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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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weiß ich auch nicht, was Sie das angehen sollte«, sagte sie scharf.
    Â»Oh, ich kann Ihnen versichern, dass mich das sehr wohl etwas angeht. Ich wüsste doch gern, welcher unserer Ausbilder so töricht war zu glauben, dass man Sie allein in einer Puss Moth losschicken könnte.«
    Nancy wurde heiß und kalt. Welcher unserer Ausbilder  … Verdammt, er war bestimmt bei der ATA . Das würde man ihr nie verzeihen. Eine Vergnügungstour machen, wie er es genannt hatte. Vom Kurs abkommen. Eine Puss Moth zum Überschlagen bringen. Und sie wie ein französisches Bordell riechen zu lassen …
    Der Mann mit Namen George gluckste in seine Teetasse. »Sag ihr lieber, wer du bist, Mac. Du hättest es ihr besser sofort sagen sollen, wenn du mich fragst.«
    Â»Ich wollte erst mal hören, was sie zu ihrer Rechtfertigung vorzubringen hat.« Er nahm Haltung an. Jetzt deutete nicht nur sein Hemd, sondern auch sein Benehmen auf eine Zugehörigkeit zur RAF hin. »Dann ist es wohl Zeit, dass wir uns einander vorstellen, Miss …?«
    Â»Kelly. Nancy Kelly.«
    Â»Miss Kelly. Ich heiße James Mackenzie. Ich bin Squadron Leader der RAF und im Moment als Stellvertretender Kommandant nach White Waltham abkommandiert. In ein paar Tagen aber werde ich meine neue Aufgabe als Ausbilder in Luton antreten, während Ersatz für eine gewisse Mrs. Norah Taft gesucht wird.« Er blickte sie ernst an. »Ich vermute, Sie sind eine ihrer Schülerinnen, und sie hat versucht, Ihnen noch schnell Ihre Prüfungen abzunehmen, bevor sie weggeht. Gut gemeint, aber leider hat es wohl nicht funktioniert, nicht wahr?«
    Der Boden schien sich unter ihren Füßen aufzutun. Oh Gott. Mein neuer Ausbilder! Der zweithöchste Offizier in White Waltham. Jetzt hatte sie wirklich alles vergeigt. Von einem disziplinierten RAF -Offizier konnte sie keine Nachsicht erwarten. Sie würde unehrenhaft aus dem Dienst entlassen – und das wäre das Ende ihrer Teilnahme am Krieg.
    Â»Tut mir leid, Sir.« Sie hatte einen Kloß im Hals. Er hätte es mir sagen sollen, dachte sie. Mir das zu verheimlichen war nicht besonders fair.
    Das Gewitter war fast vorübergezogen, das Trommeln des Regens auf dem Blechdach wurde schwächer, und der Donner grollte nur noch von fern.
    Â»Okay, Miss Kelly, jetzt, wo wir wissen, woran wir sind, sollten wir lieber versuchen, den Schlamassel wieder in Ordnung zu bringen, in den Sie sich da gebracht haben.«
    Sie sah ihn an, wie er dastand, mit verschränkten Armen, der Inbegriff der Überlegenheit, und jeden Augenblick der Situation genoss, und dachte sich, dass er der überheblichste Kerl war, der ihr je begegnet war.
    Und leider auch – obwohl sie das nicht gern zugab – bei weitem der attraktivste.

IV
    Nancy war eine geborene Optimistin und neigte nicht zu depressiven Anwandlungen oder heftigen Stimmungsschwankungen. Doch in den Tagen nach dem demütigenden Debakel ihres Überlandflugs hingen Schmach und Schande über ihr wie eine dichte schwarze Wolke und innerlich fühlte sie sich ganz hohl aus Furcht vor den Folgen.
    Norah Taft war verständlicherweise nicht nur enttäuscht von ihr, sondern auch wütend. Sie bestellte Nancy in ihr Büro, ein winziges Zimmer, kaum größer als ein Schrank, in das ein Schreibtisch, ein Aktenschrank und ein paar harte, kerzengerade Stühle gestopft worden waren. Ein großes gerahmtes Foto von ihrem Mann stand auf dem Aktenschrank, ein lächelnder Mann mit großem Schnauzbart. Doch Norah Taft lächelte nicht.
    Â»Nancy, Ihnen ist doch wohl klar, dass ich einen Bericht über Sie schreiben könnte, der besagt, dass Sie ungeeignet für die ATA sind?« Ihr Tonfall war streng, ihr Blick kalt.
    Â»Ich konnte nichts dafür, Mrs. Taft. Der Wind hat mich einfach gepackt …« Sie hatte diesen Satz schon so oft gesagt – zu Freunden und Kollegen, die die ganze Geschichte eher amüsant zu finden schienen, ebenso wie zu kritischen Vorgesetzten –, dass sie sich schon vorkam wie eine Schallplatte mit Sprung.
    Â»Das kann ich noch gelten lassen. Sie hatten großes Glück, dass das Flugzeug nicht stärker beschädigt wurde und dass Squadron Leader Mackenzie Zeuge des Vorgangs wurde und bereit ist zu bestätigen, dass Sie das Überschlagen des Flugzeugs nicht hätten verhindern können. Aber darum geht es doch gar nicht,

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