Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
Vom Netzwerk:
bedeuten, Judy nicht nur körperlich, sondern allumfassend, in jeder Hinsicht, zu betrügen. Und das jetzt zu tun, wo sie vollkommen hilflos war, viel verletzlicher, als sie es je gewesen war, widerte ihn regelrecht an. Er konnte es nicht, egal, wie sehr er es auch wollte. Er führte einen Krieg mit sich selbst, und dieser Widerstreit zerriss ihn.
    Schon in dem Moment, als Nancy ihm die Tür öffnete, hatte er natürlich gewusst, was er hätte tun sollen. Gleich als sie ihm sagte, dass sie nicht bekleidet war, und er ihren warmen, feuchten Duft roch. Er hätte sich augenblicklich umdrehen und gehen sollen. Aber er hatte gedacht, er könne mit der Situation umgehen. Er hatte sogar noch gewitzelt, dass er über sie herfallen würde.
    Und dann war sie mit nichts als diesem verdammten Seidenkimono am Leib zurückgekehrt und hatte ihn eingelassen, und ihm war klar gewesen, dass er in Schwierigkeiten war. Er hatte sein Bestes versucht, sie von sich fernzuhalten. Er hatte versucht, sein Verlangen mit dem Zorn über Johnny Westwoods grausamen und sinnlosen Tod zu verdrängen. Doch seine Trauer hatte ihn auch verletzlicher gemacht. Als sie die Arme um ihn legte und er ihren Körper spürte, wurde sein Verlangen noch stärker, und da hatte er seinen Zorn gegen sie gerichtet, doch nicht einmal das hatte geholfen.
    Allmächtiger Gott, er war ganz kurz davor gewesen – bis die Gewohnheit, die in drei Jahren Ehe und zwei Jahren faktischem Zölibat entstanden war, wieder zu wirken begann. Die selbst auferlegte Zurückhaltung. Die Schuldgefühle. Sie hatten ihn ernüchtert wie ein Eimer eiskaltes Wasser. Er musste da raus. Weg von der Versuchung, die Nancy für ihn darstellte. Er konnte das Nancy nicht groß erklären, zum Teufel, er konnte es sich ja selbst kaum erklären. Er wusste nur, dass er sie viel zu sehr begehrte und sie nicht haben konnte. Nicht jetzt. Und vielleicht niemals.
    Mac beugte sich über den Lenker der Douglas und gab Vollgas in einem vergeblichen Versuch, die Enttäuschung und Verzweiflung zu vertreiben, die ihn zu zerreißen drohten.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm gegenübertreten sollte, doch es blieb ihr nichts anderes übrig. Es war unmöglich, ihm bis in alle Ewigkeit aus dem Weg zu gehen. Obwohl sie ihr Möglichstes versuchte.
    Die Art und Weise, wie sie sich umwandte und in die entgegengesetzte Richtung davonschoss, sobald sie sah, dass er sich näherte, wie sie ihr Kinn reckte und ihn absichtlich ignorierte, wenn sie sich doch einmal begegneten, hätte fast komisch sein können, wenn Nancy Mac nicht so verdammt viel bedeutet hätte. Doch so wie die Dinge lagen …
    Â»Nancy, ich muss mich bei dir entschuldigen.« Es war ihm gelungen, sie im Lagerraum für die Ausrüstung zu erwischen, als sie am Ende eines Flugtages ihren Fallschirm verstaute.
    Sie zuckte leicht mit den Schultern, wandte sich aber nicht um, sondern fuhr mit ihrer Arbeit fort.
    Â»Hey, jetzt hör doch mal bitte zu!«, sagte er. »Wir können doch nicht immer so weitermachen. Irgendwann werden wir wieder mal zusammen fliegen müssen.«
    Wieder ein Achselzucken. »Ich dachte, du hättest mich längst woandershin abkommandieren lassen.«
    Â»Du weißt doch selbst, dass ich das nicht will.«
    Sie wandte sich schwungvoll um, ihre Ausrüstung wie einen Schild vor der Brust, und starrte ihn mit gerecktem Kinn wütend an: »Du hast mich wirklich schön reingelegt!«
    Â»Nancy.« Mac breitete hilflos die Arme aus und widerstand der Versuchung, sich einfach umzudrehen und der Konfrontation zu entfliehen. »Ich habe schon gesagt, dass es mir leidtut. Was soll ich denn noch tun?«
    Â»Du machst dich immer bloß lustig über mich, stimmt’s?«, fauchte sie. »Das hast du immer schon, schon beim ersten Mal, als wir uns begegnet sind.«
    Er seufzte ungeduldig. »Niemand macht sich über dich lustig.«
    Â»Nein?«
    Â»Nein.«
    Â»Na ja – wahrscheinlich mache ich mich selbst schon genug zum Narren.«
    Â»Sei nicht albern!«
    Â»Da siehst du’s! Du hältst mich für albern!«
    Â»Ich halte dich ganz und gar nicht für albern. Du weißt genau, wie sehr ich dich schätze.«
    Â»Dann hast du aber eine komische Art, das zu zeigen.«
    Â»Nancy … Ich hätte dich neulich abends nicht einfach so zurücklassen dürfen. Wir hätten an Ort und

Weitere Kostenlose Bücher