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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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beide wieder an Consuelas Tisch saßen. »Woherwussten Sie, dass der Fingerhut ausgerechnet unter dieser Serviette auf ausgerechnet diesem Tisch stand?«
    Zantini lächelte milde. »Junger Freund«, meinte er, »eins müssen Sie sich merken: Ein Zauberer verrät seine Tricks niemals. Das gebietet der Ehrenkodex der Illusionisten.«
    »Aber …«, begann Vincent, doch dann sah er in Zantinis Augen, dass es nicht gelingen würde, ihn umzustimmen, und er gab es auf.
    In der Entwicklungsabteilung diskutierten sie diesen Trick noch tagelang. Die meisten gingen davon aus, dass sich Zantini mit jemandem abgesprochen haben musste; auch die Theorie, der Fingerhut habe einen Peilsender enthalten, fand ihre Anhänger. Vincent allerdings zählte nicht dazu; er war sich sicher, dass Zantini keinerlei technische Gerätschaften bei sich getragen hatte.
    Außerdem sah er den »magischen Fingerhut« wenig später bei Consuela auf dem Schreibtisch stehen; offenbar ein Geschenk Zantinis. In einem unbeobachteten Moment nahm Vincent ihn aus der Nähe in Augenschein, aber es war einfach nur ein Fingerhut aus rotem Kunststoff, ohne besondere Kennzeichen.
    Rätselhaft.
    ***
    Den Gerüchten zufolge, die danach die Runde machten, stammte Benito Zantini aus Italien, war mit einer Showtruppe in den USA unterwegs gewesen und allabendlich aufgetreten, vor mehr oder minder großem Publikum, je nachdem, wessen Schilderungen man glauben wollte. Eines Tages, hieß es, sei der Manager mit der Kasse und allen Pässen durchgebrannt, sodass die Artisten sozusagen gestrandet zurückgeblieben waren. Das war in Miami passiert, vor über einem Jahr, und seither schlug sich der Zauberkünstler als Taschendieb, Trickbetrüger und Lebemann durch.
    Damit vereinigte Zantini alle Eigenschaften in sich, die Consuela an Menschen schätzte, mit denen sie sich umgab: Er befandsich illegal im Lande, beschäftigte sich mit verbotenen Dingen – und war ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Die Sekretärinnen drängten Vincent, er solle Consuela fragen, ob sie heiraten würde und vor allem, wann und wie und ob eine Feier in der Firma geplant war. Vincent weigerte sich, seine Chefin etwas derart Persönliches zu fragen; wenn sie das wissen wollten, sollten sie sie selber fragen. Worauf die Sekretärinnen zu Erpressung griffen: Wenn er nicht fragte, würden sie Anrufe für ihn nicht mehr durchstellen, sondern jedem, der ihn sprechen wollte, erklären, er sei fristlos gefeuert worden.
    »Das könnt ihr nicht machen«, meinte Vincent.
    »Können wir wohl«, sagten sie.
    Als die ersten Beileidmails über Vincents privaten Account ankamen und ihn schließlich seine Mutter zu Hause anrief, um zu fragen, wieso er seinen Job verloren habe, gab er nach. Er befragte Consuela zu ihren Hochzeitsplänen, wobei er betonte, zu dieser Indiskretion genötigt worden zu sein.
    Die Exil-Kubanerin lachte nur. »Benito hätte natürlich gern, dass ich ihn heirate. Aber ehrlich – was hätte ich davon? Er ist illegal im Land, und solange das so ist, hab ich ihn schön unter Kontrolle.« Sie sah Vincent mit vielsagendem Augenaufschlag an und gurrte: »Sie wissen doch – ich mag es, wenn ich Männer unter Kontrolle habe.«
    Wer auch immer wen unter Kontrolle hatte, auf jeden Fall war nicht zu übersehen, dass Consuela, seit sie mit ihrem mageren Zauberkünstler zusammen war, immer weniger Zeit in der Firma verbrachte. Die bislang täglichen Besprechungen fanden nur noch alle zwei bis drei Tage statt. Und als das lukrative Datenbankprojekt im Staatsarchiv sich seinem Abschluss näherte, beauftragte Consuela, die bislang jede Endabnahme persönlich durchgeführt hatte, Vincent damit.
    Also fuhr er ein letztes Mal nach Tallahassee. Da eine Endabnahme bedeutete, mit dem beim Kunden Zuständigen zu sprechen – in diesem Fall einem gewissen Herb Phillips –, wollte Vincent nicht zu spät kommen und fuhr besonders früh los. Und natürlich war ausgerechnet an diesem Tag nichts los auf denStraßen, sodass er viel zu früh da war. Mister Phillips sei noch in einer Besprechung, beschied ihn die Sekretärin und empfahl ihm die Cafeteria. Gute Idee, fand Vincent.
    In der Cafeteria saß nur ein einziger anderer Gast, ein graubärtiger Mann, der unablässig seinen Kaffee rührte, während er das oberste Blatt eines ganzen Stapels von Unterlagen studierte.
    »Sie werden ein Loch hineinmachen«, sagte Vincent, als er sich mit seinem eigenen Kaffee einen Tisch in der Nähe suchte.
    Der Kopf des Mannes

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