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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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bereitwillig.
    »Nun, und das traditionelle Symbol der nationalen Identität ist seit jeher die Krone . Denken Sie, es ist Zufall, dass etwas wie die Hochzeit eines Königs auch heute noch, in unserem angeblich so rationalen Zeitalter, Millionen vor die Fernsehschirme zieht? Nein, die Krone ist bis auf den heutigen Tag ein wirksamesSymbol. Und deshalb symbolisiert ein Monarch an der Spitze eines Staates Werte wie Stabilität und Kontinuität weitaus besser als gewählte Staatsoberhäupter. Die wechseln alle paar Jahre und sind zudem meist Mitglieder einer bestimmten Partei: ein Widerspruch zu der Neutralität, die vom Repräsentanten des gesamten Staates zu fordern ist. Der Monarch steht sozusagen über dem politischen Tagesgeschäft und ist damit die Verkörperung der langfristigen Perspektiven eines Volkes. Und wenn wir eines heute brauchen, dann sind das langfristige Perspektiven.«
    In Simons Ohren klang alles schwammig, was er da von sich gab, aber der Journalist schien es zu schlucken, ja, es schien ihn sogar nachdenklich zu machen. Jedenfalls brütete er einen Moment über seinem Block mit den Fragen, die er vorbereitet hatte, ehe er die nächste stellte.
    »Herr König …«, begann er, grinste dann entschuldigend und fragte: »Ist das überhaupt die richtige Anrede? Oder muss ich ›Euer Majestät‹ sagen?«
    Simon schüttelte den Kopf. »Nicht, bevor ich zum König gekrönt bin.«
    Der andere nickte, wirkte beinahe erleichtert, einen Fauxpas vermieden zu haben. »Wie würde unser Land denn heißen, wenn Sie König würden? Sicher nicht mehr ›Bundesrepublik‹, nehme ich an?«
    »Natürlich nicht. Eine Republik definiert sich gerade dadurch, dass ihr kein Monarch vorsteht.«
    »Also wieder ›Deutsches Reich‹?«
    Simon schüttelte den Kopf. »Ich sagte doch, wir wollen einen Neuanfang. Die alten Zöpfe gehören abgeschnitten. Und die Zeit der Reiche ist heutzutage wirklich vorbei.«
    »Aber ein Königreich ist doch auch ein Reich.«
    »Einfach ›Deutschland‹. Das genügt.«
    Der Journalist nickte zufrieden, blätterte seinen Block um und überflog die weiteren Fragen.
    »Können wir uns dann auf eine generelle Steuersenkung freuen?«, fragte er. »Wenn Sie die Monarchie wieder einführen, führen Sie ja vielleicht auch die schöne alte Sitte des Zehntenwieder ein – ein Steuersatz, von dem wir modernen Menschen heutzutage nicht einmal mehr zu träumen wagen …«
    Mit dieser Frage hatte Simon nicht gerechnet. Sie verblüffte ihn, und einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte.
    Dann fiel ihm Alex’ Rat ein, ruhig auch etwas Kontroverses vom Stapel zu lassen. Nun, das war zweifellos die beste Gelegenheit dafür.
    »Ja, natürlich«, sagte er und war selber erstaunt, wie selbstverständlich er klang. »Es kann nicht so weitergehen, dass sich der Staat einfach nimmt, was er zu brauchen glaubt. Genau umgekehrt muss es laufen – nämlich dass der Staat einen bestimmten Betrag erhält, mit dem er auszukommen hat. Es kann schließlich auch niemand zu seinem Arbeitgeber gehen und sagen, ›ich habe die und die Ausgaben, also setzen Sie mein Gehalt entsprechend an‹. Und was sind Politiker anderes als die Angestellten der Bürger?«
    Verblüffend, was einem einfiel, wenn man drauflosredete, ohne nachzudenken, fand Simon.
    Und das Verblüffendste war, dass der Journalist zum ersten Mal so wirkte, als nehme er ihn wirklich ernst.
    »Und Sie denken, zehn Prozent reichen dafür?«
    Simon hob die Schultern. Das Gespräch begann, ihm zu gefallen. »Die Geschichte lehrt, dass Fürsten, wenn sie zu viel Geld zur Verfügung haben, Kriege anfangen oder es verprassen. Also schätze ich, es ist besser, den Staat finanziell eher auf Sparflamme zu halten.«
    »Und die Mehrwertsteuer? Die ist ja eine ganz neue Erfindung. Würden Sie die auch abschaffen?«
    Simon musterte den Mann skeptisch. Wollte er ihn aufs Glatteis locken? Oder was war los? Der Journalist klang, als rechne er bereits fest damit, ab Herbst in einer Monarchie zu leben. Besser, er bremste das ein bisschen ab.
    »Ich glaube nicht, dass es angebracht ist, schon jetzt derart detailliert über eine Neugestaltung des Steuersystems zu reden«, sagte Simon. »Auf jeden Fall aber brauchen wir auch und gerade hier einen Neuanfang, das dürfte unstrittig sein.«
    Der Kopf des Journalisten ruckte unmerklich hoch, fast so, als erwache er aus einem Tagtraum. »Ah, ja«, sagte er und dann: »Gut.« Simon wusste nicht, was er damit sagen wollte. Nichts,

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