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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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sich aber eindeutig stark verbessert.
    Der Schinkenbraten mit Pommes frites wurde serviert, köstliche dicke Scheiben, die wahrscheinlich von einem Schwein stammten, das kürzlich noch selbst in St Athan gelebt hatte. Sie ließen es sich schmecken, schließlich war es ein langer Tag gewesen – und obwohl zwischen den Bissen keine Zeit für eine Unterhaltung blieb, war das Schweigen zwischen ihnen angenehm. Nancy fühlte sich inzwischen in Macs Gesellschaft unbefangener, als sie es je für möglich gehalten hatte, wenn man bedachte, welche Gefühle sie für ihn hegte.
    Sie krönten das Essen mit zwei riesigen Portionen hausgemachtem Apple Pie und ein paar Tassen Kaffee, die nur ganz schwach nach der verhassten Zichorie schmeckten.
    Â»So, ich glaube, wir machen uns jetzt besser wieder auf den Weg.« Mac drückte seine Zigarette aus. »Ich zahle dann mal.«
    Er holte ein paar Scheine aus seiner Brieftasche und ließ sie geöffnet auf dem Tisch liegen, während er in seinen Hosentaschen nach Kleingeld kramte. Hinter einem Klarsichtfenster befand sich ein kleines Foto, wenige Quadratzentimeter groß. Das Studioporträt einer Frau. Seiner Frau. Er trug ein Bild von seiner Frau in der Brieftasche mit sich herum. Warum auch nicht? Das taten schließlich die meisten Männer. Nancy versuchte mit einem verstohlenen Blick festzustellen, wie sie aussah, doch das Licht von der Lampe über ihnen wurde von der Zellophanhülle reflektiert, und außerdem stand das Foto, aus ihrer Blickrichtung betrachtet, auf dem Kopf. Das Einzige, was sie erkennen konnte, ehe Mac die Brieftasche wieder zuklappte und in seine Tasche zurückschob, war das lange dunkle Haar der Frau, das ihr Gesicht mit einem dichten Pony einrahmte. Wahrscheinlich ist sie ausnehmend hübsch, vermutete Nancy – eine Frau, die sich einen Mann wie Mac schnappen konnte, muss das einfach sein –, aber sie würde es wohl nie erfahren.
    Ein schmerzhafter Stich ging ihr durchs Herz, als die traurige Wirklichkeit sich wieder zurückmeldete, und die entspannte, glückliche Gelassenheit verflog, als wäre sie nie da gewesen.
    Â»Okay«, sagte Mac, der gar nicht merkte, dass für sie eine Welt zusammengebrochen war. »Ich werde Sie dann mal in Ihr Quartier zurückbegleiten.«
    Und ehe sie sich beherrschen konnte, erwiderte Nancy spitz: »Was würde Ihre Frau wohl davon halten?«
    Kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, bereute sie sie auch schon, und ihre Verlegenheit steigerte sich noch, als Mac spöttisch eine Augenbraue emporzog und leicht amüsiert sagte: »Ich wollte Ihnen lediglich anbieten, Sie zum Stützpunkt zu begleiten, und keineswegs ein unschickliches Angebot machen.«
    Â»Ich weiß! Ich habe auch bloß gemeint …«
    Â»Wie auch immer«, fuhr Mac fort, »meine Frau ist jedenfalls nicht in einem Zustand, in dem sie sich eine Meinung bilden könnte. Sie liegt seit fast zwei Jahren im Koma.«
    Nancy starrte ihn fassungslos an; ihre Verlegenheit war plötzlich vergessen. Mac spielte mit seinem Feuerzeug und drehte es zwischen den Fingern hin und her.
    Â»Im Koma?«, wiederholte Nancy entsetzt. »Aber – was ist mit ihr passiert …?«
    Â»Dieser verdammte Krieg ist passiert.«
    Â»Sie meinen, bei einem Luftangriff?«
    Â»Nein, ein Unfall während der Verdunkelung. Sie radelte von der Arbeit nach Hause, und ein Auto hat sie überfahren.« Seine Stimme war ausdruckslos, ohne jedes Gefühl, so als wiederhole er lediglich ein Mantra, das er schon viele Male heruntergebetet hatte, und auch sein undurchdringlicher Blick zeigte nichts von den Gefühlen, die ihn vermutlich bewegten.
    Â»Oh Gott, das ist ja furchtbar! Wie konnte denn das passieren?«
    Â»Ganz einfach. Sie war schließlich nicht die Erste, die von einem Auto mit verdunkelten Scheinwerfern erwischt wurde, und sie wird sicher nicht die Letzte sein.« Die gleiche ausdruckslose Stimme, keinerlei Zorn, keine Schuldzuweisungen, bloß die nackten Tatsachen.
    Â»Oh Gott«, sagte Nancy wieder.
    Mac zog noch eine Zigarette aus seinem Päckchen und zündete sie sich an, diesmal allerdings, ohne ihr eine anzubieten.    
    Â»Man kann sich schon vorstellen, wie es passiert ist. Der Fahrer konnte nichts dafür. Eine dunkle Straße, dunkle Kleidung, ein dunkles Fahrrad. Er hat sie einfach nicht gesehen. Wenn jemanden eine

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