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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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aufgelegt. Als es gleich darauf wieder klingelte, hatte er einfach den Telefonstecker gezogen.
    Erst heute Morgen hatte er erfahren, dass es sich bei dem zweiten Anrufer um Bernd gehandelt hatte. Bernd hatte ihm von einem Wahlwerbespot im Fernsehen erzählen wollen, in dem er, Simon, vorgekommen sei, und nicht nur das: Es hatte darin geheißen, er solle König von Deutschland werden. Das könne nur ein schlechter Scherz sein, hatte Bernd gemeint, aber auf jeden Fall müsse er etwas dagegen unternehmen.
    Simon war nicht dazu gekommen, Bernd von denHintergründen zu erzählen, mit denen dieser Vorfall vermutlich zu tun hatte, und auch nicht dazu, zu versuchen, Alex zu erreichen, denn in dem Moment hatte ihn der Rektor zu sich beordert, und zwar dringend und sofort. Einer der Referendare werde Simons erste Stunde übernehmen.
    »Tut mir leid«, erwiderte Simon, »aber mir ist nicht klar, worin dieser Konflikt bestehen soll.«
    Ernst Rögemann, seit undenklichen Zeiten Rektor der Immanuel-Kant-Schule, hatte graues, streng gescheiteltes Haar und ein hageres Gesicht, das zu geradezu entwaffnend entsagungsvollen Gesichtsausdrücken imstande war. »Nun. Sie kandidieren für eine politische Partei, wie ich erfahren habe.« Er ließ das so stehen, als sei damit alles gesagt; faltete nur bedächtig die Hände.
    »Das ist ja nicht verboten«, erwiderte Simon, der sich immer noch fragte, was für ein Missverständnis die Ursache für all das hier sein mochte.
    In manchen Momenten wirkte Rögemann, als habe man ihn einfach zu pensionieren vergessen, und dies war so ein Moment: Unwillkürlich erwartete Simon, nun zu hören, dass Rögemann selber noch unter Kaiser Wilhelm II. zur Schule gegangen sei und diese Zeit in schlechter Erinnerung habe.
    »Einmal davon abgesehen, dass es nicht die feine Art ist, dass ich so etwas aus dem Fernsehen erfahren muss.« Der Rektor seufzte schwer, bewegte die gefalteten Hände wie in einem Bittgebet. »Aber der Monarchie das Wort zu reden! Ausgerechnet Sie, der als Lehrer für Gemeinschaftskunde den klaren Auftrag hat, junge Menschen im Sinne von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu erziehen! Da heißt es doch auch, Vorbild zu sein und das, was man lehrt, zu leben …!«
    Simon verstand immer noch nicht ganz, was vorgefallen war, aber immerhin schien festzustehen, dass am Vorabend eine Wahlwerbesendung der angeblichen Partei ausgestrahlt worden war, die zu gründen er diesem bizarren Mädchen und ihren nicht weniger bizarren Freunden geholfen hatte, und dass er in diesem Spot aufgetaucht war. Wie es dazu hatte kommen können, galt es zu klären, aber auf alle Fälle war damit ein Schaden für seinpersönliches Ansehen angerichtet worden, den einzudämmen nun das Gebot der Stunde war.
    Die Frage war, wie? Einfach abzustreiten, mit der Sache irgendetwas zu tun zu haben, war ganz sicher nicht die Lösung: Es würde ihn nur aussehen lassen wie einen Idioten.
    Blieb also nur die Flucht nach vorn. In Maßen jedenfalls. Bis er genau wusste, was zum Henker eigentlich los war.
    »Dänemark ist eine Monarchie«, erwiderte Simon. »Belgien ist eine Monarchie. Die Niederlande, Spanien, Schweden – alles Monarchien. Zweifeln Sie im Ernst deren demokratische Haltung an? Sogar Großbritannien ist eine Monarchie, und dort wurde die parlamentarische Demokratie erfunden !«
    Der Rektor spitzte die Lippen. Man war sich im Kollegenkreis uneins darüber, welche Gemütsregung sich bei ihm damit verband; die einen sagten, er tue das, wenn er etwas missbillige, andere vertraten die Ansicht, es sei bei ihm ein Zeichen des Nachdenkens.
    »Ich will Ihnen da nicht widersprechen, Herr Kollege«, erklärte er schließlich, »aber mir scheint, dass das in Ihrem Fall doch etwas anderes ist. Was man mir über diesen Wahlwerbespot erzählt hat – selber gesehen habe ich ihn, wie ich gestehen muss, nicht –, lässt mich trotzdem daran zweifeln, dass der Lehrauftrag eines deutschen Gemeinschaftskundelehrers zu vereinbaren ist mit dessen Kandidatur als, hmm … Monarch . Darf ich Sie geradeheraus fragen, ob es den Tatsachen entspricht, dass Sie Mitglied dieser Partei zur Wiedereinführung der Monarchie sind?«
    Das ließ sich schlechterdings nicht abstreiten, schließlich existierte ein von ihm unterschriebener Mitgliedsantrag. Es hieß also, Haltung zu bewahren. Simon hob den Kopf, straffte seinen Rücken und erklärte: »Das stimmt.«
    Die ineinander verkrampften Hände des Rektors erschlafften. »Also tatsächlich.«
    »Ich

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