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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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traute ihren Augen kaum. Eine Landebahn, ein schmaler, gemähter Streifen, der sich durch das dunklere Grün des hohen Grases zog, und daneben ein Gebäude, das zu lang und flach war, um ein normales Haus zu sein. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie gab Gas und steuerte auf die Stelle zu, wo das andere Flugzeug ihrer Meinung nach den Landeanflug begonnen hatte. Inzwischen war es gelandet. Obwohl der Regen heftig gegen ihre Scheibe prasselte und sich in immer größer werdenden Kreisen verteilte, konnte Nancy erkennen, dass das Flugzeug auf das Gebäude zurollte. Sie richtete das Flugzeug aus, nahm das Gas zurück und fuhr die Landeklappen aus, während sie sich zur Konzentration zwang, obwohl ihr vor Freude und Erleichterung das Blut in den Adern kribbelte wie nach einem starken Schnaps. Sie würde es schaffen. Sie würde landen, warten, bis der Sturm vorbei war, herausfinden, wo sie sich befand, und den neuen Rückflugkurs in die Karte einzeichnen. Und mit ein wenig Glück würde niemand etwas von ihrem Herumirren bemerken.
    Nancy spürte die tückischen Seitenwindböen, während sie den Endanflug einleitete, und das Kribbeln der Erleichterung verwandelte sich zusehends in ein aufgeregtes Kribbeln, je mehr sie die Gefahr spürte. Sie drehte die Nase in den Wind, die Füße im Seitenruder, immer bereit zu korrigieren. Tiefer, immer tiefer, das Gras sauste unter den Rädern durch, sie ließ die luvseitige Fläche in den Wind hängen. Ihre Hände umklammerten mit aller Kraft das Steuer; ohne es zu merken, biss sie sich so fest auf die Unterlippe, dass diese zu bluten anfing. Und dann war sie unten, die Räder berührten die gemähte Fläche der Landebahn, und sie bremste, vorsichtig, um nicht ins Schleudern zu kommen, das Flugzeug auf Rollgeschwindigkeit herunter. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus und steuerte von der Landebahn auf das Gebäude zu, vor dem das andere Flugzeug geparkt hatte.
    Und dann geschah die Katastrophe. Eine jähe, heftige Windböe griff unter die linke Tragfläche und riss sie empor. Der Steuerknüppel ruckte in ihrer Hand, und ehe sie sich’s versah, stand die ganze Welt kopfüber. Einen Augenblick lang schien die Zeit anzuhalten. Nancy befand sich in einer Art luftleerem Raum. Ihre Gedanken und Gefühle, jegliches Begreifen schienen für einen Moment auszusetzen. Dann schoss ihr das Blut in den Kopf, und ihr wurde bewusst, dass sie schmachvoll in der Luft hing, immer noch festgeschnallt, aber dort, wo vorher Gras gewesen war, war jetzt Himmel, und der Himmel hatte sich in Gras verwandelt. Das Klemmbrett hatte sich schmerzhaft neben ihrem Ohr verkeilt, und die Landkarte lag halb auf ihrem Gesicht. Ihre Tasche befand sich auf dem Dach neben ihr, der ganze Inhalt hatte sich verteilt. Überall war Puder aus ihrer Puderdose, eine feine Schicht aus rosa Staub, die einen Niesreiz bei Nancy auslöste. Schreck und Beschämung überkamen sie. So unglaublich es war – sie hatte sich schlichtweg überschlagen!
    Nancy tastete nach dem Verschluss ihres Gurtzeugs, aber ihre Hände zitterten so sehr, dass sie den Auslösebolzen nicht fand. Während sie noch damit kämpfte, wurde die Tür der Puss Moth aufgerissen und Nancy sah ein Paar Hosenbeine in robusten ledernen Fliegerstiefeln.
    Â»Alles in Ordnung?« Eine männliche Stimme, tief, ein wenig rau und mit unüberhörbar englischem Akzent.
    Â»Was glauben Sie denn?« Nancys Stimme wurde gedämpft durch ihr Hemd, das ihr halb über den Mund hing. Noch nie in ihrem Leben war ihr etwas so peinlich gewesen, war sie sich so blöd vorgekommen. »Ich bekomme mein Gurtzeug nicht auf.«
    Der Mann griff an ihr vorbei in die Kabine; Wasser tropfte von seiner ledernen Fliegerjacke auf Nancys Gesicht. Einen Moment lang schien sie von seinem Körper fast begraben zu werden, dann hatte er das Gurtschloss entriegelt, und sie fiel unsanft heraus.
    Â»Puh – hier riecht’s ja wie in einem französischen Bordell!«, sagte er.
    Mein Parfum. Das verdammte Parfum . Die Flasche in ihrer Tasche musste zerbrochen sein. Jetzt schämte sich Nancy nicht bloß, sondern war auch noch wütend. Vor allem auf sich selbst, aber auch auf diesen Mann, weil er Zeuge ihrer demütigenden Lage geworden war.
    Â»Helfen Sie mir endlich hier raus, verdammt!«
    Â»Okay, jetzt beruhigen Sie sich mal!« Er half ihr, aus dem Flugzeug zu

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