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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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für Simon tun wollte oder um ihn zu piesacken. Irgendwie beides. Er war immer so schrecklich korrekt und ordentlich gewesen, so bedacht darauf, nur vernünftige Dinge zu tun, vernünftige Ansichten zu haben … Langweilig, mit einem Wort. Ja, sie hatte ihn verlassen, nachdem er ihr seine Affäre und seinen illegitimen Sohn gestanden hatte. Knall auf Fall. Hatte wutentbrannt ihren Koffer gepackt und noch am selben Abend das Haus verlassen. Ja.
    Aber sie war aus einem anderen Grund nicht wieder zurückgekommen : Weil das Leben ohne ihn interessanter gewesen war. Zorn verrauchte, über Enttäuschung kam man hinweg – aber Langeweile blieb.
    Dass Simon auf einmal etwas derart Verrücktes auf die Beine stellte, auf seine alten Tage sozusagen, faszinierte Helene maßlos. Sicher tat er es nicht ihretwegen, natürlich nicht. Vielleicht war er einfach nur übergeschnappt, wer mochte das wissen? Aber Tatsache blieb, dass sie zum ersten Mal seit Jahren wieder etwas für ihn empfand. Achtung. Bewunderung beinahe.
    Sie zog ein Blatt aus der Mappe, das Verena ihr vorbereitet hatte. »Die Partei heißt VWM, ›Volksbewegung für dieWiedereinführung der Monarchie‹. Von Werbung verstehen die nicht das Geringste; man findet nichts im Internet, es scheint keine Pressestelle zu geben, nichts. Was wir haben, ist die Anschrift des Parteivorsitzenden, wie sie beim Bundeswahlleiter hinterlegt ist.« Sie reichte das Blatt weiter an Isabella, die für Reportagen und Interviews zuständig war. »Und wir haben die Anschrift und Telefonnummer von diesem Simon König.«
    Niemand fragte, woher Helene die hatte.
    »Ich will«, fuhr sie fort, »ein großes Interview mit ihm. Und eine Homestory. Und denkt euch was aus, wie wir ein bisschen Glanz und Gloria darum herum veranstalten können. Ich möchte aus dem Material Beiträge für alle unsere Magazine machen. Schickt den besten Fotografen, den ihr kriegen könnt. Ich will, dass dieser König Simon richtig gut aussieht. Ich will, dass Frauen sich sein Foto ausschneiden und übers Bett hängen. Ich will, dass er mit Liebesbriefen zugeschüttet wird, okay?«
    Also gut, gestand Helene sich ein, es ist nicht nur Bewunderung, was ich für ihn empfinde. Ich will ihn auch piesacken. Rache ist süß. Er soll ruhig ins Schwitzen kommen, der alte Korrektheimer.

KAPITEL 33
    I ch habe den Spot jetzt auch gesehen«, sagte Bernd, als er am nächsten Tag anrief.
    Simon verzog unwillig das Gesicht. »Wie das? Man hat mir versprochen, dass er nicht mehr gesendet wird.«
    »Im Internet. Irgendjemand muss die Sendung mitgeschnitten und diesen Ausschnitt ins Internet gestellt haben. YouTube oder wie das heißt. Dort bist du unter den Top Ten, sagt Juliane.«
    Simon ächzte.
    »Und Dominik hat erzählt, dass der Spot gestern Abend noch mehrmals im Fernsehen gezeigt worden ist«, fuhr Bernd fort. »Bei einem von diesen geschmacklosen Komikern – Stefan Rabe oder wie der heißt. Der hat ein eigenes Video produziert, ganz genauso aufgemacht, nur dass es darin heißt, Roland Kaiser solle zum Kaiser Roland I. gekrönt werden.«
    »Wer ist Roland Kaiser?«
    »Ein Schlagersänger, glaube ich.«
    Simon schloss entsetzt die Augen.
    »Ich frage mich, wie die ausgerechnet auf dich kommen«, hörte er Bernd ratlos sinnieren. »Ich meine, das warst du, ganz ohne Zweifel. Jemand hat dich gefilmt, wie du aus dem Hauptausgang der Schule kommst. Seltsam, oder? Was soll das alles?«
    Simon rieb sich die Schläfe. »Das ist am Telefon mit ein paar kurzen Sätzen nicht zu erklären«, sagte er. »Hast du vielleicht Lust, heute Abend –«
    »Simon?«, kam da Bernds Stimme, metallisch verzerrt. »Bist du noch –?«
    Aus. Batterie alle. Simon sah auf die Uhr. Halb elf. Heute hatte Bernd Unterricht bis zur siebten. Er würde ihn abends zu Hauseanrufen. Er musste das aufklären, ehe Bernd anfing, ihn für komplett übergeschnappt zu halten.
    »Ich muss das aufklären«, sagte er auch, als er Sirona endlich erreicht hatte. »Ich muss erklären, was es mit alldem auf sich hat, ehe ich als Depp der Nation abgestempelt bin.«
    Sirona, die ihm gerade ebenso wortreich wie unverständlich erklärt hatte, wieso sie die letzten Tage nicht ans Telefon gegangen war – irgendwas in der Art, dass sie sich durch intensives Spielen am Computer von einer schweren Erkältung kurierte –, stöhnte entsetzt auf. »Das dürfen Sie nicht!«, rief sie. »Ich bitte Sie! Damit würden Sie alles kaputt machen. Die Chance, derart schlagend zu beweisen, wie

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