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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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und sie gehen ließ, würde er es wahrscheinlich den Rest seines Lebens bereuen. Aber sie ohne Judys Wissen in sein Leben zu lassen, erschien ihm wie die schlimmste Form des Verrats. Er musste ihr seine Gedanken und Gefühle mitteilen und ihr gleichzeitig versichern, dass er zu ihr stand.
    Mac nahm Judys Hand, diese leblose Hand, die auf keinerlei Berührung ansprach und sich doch immer noch so warm anfühlte, als schliefe sie bloß, und neigte den Kopf, bis ihr Handgelenk an seiner Stirn lag. Er presste die Zähne aufeinander und schloss die Augen.
    Ich werde dich nie verlassen, meine Liebste. Ich werde dich und unsere gemeinsamen Erlebnisse nie vergessen. Du wirst in meinem Herzen sein bis zu dem Tag, an dem ich sterbe. Aber ich kann nicht ewig so weitermachen. Ich muss wieder anfangen zu leben …
    Im Zimmer war es still bis auf das leise Geräusch ihres Atems, der ein wenig angestrengt und kratzend klang. Von draußen, jenseits der geschlossenen Zimmertür, erklang das entfernte Klappern eines Rollwagens.
    Â»Ach Judy, vergib mir!« Das waren die einzigen Worte, die er laut aussprach.
    Da hörte er in seinem Kopf deutlich ihre Stimme, so deutlich, dass er schon dachte, sie sei durch ein Wunder erwacht.
    Â»Da ist nichts zu vergeben.«
    Er riss die Augen auf und hob den Kopf, um sie anzuschauen. Doch Judy lag genauso reglos da wie zuvor. Nichts hatte sich verändert; außer dass er meinte, auf ihren Lippen ein ganz schwaches Lächeln zu erkennen. Er küsste ihre Finger, legte ihre Hand wieder liebevoll auf der Bettdecke ab und küsste Judy auch auf die Stirn.
    Â»Danke«, sagte er. Und spürte, wie eine gewaltige Last von ihm abfiel.
    Anfang März kehrte Nancy nach White Waltham zurück. Die Ärzte hatten sie wieder für flugtauglich erklärt; die Untersuchung über den Verlust der Spitfire hatte ergeben, dass man ihr kein fahrlässiges Verhalten vorwerfen konnte, und sie hatte die Anweisung bekommen, eine weitere Trainingseinheit in der Flugschule zu absolvieren, um die notwendigen Kenntnisse zu erwerben, die sie als Pilotin von Flugzeugen der Klasse 3 brauchte. Der Unterricht war anstrengend, und da Nancy der Fluglehrerin Joan Hughes zugeteilt worden war, sah sie Mac nur noch selten, und wenn, dann niemals allein. Doch jedes Mal, wenn sich ihre Wege kreuzten, war die Atmosphäre elektrisch aufgeladen. So wie es eigentlich immer war, dachte sie, aber jetzt, nach der gemeinsamen Erfahrung von Nancys Flugzeugabsturz, bekam ihre Begegnung noch eine zusätzliche Dimension. Sie hätte sie nicht benennen können, aber sie war trotzdem da. Das Gefühl einer schicksalhaften, unvermeidlichen Begegnung. Das Gefühl von gespannter Erwartung und Vorfreude. Sie fühlte sich an die Zeit erinnert, kurz nachdem sie Jackie Cochrans Telegramm erhalten hatte; genau wie damals hatte sie auch jetzt wieder das Gefühl, dass eine Erfahrung kurz bevorstand, die ihr Leben verändern würde. Nancy fühlte sich wie in einem Rausch.
    Sie flog Ansons, die Flugzeuge, die den wichtigsten Teil der Zubringerflotte ausmachten, und freute sich schon auf den Tag, an dem sie endlich ein Flugzeug voller Piloten zu ihren Zielorten bringen würde – als Kapitän und nicht als »Platzhalter«. Sie flog Oxfords und übte unter den wachsamen Augen von Joan Hughes Trudeln und einmotorigen Flug und machte dann zwei oder drei Alleinflüge. Auf einem dieser Alleinflüge klemmte plötzlich eines der Seitenfenster, und als Nancy immer stärker fror, erinnerte sie sich mit Grausen an ihren Marsch über die Salisbury Plain. Einen Moment lang merkte sie, wie ihr Selbstvertrauen sie verlassen wollte, doch dann warf sie ungeduldig den Kopf zurück und ermahnte sich, nicht mehr daran zu denken. Sie hatte eine wichtige Erfahrung gemacht, und sie hatte überlebt. Nur das zählte.
    Gegen Ende ihrer Schulung wurden Nancys erwartungsvolle Gedanken an Mac zunehmend von dem Gefühl begleitet, dass die Zeit drängte. In wenigen Tagen würde sie wieder in Ratcliffe sein. Als Nancy schließlich eines Nachmittags nach einer Einsatzbesprechung den Unterrichtsraum verließ, begegnete sie ihm.
    Â»Nancy.«
    Â»Hallo.« Sie hatte den Eindruck, dass er bereits auf sie gewartet hatte.
    Â»Wie läuft es denn?«
    Â»Oh, prima.« Sie bemühte sich, unverkrampft zu klingen. »Ich habe gerade einen Alleinflug auf einer Magister hinter

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