorsichtig zusammen. »Warum denn nicht?« Ihre Stimme klang herausfordernd, und das regte Dorothy auf.
    Â»Warum nicht?« Dorothys Dreifachkinn wackelte, und die Brille, die sie sich ursprünglich auf die Stupsnase gesetzt hatte, um das Telegramm besser lesen zu können, hüpfte nun am Ende der Brillenkette vor ihrem drallen Busen auf und ab. »Das versteht sich doch wohl von selbst! In England herrschen im Moment ganz schreckliche Zustände. Man braucht doch bloß die Zeitung aufzuschlagen, um zu sehen, was da los ist. Bombenangriffe, Nacht für Nacht. Alles, was man sich nur vorstellen kann, ist rationiert. Wahrscheinlich müsstest du in einem Bunker hausen – ohne vernünftiges Essen und ohne jeden Komfort! Ich würde im Traum nicht daran denken, nach England zu gehen, selbst wenn man mich dafür bezahlen würde. Diese Jacqueline Cochran glaubt wohl, du wärst genauso verrückt wie sie. Und außerdem …« – sie pochte mit ihrem rauen, von der Arbeit geröteten Wurstfinger auf das Telegramm – »… ist das doch nichts als Papierverschwendung. Ich kann nur sagen, die weiß wohl nicht, wohin mit ihrem Geld.«
    Â»Ich kann nicht einsehen, was daran verrückt sein soll.« Nancys Stimme klang unverhohlen nach freudiger Erregung, und Dorothy verspürte ein alarmierendes Gefühl der Panik. Sie konnte dieses Mädchen einfach nicht unter ihre Kontrolle bringen, es war ihr von Anfang an nicht gelungen, und das gefiel ihr gar nicht. Es würde ein Ende mit Schrecken geben, genau wie sie es schon immer vorhergesagt hatte.
    Â»Es ist doch sehr vernünftig, dass man Zivilisten die Zubringerflüge überträgt und dadurch das Militär entlastet, damit es gegen die Deutschen kämpfen kann«, fuhr Nancy fort. »Joe hat das auch für eine gute Idee gehalten. Er hatte doch selbst vor, sich freiwillig für diesen Dienst zu melden, wenn die Air Force ihn nicht genommen hätte.«
    Dorothy schnaubte. »Umso schlimmer! Aber für ihn ist es auch was anderes. Er ist ein Mann. Frauen können keine Militärflugzeuge fliegen.«
    Â»Aber das tun sie doch schon«, widersprach Nancy. »Jagdflugzeuge – und sogar Bomber.«
    Dorothy starrte sie ungläubig an. »Das mag ja sein. Aber Joe würde nicht wollen, dass du das tust. Er würde nicht wollen, dass du dich einer solchen Gefahr aussetzt. Und du musst auch an die Verantwortung denken, die du hier hast. Joe hat dir die Leitung der Geschäfte übertragen. Du kannst dich nicht einfach in der Gegend herumtreiben und die Firma dem Ruin überlassen.«
    Â»Ach, Himmel noch mal!« Jetzt wurde Nancy wirklich wütend. »Es gibt doch im Moment gar keine Geschäfte – und die wird es auch nicht geben, bis der Krieg vorbei ist. Du weißt doch genauso gut wie ich, dass Zivilpiloten nicht fliegen dürfen. Da kann ich besser nach Europa gehen und mich dort nützlich machen.«
    Â»Ich sage ja nur, was Joe wohl sagen würde, wenn er hier wäre.« Dorothy presste missbilligend die Lippen aufeinander. »Ich kann dich nicht gehen lassen, Nancy. Das würde Joe mir nie verzeihen.«
    Etwas Schlimmeres hätte sie kaum sagen können. Dieser Satz kratzte an dem dünnen Häutchen, das nur mühsam die stille Verärgerung überdeckte, die sich während der letzten Monate in Nancy aufgestaut hatte. Sie hatte mehr und mehr das Gefühl, eingesperrt zu sein, und das war ihr ein Gräuel.
    Â»Ich bin nicht Joes Eigentum, Mrs. Costello«, sagte sie. »Wenn Jackie Cochran der Meinung ist, dass ich das schaffen kann, dann gehe
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