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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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Fortresses zogen Luftangriffe bei Tag vor, während die RAF hauptsächlich nachts angriff. Neben den offensichtlichen Gefahren hatte sie Horrorgeschichten über Flugzeuge gehört, denen der Treibstoff ausgegangen war, weil sie wegen des schlechten Wetters oder eines Unfalls auf der Landebahn nicht auf ihrem eigenen Stützpunkt landen konnten und gezwungen waren, irgendwo anders Warteschleifen zu ziehen. Wenigstens war er inzwischen nicht mehr in Schottland stationiert, viel zu weit weg von den Angriffszielen, sondern in der Nähe der Südküste, und Nancy versuchte, nicht zu viel über die Gefahren nachzudenken, denen er nun ausgesetzt war.
    Im Großen und Ganzen war sie glücklicher, als sie es je zuvor gewesen war. Mac hatte eine kleine Wohnung in White Waltham für sie gefunden, und sie freute sich, dass sie endlich ihre eigenen vier Wände hatte, so beengt und düster es dort auch sein mochte. Als Erstes strich sie die Wände mit einer Schicht frischer Farbe, überpinselte die Holzrahmen mit glänzendem weißem Lack und legte Regale und Schränke mit leuchtend gelbem Wachstuch aus. Es gelang ihr, gelbe Kissen und sogar eine gelborange Glasvase zu finden, die auf einem passenden Untersetzer stand und das wenige Licht reflektierte, das durch die kleinen Fenster ins Zimmer drang. Sie kaufte eine handgestickte Tischdecke, um die Wasserflecke auf dem Tisch zu verbergen, und bei einem Dorfbasar zugunsten des Spitfire Fonds erstand sie ein Set passender Keramiktöpfchen für Honig und Marmelade, die aussahen wie winzige Cottages. In ihrer Vorstellung sah sie sich mit Mac gemütlich frühstücken, während das exotische Keramikset auf dem Tisch stand, obwohl Mac bisher kaum einmal den Fuß in ihre Wohnung gesetzt hatte. Er wohnte nach wie vor in seiner eigenen Unterkunft in Maidenhead, und neben dem Fliegen blieb kaum Zeit für andere Dinge. Doch immerhin konnte sie träumen, und das tat sie auch. Sie begann Rezepte zu sammeln, die sie eines Tages für ihn kochen wollte, obwohl sie in ihrem ganzen Leben kaum mehr gekocht hatte als ein Ei. Und sie wusch und bügelte die Bettwäsche mit größter Sorgfalt und stellte sich dabei vor, dass sie eines Tages vielleicht das Bett mit ihm teilen würde. Es war eine Zeit totaler Erschöpfung und zugleich atemloser Spannung, und sie wünschte sich, es könne ewig so weitergehen.
    Nancy balancierte einen Briefblock auf ihrem Knie, kaute auf dem Ende ihres Federhalters und fragte sich, wie um alles in der Welt sie Joe eröffnen sollte, dass sie jemand anderen liebte. Es war nicht das erste Mal, dass sie bei diesem Vorhaben scheiterte. Jede Woche, wenn sie sich hinsetzte, um ihm zu schreiben, war sie entschlossen, endlich die richtigen Worte zu finden; jede Woche kniff sie wieder. Sie seufzte und las noch einmal, was sie geschrieben hatte.
    Lieber Joe,
    ich hoffe, es geht Dir gut. Das Wetter ist inzwischen sehr viel besser – ich glaube fast, dass der Frühling nun endlich doch kommt –, und ich bin jeden Tag geflogen.
    In meiner kleinen Wohnung hier in White Waltham fühle ich mich sehr wohl. Ich versuche es mir so gemütlich einzurichten wie zu Hause im Wohnwagen. Es macht Spaß, nach lauter hübschen Kleinigkeiten Ausschau zu halten, obwohl die Läden ziemlich leer sind.
    So weit, so gut. Aber nun wurde es schwierig. Joe würde erwarten, dass sie ihm etwas darüber berichtete, was sie in ihrer Freizeit unternahm, und die verbrachte sie überwiegend mit Mac.
    Â»Ich bin im Kino gewesen und habe Casablanca gesehen«, schrieb sie. »Humphrey Bogart und Ingrid Bergman waren einfach großartig.« Doch sie erwähnte nicht, dass sie sich auf dem Nachhauseweg bei Mac eingehängt und ihn geneckt hatte. »Schau mir in die Augen, Kleines!«, hatte sie mit ihrem unverfälschten amerikanischen Akzent gesagt. »Ein paar von uns sind gestern Abend im Pub gewesen«, schrieb sie – aber kein Wort darüber, dass sie auf dem Sozius von Macs Douglas dorthin gefahren war. Und diese bewussten Auslassungen lagen ihr im Magen wie schlecht verdautes Essen. Sie hinterging ihn, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, ihm wehzutun. Aber war ihr Betrug nicht viel schlimmer?
    Â»Er hat die Wahrheit verdient«, hatte Mac gesagt, als sie sich am Vorabend darüber unterhielten. »Ich hätte auch nicht gern, dass du mir gegenüber nicht ehrlich bist, bloß um

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