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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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überquoll. Wenig von dem, was in dieser Mappe landete, sah je wieder das Tageslicht. »Würde mich interessieren. Immerhin bin ich ja der Parteivorsitzende.«
    So verbrachte Root den größten Teil der Nacht damit, aus diversen Fotos und Videoschnipseln, die er auf seinen Festplatten fand oder im Internet aufstöberte, einen Wahlwerbespot zu montieren, der zumindest ein wenig so aussah, als versuche er für die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland zu werben.
    Gar nicht so einfach, und das, obwohl das Ding ja nicht mal die Aufgabe hatte, irgendjemanden zu überzeugen; im Gegenteil. Aber ganz doof sollte es eben auch nicht aussehen, das war eine Frage persönlicher Ehre.
    Die zumindest seiner eigenen Einschätzung nach geniale Idee kam Root, als er in einem Ordner seiner Festplatte auf ein paar ziemlich gut geratene Aufnahmen stieß, die er mal mit seinem Handy gemacht, aber in der Zwischenzeit ganz vergessen hatte. Kichernd löschte er das meiste von dem, was er bis dahin zusammengestoppelt hatte, und montierte einen völlig neuen Werbespot. Es war richtig schwierig, ernst zu bleiben, als er den Textdazu sprach; er brauchte mehrere Anläufe. Aber schließlich war das Ding fertig, sah erstklassig aus, zumindest seiner persönlichen Auffassung nach. Also brannte er es auf eine DVD, die er eintütete und am nächsten Morgen noch schnell zur Post brachte, damit er Alex gegenüber sagen konnte, sie sei »schon längst« abgeschickt.
    Aber an dem Tag war die Zusage aus der Mongolei da, sodass es auf einmal ganz viel zu organisieren gab und niemand mehr an den Wahlspot dachte.
    69 Das »Genealogische Handbuch des Adels« umfasst derzeit 124 Bände. Eine öffentlich zugängliche genealogische Datenbank des höheren Adels in Europa findet sich unter http://www8.informatik.uni-erlangen.de/cgi-bin/stoyan/wwp/LANG=germ/?2
    70 Der Hochadel war berechtigt, seine familien-, güter- und erbrechtlichen Angelegenheiten autonom zu regeln, d. h. unabhängig vom allgemein geltenden Recht: http://www.adelsrecht.de/Lexikon/H/Hausgesetz/hausgesetz.html

KAPITEL 32
    H elene Bergen war Chefredakteurin von insgesamt fünf Zeitschriften, die sich zwar nach Preis, Gestaltung und Zielgruppe deutlich voneinander unterschieden, aber alle dieselbe Mission verfolgten: ihrer vorwiegend weiblichen Leserschaft ergreifende, sensationelle, lüsterne oder anderweitig aufregende Geschichten aus der Welt der Schönen, Reichen und Berühmten zu erzählen. Es war ein Job, der Helene Bergen regelmäßig bis in ihr ohnehin fast zu vernachlässigendes Privatleben verfolgte und oft genug bis spät in den Abend.
    So war es nichts Ungewöhnliches, dass sie, frisch geduscht, noch vom Pfirsichduft ihres Shampoos umweht und in ihren Bademantel gehüllt, in der Mitte ihres kuscheligen Wohnzimmerteppichs stand und mit ihrem Büro telefonierte.
    »Also«, entschied sie gerade, »der Typ ist zwar ein Halsabschneider, aber ich will diese Story. Aber sag ihm, für den Betrag schuldet er uns was. Einen first look auf seine nächsten Bilder oder so was.«
    Sie zog sich das Handtuch vom Kopf, in das sie ihre Haare eingewickelt hatte, fächerte die noch feuchte Mähne auseinander. »Jemand von der Grafik soll ein Layout machen. Doppelseitig, die Bilder so groß wie möglich. Wenn sie schon so viel gekostet haben. Überschrift irgendwas wie ›Liebt sie einen Bürgerlichen?‹ Und versuchsweise auch gleich ein Titelbild. Will ich alles bis morgen Mittag haben.«
    Helenes Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Sie griff nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein, während ihre Assistentin ein weiteres Anliegen vorbrachte.
    »Schätzchen«, erwiderte Helene, »darüber können wir gernereden, aber nicht jetzt. Heute ist Sissi-Tag, schon vergessen? Der dritte Teil, ›Schicksalsjahre einer Kaiserin‹. Ich gäb was, wenn wir mal eine Story mit so einem Titel bringen könnten.« Helene hatte nicht herausfinden können, aus welchem Grund die alten Schmachtfetzen mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm in den Hauptrollen wiederholt wurden. Irgendein Jubiläum, vermutete sie, und im Grunde war es ihr auch egal. Die »Sissi«-Trilogie gehörte, wie ihre Mitarbeiter wussten, zu ihren Leib- und Magen-Filmen, und eventuelle Ausstrahlungstermine waren sakrosankt.
    »Wir werden mal zusammenlegen und dir die Filme auf DVD schenken«, sagte Verena, ihre Assistentin.
    »Das würde ich als unfreundlichen Versuch werten, mich arbeitsunfähig zu machen«, erwiderte Helene mit Blick

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