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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Schuld trifft, dann mich. Ich war am Wochenende davor zu Hause gewesen, und sie hatte mir gesagt, dass sie Probleme mit dem Rücklicht habe. Ich dachte, ich hätte es repariert. Offensichtlich habe ich das nicht. Es flackerte immer noch. Vielleicht ein Wackelkontakt. Wir werden es nie erfahren, die Lampe war in tausend Teile zersplittert, als ich sie das nächste Mal sah. Und Judy … Judy war auch zerschmettert. Sie hat seitdem das Bewusstsein nicht mehr wiedererlangt.«
    Â»Mac … Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …« Nancy zog das Päckchen über den Tisch zu sich hin und nahm sich eine Zigarette heraus. Mac beugte sich über den Tisch und gab ihr Feuer. Ein Mundwinkel hob sich zu seinem typisch spöttischen Grinsen, doch sein Blick war tot, ohne jedes Lächeln.
    Â»Da kann man wohl auch nicht viel sagen.«
    Â»Nur, dass es mir ganz furchtbar leidtut.« Sie berührte die Hand, die das Feuerzeug hielt, und zog sie dann hastig wieder zurück. Instinktiv spürte sie, dass er keinerlei Mitleid wollte, weder ihres noch das eines anderen Menschen. Der Schutzschild, den er um sich herum errichtet hatte, war eine undurchdringliche Barriere, sein Schmerz zu persönlich, um ihn zu teilen.
    Mac schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Sollen wir gehen?« Die Zigarette im Mundwinkel, zog er sich seine Jacke über.
    Nancy nickte. Nahezu wortlos liefen sie zum Stützpunkt zurück. Mac hatte sich in seine eigene Welt zurückgezogen, und Nancy war immer noch so bestürzt über das, was er ihr erzählt hatte, dass sie an nichts anderes denken konnte. Im Augenblick waren ihre eigenen Emotionen erloschen, erstickt von einer Decke aus Mitgefühl.
    Mac trug täglich aufs Neue die Last dieser schrecklichen Tragödie mit sich herum, und sie hatte nichts davon geahnt. Er tat seine Arbeit und hielt den Schmerz tief in sich verborgen, wo niemand ihn sehen konnte. Plötzlich kam Nancy sich ganz schäbig vor.
    Am folgenden Nachmittag war die Anson wieder startklar. Als sie nach White Waltham zurückgekehrt waren, erwartete Nancy schon die Nachricht, dass sie wieder versetzt werde. Sie sollte kurzfristig nach Ratcliffe gehen, gemeinsam mit Kay und Bobbie Morrison.
    Wieder einmal musste sie Mac zurücklassen. Aber er war mehr als je zuvor in ihren Gedanken. Seine Mitteilung hatte bei ihr eine Flut von neuen Gefühlen ausgelöst. Obwohl es ihr selbst kaum bewusst war, war aus Verliebtheit und sexueller Anziehung Liebe geworden.

VI
    Er vermisste sie. Verdammt, wie er sie vermisste!
    Mac, der auf dem Stuhl des Stationskommandanten saß – der Kommandant hatte ein paar Tage wohlverdienten Urlaub –, steckte die Hülle auf seinen Füller, schob den Stapel mit verhasster Büroarbeit von sich und zündete sich eine Zigarette an.
    Eine Woche war vergangen, seit Nancy nach Ratcliffe gegangen war, eine Versetzung, über die er erleichtert gewesen war. Ihre Gegenwart war einfach zu verwirrend, obwohl er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, weshalb sie einen solchen Einfluss auf ihn hatte. Sie war flatterhaft, übertrieben selbstbewusst, unbesonnen und ein wenig frech – wie eigentlich alle amerikanischen Mädchen, dachte er kritisch. Eigentlich alles Eigenschaften, die er an einer Frau nicht mochte. Doch irgendetwas an ihr hatte ihn berührt und Gefühle geweckt, von denen er nie geglaubt hätte, dass er sie für eine andere Frau als Judy empfinden könne, und das bereitete ihm schlaflose Nächte.
    In den zwei Jahren nach Judys Unfall hatte es natürlich die eine oder andere Frau gegeben – für gewöhnlich, wenn er zu viel getrunken hatte. Die Nachtclub-Sängerin, die ihn nach ihrem abendlichen Auftritt in einer schwach beleuchteten Bar in Soho umgarnt hatte; die hübsche Schwester eines befreundeten RAF -Offiziers, die mit einer ganzen Gruppe Mädchen zu einer Party in der Offiziersmesse geladen war. Aber diese Frauen hatten ihm nichts bedeutet. Stunden, in denen er seine Sorgen vergessen konnte, ein paar Minuten körperlicher Erleichterung. Nancy war etwas anderes.
    Wenn er ehrlich war, hatte er das beinahe vom ersten Moment ihrer Begegnung an gespürt. Eigentlich hätte er sie zur Schnecke machen müssen, weil sie aus purem Vergnügen ihren Übungsflug ausgedehnt und dabei die Puss Moth beschädigt hatte. Bei jedem anderen hätte er das auch getan.

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