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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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herumzurollen. Das Essen, auf das sie sich schon so gefreut hatten, war allerdings eine Enttäuschung. Selbst das Savoy litt unter den Lebensmittelrationierungen, vermutete Nancy. Aber sie war in England, eine halbe Weltreise von zu Hause entfernt, und sie war entschlossen, das Beste daraus zu machen, egal welche Missstände es gab.
    Â»Ihr Mädels geht nach Luton«, erklärte Jackie.
    Sie saßen in tiefen Ledersesseln in der opulenten Hotelhalle des Savoy und tranken indischen Tee aus zierlichen Porzellantassen. Auf einem Tischchen zwischen ihnen standen die Reste einer Ladung Sandwiches, die zwar sehr kunstvoll zu zarten Dreiecken geschnitten waren, aber nach nichts schmeckten. Jackie, glamourös wie eh und je in einem Kleid, das sehr gut von Balenciaga hätte sein können, in Seidenstrümpfen und hochhackigen Peeptoes, saß im Mittelpunkt, wie eine Königin umringt von ihren Hofdamen.
    Luton. Das sagte Nancy gar nichts.
    Â»Dort ist eine Ausbildungsbasis«, fuhr Jackie fort. »Ihr werdet euch mit den Flugzeugen vertraut machen, die ihr fliegen werdet. Ihr nehmt ein wenig Technik durch und lernt navigieren. Alles in allem werdet ihr dort etwa zwei Monate zubringen.«
    Es gab einen plötzlichen Knall, ein empörtes Zischen und das laute Klirren einer Teetasse, die heftig auf eine Untertasse gestellt wurde.
    Â»Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!« Alle Blicke richteten sich auf Miriam de Sousa.
    Jackie hob die perfekt gezupften Augenbrauen und fixierte Miriam mit kühlem, fragendem Blick. »Wie bitte?«
    Â»Das hoffe ich jedenfalls!«, fuhr Miriam ungerührt fort. »Denn wenn das Ihr Ernst sein sollte, ist es wirklich nur eine unglaubliche Zeitverschwendung. Was soll das Ganze? Ich habe über tausend Flugstunden. Die Theorieprüfungen habe ich alle bereits vor Jahren bestanden. Ich bin hergekommen, um zu fliegen, und nicht um zwei Monate lang irgendwo herumzuhängen, während irgend so ein englischer Fatzke mir etwas beibringen will, was ich wahrscheinlich besser kann als er!«
    Betretenes Schweigen erfüllte den Raum. Nancy konnte kaum glauben, dass irgendjemand sich traute, so mit Jackie Cochran zu reden, nicht einmal die dreiste, unausstehliche Miriam.
    Â»Diese Haltung werden Sie noch bedauern«, sagte Jackie mit kühler Stimme. »In England zu fliegen ist ein ganz anderes Unterfangen als das Fliegen zu Hause, wie Sie sicher bald feststellen werden.«
    Â»Und worin zum Teufel lag dann der Sinn, uns in Montreal in einer Harvard zu testen?«
    Â»Um sicherzugehen, dass wir nicht alle unsere Zeit damit verschwenden, Sie überhaupt zu verpflichten. Sie sind jetzt in der ATA , und ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sie müssen sich deren Regeln beugen.« Jackie blickte die Mädchen nacheinander an, ignorierte Miriam dabei aber völlig. »Also, geplant ist Folgendes: Ich habe einige Autos gemietet, und morgen fahren wir gemeinsam nach Luton. Ihr Gepäck bleibt im Abstellraum des Savoy, bis Sie Ihren endgültigen Einsatzort erfahren. Wir brechen früh am Morgen auf, so dass Ihnen vor der Verdunkelung noch genug Zeit bleibt, sich in Ihrem neuen Quartier zurechtzufinden. Noch Fragen?«
    Die meisten der Mädchen waren immer noch so fassungslos von Miriams frechem Benehmen, dass sie an gar nichts anderes denken konnten, aber die unverwüstliche Kay durchbrach die angespannte Stimmung.
    Â»Ja, Ma’am. Wo zum Teufel soll ich in England ein neues Seidennegligé herbekommen, wenn eine Bombe ins Savoy einschlägt und mein Schrankkoffer dabei zerstört wird?«, fragte sie und warf auf ihre typische Art die glänzende blonde Mähne zurück.
    Jackie lächelte. »Ich werde schon ein neues für dich finden, Schätzchen, das verspreche ich dir«, sagte sie, und Nancy hatte keinen Zweifel daran, dass ihr auch das gelingen würde. Jackie besaß eine uneingeschränkte Autorität, und ihre starke Persönlichkeit war beeindruckend. Nancy war schon vorher voller Bewunderung für sie gewesen, doch was sie jetzt empfand, grenzte fast an Vergötterung. Und sie war sich ziemlich sicher, dass jemand, dem es gelang, die schreckliche Miriam de Sousa so vehement in die Schranken zu weisen, keinerlei Schwierigkeiten haben würde, ein Seidennegligé für Kay aufzutreiben, falls es nötig sein sollte, Rationierungen hin oder her.

III
    Schon ein paar Tage in Luton reichten, um Nancy davon zu

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