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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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meine Gefühle zu schonen. Das ist doch viel kränkender für ihn!«
    Und er hatte Recht, das war ihr im Herzen auch klar. Wenn sie sich allerdings vorstellte, wie verletzt Joe sein würde, zuckte sie jedes Mal wieder davor zurück, die Worte zu schreiben, die ihm das Herz brechen würden.
    Â»Ich werde es ihm schon sagen, Mac, bestimmt«, hatte sie versprochen.
    Sie hatten gemeinsam in einer Ecke des Pubs gesessen, ohne das ausgelassene Gelächter der Gruppe, mit der sie gekommen waren, überhaupt wahrzunehmen. Seltsam, wie sie gemeinsam in einer eigenen Welt verschwinden konnten, wenn sie zusammen waren. Seltsam, aber wunderbar. Gestern Abend hatte er zum ersten Mal von seiner Familie erzählt, und jetzt schweiften Nancys Gedanken ab, und sie erinnerte sich daran, wie er seine Kindheit im ländlichen Gloucestershire beschrieben hatte: lange Sommertage, an denen er mit seinen beiden Brüdern durch die Felder gestreift war; Winterabende, an denen sie Toastscheiben vor dem offenen Feuer geröstet, Domino gespielt oder mit ihren Spielzeugsoldaten Schlachten geschlagen hatten.
    Seine Familie schien ziemlich wohlhabend zu sein – sie besaß eine Brauerei –, und obwohl er keine Einzelheiten erzählt hatte, gewann sie den Eindruck, dass sein Vater nicht sehr begeistert über Macs Entschluss gewesen war, zur RAF zu gehen, anstatt sich für das Familienunternehmen zu entscheiden. Auf jeden Fall unterschied seine Herkunft sich von ihrer eigenen, und Nancy war fasziniert davon – wie von allem, was Mac betraf, wenn sie ehrlich war.
    Sie zwang sich, ihre umherschweifenden Gedanken wieder auf den Brief an Joe zu konzentrieren. Sie sollte ihm von Mac erzählen. Das sollte sie wirklich. Doch in dem Moment, wo sie den ersten Satz zu Papier bringen wollte, krampfte sich ihr Magen in einer beinahe abergläubischen Furcht zusammen. Wenn Joe nun etwas zustieß, gleich nachdem er ihren Abschiedsbrief erhalten hatte? Das könnte sie sich niemals verzeihen. War es da nicht besser, sich nach und nach zurückzuziehen? Dann würde die Enttäuschung vielleicht nicht so schlimm ausfallen.
    Nach einem Moment des Zögerns riss Nancy den Brief mittendurch und fing einen neuen an.
    Nancy hatte einen langen und anstrengenden Tag hinter sich. Die Anson, die sie zu ihrem erstem Einsatz brachte – eine Martinet musste von Heston nach Little Rissington –, hatte White Waltham kurz nach zehn an diesem Morgen verlassen, und von da an hatte sie den ganzen Tag damit zugebracht, Spitfires zwischen verschiedenen Flugplätzen und Wartungseinheiten hin und her zu fliegen. Die längste Zeit am Boden hatte sie in Chattis Hill zugebracht, wo sie eine Stunde auf die Fertigstellung ihres Flugzeugs warten musste, die kürzeste in Castle Bromwich. Dort wollte das Team das reparierte Flugzeug so schnell wie möglich wieder loswerden, um endlich Feierabend zu machen, und folglich hatte sie nur eine Pause von zehn Minuten. Als sie kurz vor sechs Uhr abends wieder in White Waltham landete, zitterte Nancy vor Erschöpfung und ein dumpfer Kopfschmerz pochte hinter ihren müden Augen.
    Mac war nicht zu sehen, er transportierte gerade eine Gruppe Piloten, erzählte ihr jemand. Nancy ging zur Einsatznachbesprechung, räumte ihre Flugausrüstung weg und ergatterte eine Mitfahrgelegenheit bei einem Ingenieur, der in ihre Richtung fuhr.
    In ihrer Wohnung angekommen, untersuchte sie ohne große Begeisterung den Inhalt ihrer Speisekammer. Ein halber Laib altbackenes Brot, ein paar Zwiebeln, eine Dose Frühstücksfleisch und ein Ei. Kaum Zutaten für ein Festessen, aber sie hatte ohnehin keine Lust zu kochen. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer, ein dumpfes Pochen an den Schläfen, unterbrochen von einem stechenden Schmerz, der ihr eine leichte Übelkeit verursachte. Sie drückte die Fingerspitzen auf die schmerzende »Stelle« und fragte sich besorgt, ob sie sich womöglich bei der Bruchlandung mit der Spit irgendeine Verletzung zugezogen hatte, die die Ärzte übersehen hatten. Sie konnte sich nicht erinnern, vor dem Unfall solche Kopfschmerzen gehabt zu haben. Genau genommen konnte sie sich kaum erinnern, überhaupt je Kopfschmerzen gehabt zu haben, es sei denn, sie hatte zu viel Alkohol getrunken. Doch inzwischen schienen sie mit eintöniger Regelmäßigkeit zu kommen.
    Nancy knallte das Dosenfleisch auf den Tisch und drückte den Brotlaib

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