Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
Vom Netzwerk:
eines Hauses stieg Rauch auf, allerdings nicht gleichmäßig und senkrecht, sondern in einzelnen, auseinandergezogenen Schwaden, beinahe parallel zum Boden. Aus dieser Höhe konnte Nancy erkennen, dass sich die Baumkronen im Wind bogen.
    Hier lag wahrscheinlich auch der Grund für ihr Problem. Der Wind hatte gedreht und zugenommen, seit sie die Kompasskurse ausgearbeitet hatte. Sie balancierte das Klemmbrett über der Landkarte auf ihrem Knie, nahm den Stift ab und versuchte ein paar Berechnungen anzustellen. Aber Mathematik war nie ihre starke Seite gewesen, und jetzt, wo Angst und Sorge an ihr nagten, fiel es ihr umso schwerer, sich zu konzentrieren, und sie war sich ganz und gar nicht sicher, ob sie richtig gerechnet hatte.
    Flieg Richtung Süden, und bete! Wenigstens hatte sie genügend Treibstoff. Früher oder später würde sie auf einen Flugplatz treffen. Dann würde sie landen, eine Tasse Kaffee trinken, um ihre Nerven zu beruhigen, und einen neuen Flugplan ausarbeiten, der sie nach Hause führen würde. Doch die Puss Moth schien sich so langsam zu bewegen wie eine träge Hummel, und der Flug, der ihr vorher so viel Spaß gemacht hatte, kam ihr plötzlich endlos vor. Und damit noch nicht schlimm genug: Plötzlich sah Nancy vor sich am Himmel eine dichte, dunkle Wolkenbank heranziehen.
    Nach ein paar Minuten prasselten die ersten Regentropfen gegen die Windschutzscheibe. Nancy biss die Zähne aufeinander. Verfluchtes englisches Wetter! In den Wettervorhersagen hatte es keinerlei Warnung vor Gewittern gegeben, doch alle Anzeichen deuteten jetzt darauf hin. Dichte Kumuluswolken und eine plötzliche Änderung der Windgeschwindigkeit und -richtung waren kein gutes Zeichen. Es würde zwar wohl kaum die Art von Tropensturm werden, die sie aus Florida kannte – oder wenigstens glaubte Nancy das nicht –, aber jedes Gewitter bedeutet für ein Leichtflugzeug Unannehmlichkeiten. Die Auf- und Abwinde können heftige Turbulenzen verursachen, während Windscherungen das Steuern erschweren. Hagel kann die Zelle beschädigen, Blitzschlag gefährdet die Elektrik.
    Nancy hatte nicht die Absicht, sich in ein Gewitter zu begeben, wenn sie es irgendwie vermeiden konnte. Nur ein Idiot würde in eine Kumulonimbuswolke fliegen – und dazu schien sich das Wolkengebilde vor ihr zu formen. Schon wurde die Puss Moth hin- und hergeworfen; plötzlich geriet sie in ein Luftloch und sackte ab – etwa zweihundert Fuß in ein paar Sekunden. Nancy wurde in ihrem Gurtzeug so heftig emporgeworfen, dass ihr Kopf gegen das Dach schlug und eine Wolke aus Staub und undefinierbaren schwarzen Teilchen auf sie niederregnete. Sie flog eine Kurve und steuerte die Puss Moth vom Gewitter weg. Jetzt kam es nicht mehr darauf an, einen Flugplatz zu finden – sie würde einfach auf irgendeinem Feld landen, davon gab es hier schließlich genug. Solange sie auf Kühe und Stromleitungen achtete, würde es schon gutgehen. Sie fing das Flugzeug bei eintausend Fuß ab, suchte sich ein geeignetes Feld aus und prüfte noch einmal die Windrichtung, um eine Platzrunde zu fliegen und gegen den Wind zu landen. Sie betete: Bitte mach, dass da keine verborgenen Gräben sind! Bitte lass einen Bauernhof in der Nähe sein! Oder einen Bauer mit einem Traktor, der mich wieder in bewohntes Gebiet bringen kann. Und bitte mach, dass beim Landen dieses verdammte Flugzeug heil bleibt!
    Als Nancy in den Queranflug drehte, entdeckte sie zu ihrer Verwunderung ein weiteres einmotoriges Flugzeug, das südlich von ihr ganz offensichtlich im Sinkflug war. Sie beugte sich vor, bis das Klemmbrett auf ihrem Schoß sich in ihre Rippen bohrte, und spähte durch die regennasse Windschutzscheibe. Wollte das andere Flugzeug genau wie sie auf einem Feld landen, um dem Gewitter auszuweichen? Oder war da jenseits des baumbestandenen Hügelkamms vielleicht noch etwas, was sie übersehen hatte? Ein rascher Blick zu der dunkel sich auftürmenden Wolkenwand zeigte Nancy, dass sie bestenfalls noch ein paar Minuten Zeit hatte, bevor die Wand sie einholen würde. Sie traf eine Entscheidung, hob die Nase und stieg wieder empor. Das andere Flugzeug war jetzt hinter der Baumreihe auf dem Hügelrücken verschwunden, doch Nancy steuerte in die Richtung, wo sie es zuletzt gesehen hatte, ein Stück unterhalb von ihr und offensichtlich im Landeanflug.
    Sie überflog den Hügelkamm und

Weitere Kostenlose Bücher