Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
Vom Netzwerk:
oder? Was wir alle gern wissen möchten, ist vielmehr, weshalb Sie so weit von Ihrem Kurs abgekommen sind. Ich weiß, dass Ihre Navigation einiges zu wünschen übrig lässt, aber es war eine einfache Strecke. Wenn Sie das nach all dem Training, das wir durchgeführt haben, immer noch nicht schaffen …« Sie beendete den Satz nicht, aber Nancy wusste auch so, was sie sagen wollte. Man würde sie als Versagerin abschreiben und in Schimpf und Schande nach Hause schicken.
    Â»Ich bin nicht wirklich vom Kurs abgekommen«, sagte sie verzweifelt. »Alles lief so gut, und ich habe das Fliegen so genossen, und …«
    Â»Halt, Nancy!« Norah hob die Hand wie ein Polizist, der den Verkehr zum Stillstand bringen will. »Ich will nichts mehr hören.«
    Â»Aber …«
    Â»Nein!« Die Hand schwebte unerschütterlich direkt vor Nancys Gesicht. »Sie haben versucht, den Sturm zu umfliegen, und sind dabei vom Kurs abgekommen, wenn ich Sie richtig verstehe. Das hätte nicht passieren dürfen, aber es ist nun mal passiert. Auf dieser Grundlage werde ich befürworten, dass Sie noch weiteren Unterricht erhalten. Sie sind eine gute Pilotin, und es wäre jammerschade, wenn man Sie entließe, bloß weil Sie sich mit dem Navigieren in England ein bisschen schwerer tun als andere, denn ich glaube, Sie werden es schon noch lernen. Bei einer verantwortungslosen Grundhaltung sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Müsste ich auch nur einen Moment lang glauben, dass Sie unsere Flugzeuge benutzt haben, um zu Ihrem Vergnügen durch die Gegend zu juckeln, dann bliebe mir keine andere Wahl, als Sie für ungeeignet zum Dienst zu erklären. Für unverantwortliche Abenteurer haben wir hier keinen Platz.«
    Nancy spürte, wie ihr die Röte den Nacken emporstieg. Norah Taft wusste ganz genau, was geschehen war, wollte aber verhindern, dass Nancy es gestand. Wäre die Wahrheit erst einmal ausgesprochen, würde Norah sich verpflichtet fühlen, die Angelegenheit zu melden. Da übernahm sie lieber selbst die Verantwortung für den Vorfall, obwohl das bedeutete, dass man ihr Urteilsvermögen und ihre Einschätzung, man könne sie auf einen Überlandflug schicken, anzweifeln würde.
    Â»Ja, Mrs. Taft«, sagte sie unterwürfig.
    Â»Gut.« Norah nahm die Kappe ihres Füllfederhalters ab und zog ein Blatt Papier zu sich heran. Nancy hatte das ungute Gefühl, dass es sich um einen Bericht über sie handelte. »Was weiter geschieht, hängt von Ihrem neuen Ausbilder ab, der sich wahrscheinlich schon ein Urteil über Ihre Fähigkeiten gebildet hat.«
    Nancy errötete noch tiefer. Deutlich konnte sie Squadron Leader Mackenzies sarkastisches Machen Sie oft zum Spaß solche Vergnügungstouren? hören. Er wusste ebenso gut wie Norah Taft, was sie getan hatte. Und mit seinem RAF -Hintergrund würde er sie wahrscheinlich noch sehr viel strenger beurteilen.
    Â»Ich hoffe, dass Sie mich nicht noch einmal enttäuschen, Nancy«, sagte Norah Taft streng. Dann verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. »Sie haben jede Menge gute Qualitäten – Mut und Begeisterungsfähigkeit, um nur zwei zu nennen –, und niemand hat Zweifel an Ihren fliegerischen Fähigkeiten. Verderben Sie sich nicht alles durch unbesonnenes und undiszipliniertes Verhalten! Denken Sie immer daran: Sowohl Unbesonnenheit als auch Disziplinlosigkeit sind gefährlich. Und zusammen bilden sie eine tödliche Kombination. Ganz einfach gesagt: Sie könnten sich umbringen.«
    Nancy nickte zerknirscht. Sie wusste, dass Mrs. Taft Recht hatte.
    Zwei Tage später trat Squadron Leader James Mackenzie seinen Dienst in Luton an, und die Geschichte, wie er als Offizier der RAF zeitweilig zur ATA versetzt worden war, ging ihm voraus. Er war bei der Luftschlacht um England verwundet worden und noch nicht wieder tauglich für den Kampfeinsatz. Das erklärte auch sein Hinken und die Narbe auf seinem Handrücken, dachte Nancy. Zudem war er für besondere Tapferkeit ausgezeichnet worden – mit dem Distinguished Flying Cross, hieß es –, und das trug noch zu der Aura von Ruhm und Glanz bei, die ihm seine Uniform verlieh.
    Kay war offensichtlich schwer beeindruckt. »Ein toller Kerl, was?«, sagte sie begeistert, als die Mädchen am Tag seines Dienstbeginns mittags in der Kantine Käsesandwiches

Weitere Kostenlose Bücher