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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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solange wir noch können. Dort, wo wir hinkommen, wird in der Hinsicht nicht viel los sein.«
    Â»Aber dort gibt es doch bestimmt einen ganzen Haufen Piloten zu deiner Auswahl.« Nancy versuchte, ebenso lässig zu wirken wie Kay, doch es fiel ihr unter den gegebenen Umständen nicht leicht. »Oder hast du was gegen Engländer?«
    Â»Nein, jedenfalls nicht gegen solche, die fit, jung und gesund sind. Aber die von der ATA ? Hast du denn noch nicht gehört, was die Abkürzung bedeutet, Schätzchen?«
    Â»Air Transport Auxiliary«, erwiderte Nancy verwundert.
    Â»Ja, das ist die offizielle Version. Inoffiziell steht es für ›Alte Tattergreise auf dem Abstellgleis‹. Die sind doch alle zu alt oder untauglich, um in der Royal Air Force Seiner Majestät zu dienen. Jackie hat mir erzählt, dass es sogar einen Typen gibt, der nur noch einen Arm und ein Bein hat. Er war so wild entschlossen, für die ATA zu fliegen, dass er ins Flugzeug gestiegen ist und sich geweigert hat, wieder auszusteigen, bis er vorfliegen durfte. Die meisten von denen sind doch schon im Ersten Weltkrieg geflogen. Und seitdem haben sie Banken oder Bekleidungsläden geführt. Und jetzt haben sie plötzlich die Mottenkugeln abgeschüttelt und sich wieder in die Lüfte erhoben!«
    Â»Also, wenn sie auf diesen alten Möhren fliegen gelernt haben, dann sind sie doch bestimmt begnadete Piloten«, wandte Nancy ein.
    Â»Ja, wahrscheinlich«, stimmte Kay zu. »Aber sie sind so alt, dass sie unsere Väter sein könnten – oder sogar Großväter! Nein, meine Liebe, ich fürchte, dort drüben wird ein ernster Mangel an knackigen jungen Kerlen herrschen, es sei denn …«, plötzlich klang ihre Stimme optimistischer, »es sei denn, wir werden an einen RAF -Stützpunkt versetzt. Was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist, wie ich gehört habe. Die ATA hat eigene Stützpunkte in der Nähe der Flugzeugfabriken und Instandhaltungsgruppen. Und die Mädels haben ihre eigene Kommandantin, eine gewisse Pauline Gower. Aber man weiß ja nie – vielleicht haben wir ja Glück.«
    Der Zigarettenqualm, der sich in der engen Kabine staute, brannte Nancy allmählich in den Augen. Sie wischte sich mit der Hand über die Augen.
    Â»Ehrlich gesagt, ist es mir ziemlich egal, wo wir stationiert werden, solange ich ein paar interessante Maschinen fliegen darf.«
    Â»Hmm.« Kay stand auf und griff nach ihrer Tasche und dem tragbaren Aschenbecher, den sie immer dabeihatte. »Hast du zu Hause einen Kerl?«
    Joe. Plötzlich überkam Nancy eine schmerzliche Sehnsucht nach ihm. Wie gern hätte sie jetzt seine Umarmung gespürt und den Kopf an seine beruhigend breite Schulter gelehnt, während er ihr ins Ohr flüsterte: »Alles wird gut, Schatz. Mach dir keine Sorgen, ich passe schon auf, dass dir nichts geschieht!«
    Im selben Moment verachtete sie sich für ihre Schwäche. Was war sie doch für eine Heuchlerin! Zuerst bemühte sie sich verzweifelt, dem Netz zu entkommen, das sie sich selbst gesponnen hatte, um dann sofort wieder in Deckung zu gehen, wenn die Freiheit ihre unangenehmen Seiten zeigte. Sie war hier, weil sie es sich so ausgesucht hatte. Vielleicht war sie ja bei Joe sicher – und sie musste zugeben, dass Sicherheit ihr in diesem Moment sehr erstrebenswert schien –, doch diese Sicherheit war ebenso eine Falle wie die Sardinenbüchse von Kabine. Schlimmer noch – denn dort wäre sie nicht nur ein paar furchtbare, angstvolle Minuten gefangen, sondern für den Rest ihres Lebens.
    Kay wartete noch auf ihre Antwort. »Ja, es gibt da jemanden«, sagte Nancy. »Er ist im Moment bei der Air Force.«
    Â»Wie ist er denn so?«
    Â»Groß, blond – früher hat er Streuflugzeuge geflogen, jetzt hat er sein eigenes Frachtflugunternehmen. Er ist ganz in Ordnung.« Eine neue Welle der Sehnsucht. Was war denn bloß los mit ihr?
    Â»Er klingt doch nett.«
    Â»Er ist auch nett.« Ein bisschen zu nett. Nancy musste an das kurze Telefongespräch denken, das sie geführt hatten, ehe sie aufbrach. Joe hatte nicht versucht, sie von ihrer Idee abzubringen, als sie ihm erzählte, was sie vorhatte. Er hatte auch nicht verlauten lassen, dass ihm ihr Fortgehen missfiel, sondern nur gesagt, dass sie auf sich aufpassen solle und dass er sie liebe. Seine fehlende Missbilligung hatte nur

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