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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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aber auf wundersame Weise so geschrieben, dass der Eindruck entstand, er sei ein Prinz im Exil, der darauf wartete, dass der Usurpator des Thrones, der rechtmäßig ihm zustand, endlich stürzte.
    Unmittelbar nach dem Interview hatte er Alex angerufen, um sich zu bedanken, worauf dieser umtriebige Mensch erneut gedrängt hatte, Simon solle nicht mehr selber telefonieren, er bräuchte ein Sekretariat. »Das fände ich reichlich übertrieben«, hatte Simon erklärt. Aber nun klingelte sein Telefon mit jedem Heft, das mit einem Artikel über ihn erschien, öfter, und immer öfter waren es wildfremde Leute, die ihn anriefen, um ihn auszufragen (»Sind Sie der Typ, der König werden will?«) und dann zu beschimpfen. Sonderlich viele Monarchisten schien es nicht zu geben. Schließlich kapitulierte Simon und bat Alex, das Nötige zu tun. Daraufhin tauchte dieser umgehend bei ihm auf, ließ ihn ein Formular unterschreiben und versprach, dafür zu sorgen, dass Simon so schnell wie möglich eine neue, geheime Telefonnummer bekam. Seine alte Nummer würde auf das Sekretariat von Alex’ Firma umgeschaltet werden.
    Irgendwann im Verlauf des Nachmittags des darauffolgenden Tages fiel Simon auf, dass sein Telefon schon eine ganze Weile still geblieben war. Neugierig hob er ab und wählte seine eigene bisherige Telefonnummer. Er hörte es zweimal klingeln, dannmeldete sich eine routiniert klingende Frauenstimme: »Guten Tag, Sie sprechen mit dem Sekretariat von König, Simon. Was kann ich für Sie tun?«
    Sie sprach die kleine Pause zwischen seinem Nach- und Vornamen so raffiniert kurz, dass man auch glauben konnte, es handele sich bei »König« bereits um einen Titel. Simon legte ohne ein Wort wieder auf. Nun ja. Wenigstens hatte er nun seine Ruhe.
    Später fiel ihm ein, Bernd anzurufen, um ihm die neue Telefonnummer durchzugeben, unter der er erreichbar war.
    »Weißt du«, sagte der, »ich freue mich ja, dass du nun doch in die Politik gegangen bist, so wie ich es dir immer geraten habe. Wahrscheinlich albern, aber irgendwie bin ich stolz darauf. Falls du verstehst, was ich meine.«
    »Also, ganz so ist es nicht …«, begann Simon, worauf Bernd ihn sofort unterbrach: »Sag nichts. Bitte. Lass mir meine Illusionen.« Er lachte, aber es klang nicht wirklich lustig.
    Simon hätte das Missverständnis gern aufgeklärt, doch am Telefon wollte er das nicht machen. Er schlug ein Treffen irgendwann in den nächsten Tagen vor, damit sie über alles reden könnten.
    »Ja, das sollten wir wirklich«, meinte Bernd. »Weißt du, ehrlich gesagt hat mich das schon alles ziemlich gewundert. Vielleicht liegt es daran, dass wir nie viel über Politik geredet haben. Irgendwie geht man, wenn man es nicht anders weiß, automatisch davon aus, dass jemand, mit dem man sich gut versteht, auch dieselben Einstellungen und Vorlieben hat wie man selber …«
    »Wir sollten uns wirklich bald mal treffen«, wiederholte Simon, bestürzt ob des sich abzeichnenden Ausmaßes der Entfremdung zwischen ihnen.
    »Verfolgst du eigentlich die Reaktionen auf die Artikel über dich?«, wollte Bernd wissen. »Leserbriefe und so?«
    »Ähm … nein«, gestand Simon. Der Gedanke war ihm überhaupt noch nicht gekommen.
    »Also, ehrlich gesagt, ich hab das auch nicht mitbekommen. Aber Frank – mein Bruder, du hast ihn ja kennengelernt … Jedenfalls, seine Frau hat die Zeitschrift abonniert, in der das ersteInterview mit dir erschienen ist, und Frank hat mir die darauffolgende Nummer geschickt. Die kann ich dir mitbringen; sind eine Menge Leserbriefe drin.« Bernd kicherte. »Frank ist völlig aufgeregt wegen der Sache, schlimmer als ich. Ich glaube, er ringt mit sich, ob er dich um ein Interview bitten soll oder ob man ihm das in der Redaktion negativ auslegen würde … Auf jeden Fall ruft er zurzeit ständig an, und ich muss ihm alles haarklein erzählen, was ich weiß. Dabei weiß ich ja gar nichts.«
    Vielleicht, überlegte Simon, war es doch keine so gute Idee, Bernd in alles einzuweihen. Nicht Bernd, dem jeder Sinn für Geheimniskrämerei abging. Nicht Bernd, die verkörperte Transparenz.
    Nein, besser, er sagte ihm nichts. Noch nicht. Bernd würde es verstehen, später, wenn hoffentlich alles geklappt hatte und das Geheimnis der Wahlmaschinen nicht mehr gewahrt werden musste.
    Also beließ er es, als Bernd an einem der darauffolgenden Abende auf ein Glas Wein vorbeikam, bei ein paar allgemeinen Worten, dahingehend, dass das alles nicht so sei, wie es erscheine,

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