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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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den Rücken zuwandte.
    Â»Aber dann muss ich mich wieder anziehen.«
    Er antwortete nicht, ging bloß zum Schrank hinüber, in dem sie die Gläser aufbewahrte, holte eines heraus und goss sich großzügig Whisky ein. »Willst du jetzt einen oder nicht?« Er trank das Glas aus und würdigte sie immer noch keines Blickes.
    Â»Nein, ich habe Kopfschmerzen.« Sie ging zu ihm, legte die Arme um ihn und spürte, wie er erstarrte. »Was ist los, Mac?«
    Â»Ach, ich habe heute gehört, dass es wieder einen von meinen Kameraden erwischt hat. Abgeschossen – runtergegangen wie ein Feuerball. Der gute alte Johnny Westwood. Hätte mich eigentlich gar nicht überraschen dürfen, schließlich sind nicht mehr allzu viele von meiner Staffel übrig. Aber es geht einem doch nahe.«
    Nancy hatte schon oft erlebt, wie scheinbar gleichgültig die Flieger über den Tod eines Kameraden sprachen. Vordergründig zeigten sie eine ungerührte, fast unbekümmerte Hinnahme, als reiche es aus, die Trauer zu ignorieren, um sie zu vergessen. Ihre wahren Gefühle zeigten sie nicht; Schmerz und Trauer wurden in eine dunkle Ecke des Bewusstseins gesperrt, zusammen mit der Befürchtung, dass schon beim nächsten Mal sie selbst an der Reihe sein könnten. Sie hatte keine Ahnung, wie eng dieser Johnny Westwood mit Mac befreundet war, aber ihr war klar, wie schwer ihn der Verlust eines jeden Fliegers aus seiner alten Staffel traf und dass er hinter seiner aufgesetzt nüchternen Reaktion im Stillen trauerte.
    Â»Oh, Mac, das tut mir aber leid!« Sie legte ihr Gesicht an seinen breiten Rücken und presste sich an ihn. Sie spürte die Spannung in seinem Körper und schob die Hände zu seinen Schultern empor und massierte sie zärtlich, als könne sie den Schmerz in seinem Herzen lindern, indem sie seine Muskeln lockerte.
    Seine Reaktion darauf hatte sie jedoch nicht erwartet. Er verspannte sich noch mehr, donnerte das Glas auf den Tisch und fuhr herum.
    Â»Verdammt noch mal, Nancy! Was versuchst du da eigentlich mit mir?«
    Nancy wich zurück, so gekränkt und gedemütigt, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. »Ich versuche bloß, dich zu trösten!«
    Â»Dann lass das bitte – okay!«
    Der aggressive Ton seiner Stimme erschreckte sie. So hatte er noch nie mit ihr geredet. Es war, als sei ein wildes Tier in seinem Körper, das er kaum mehr unter Kontrolle hatte. Nancys Lippen bebten, und als sie merkte, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen, schaltete sie ebenfalls auf Angriff um.
    Â»Ich weiß, dass dich das mitnimmt, aber lass es bitte nicht an mir aus!«, fuhr sie Mac an. »Nimm doch deinen dämlichen Whisky und trink ihn mit jemandem, der dich besser versteht – oder am besten allein! Aber halt – erst nehme ich mir noch einen! Den habe ich jetzt wirklich auch nötig!«
    Sie griff nach der Flasche, goss etwas Whisky in sein Glas und trank es in einem Zug leer. Als sie noch mal nach der Flasche greifen wollte, spürte sie, wie er die Arme um sie legte.
    Â»Nancy, es tut mir leid …«
    Sie wandte sich zu ihm um. Ihr Zorn war so rasch verraucht, wie er gekommen war.
    Â»Ach, Mac …« Sein Mund war auf ihren Lippen und schnitt ihr das Wort ab; er drückte sie so eng an sich, dass sie kaum atmen konnte. Ihr Körper verschmolz mit seinem, sie verspürte einen scharfen Stich der Erregung; ihre Haut prickelte vor angespannter Erwartung, und die ganze Welt schmolz zu einer winzigen Seifenblase zusammen, die nur noch sie beide und ihre Gefühle umgab. Nancy spürte, wie seine Hände sie durch die dünne Seide des Kimonos streichelten; sein Mund glitt über ihren Hals, ein paar raue Stoppeln auf seinem Kinn kratzten über ihre zarte Haut, während er sich in ihre Schulter grub. Die Knie wurden ihr weich; sie lehnte sich stärker an ihn, um sich abzustützen und um jeden Zentimeter seines Körpers noch stärker zu fühlen. Und dann plötzlich schob er sie mit einem Stöhnen von sich.
    Â»Herr im Himmel!« Er stürzte auf die Tür zu, ohne sie auch nur anzusehen. »Ich fahre nach Hause.«
    Â»Aber … warum?« Sie zitterte und war vollkommen verwirrt. »Was habe ich denn getan?«
    Er antwortete nicht. Die Tür knallte ins Schloss, und Nancy blieb allein zurück. Einen Augenblick lang war sie wie erstarrt, erschüttert von

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