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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Umweltbedingungen Floridas ideale Arbeitsumgebung. Hier deponierte er sein Werkzeug, installierte seine DSL-Netz-Anbindung und stellte seinen Server auf sowie eine der Workstations. Die übrigen Computer, die sich im Lauf der Jahre in seinem Besitz angesammelt hatten, verteilte er auf die verschiedenen Zimmer.
    Das Paradies schlechthin, befand er und entfernte die Hintertür mit dem nächsten kostenpflichtigen Update wieder aus der Software besagter Real Estate Agency .
    Eigentlich eine coole Vorstellung, überlegte Vincent eines Abends, als er in seinem kühlen, dunklen Computerraum saß und sich fühlte wie Dr. Seltsam oder wie dieser Bösewicht aus den alten James-Bond-Filmen, der immer weiß gekleidet war und eine weiße Katze streichelte, während er seine fiesen Anweisungen gab … Er kam nicht auf den Namen. Egal, jedenfalls war es cool sich vorzustellen, sozusagen vom eigenen Schreibtisch aus in die große Weltpolitik einzugreifen und den Dingen durch winzige, aber genau gezielte Nadelstiche andere Wendungen zu geben.
    Was denn, wenn es stimmte, was Zantini behauptet hatte? Wenn er tatsächlich der Mann war, der Präsidenten machte? Vincent verschränkte die Arme hinter dem Kopf, lehnte sich in seinem Sessel zurück und versuchte zu ergründen, wie sich das anfühlte.
    Gut, irgendwie. Man hatte das Gefühl, ein paar Zentimeter zu wachsen.
    Er musterte die kahle Wand über seinen mittlerweile drei Bildschirmen: Wenn er da eine große Weltkarte anbrachte? Vielleicht so eine, auf der er viele kleine LEDs überall aufleuchten lassen konnte? Wobei er allerdings keine Vorstellung hatte, wofür die stehen sollten.
    Er holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank.
    Eine weiße Katze konnte er sich bei Gelegenheit ja schon mal zulegen.
    Und was den Rest anbelangte, würde ihm auch noch was einfallen. Wahlcomputer, das war auf jeden Fall ein Ausgangspunkt.
    Er konnte ja mal nachsehen, was sich im Internet dazu finden ließ.
    ***
    Wie er feststellte, existierte eine schier unübersehbare Zahl an Websites, Aktionen, Vereinen, Foren und so weiter, die kein anderes Thema hatten als die Risiken der Verwendung von Wahlcomputern.
    Interessant. Vincent meldete sich in einem Forum an, dessen Mitglieder einen besonders kompetenten Eindruck machten, und diskutierte mit, um sich darüber klar zu werden, was auf diesem Gebiet für einen heimlichen Weltherrscher mit weißer Katze zu erreichen war.
    Eine Menge Leute aus anderen Ländern mischten mit. In den Niederlanden, wo bei Wahlen bereits 90 % der Stimmen über Wahlcomputer erfasst wurden, existierte eine überaus aktive Bewegung namens »Wij vertrouwen stemcomputers niet« 24 . Es handelte sich hauptsächlich um Computerspezialisten, und sie hatten sich gerade eine Nedap 25 ES3B besorgt, ein Exemplar jenes Wahlmaschinentyps, der in den Niederlanden fast ausschließlich zum Einsatz kam. Ein User, der sich Hackinator nannte, berichtete fortlaufend von ihren Fortschritten, das Ding auseinanderzunehmen und auf technische Schwachstellen zu untersuchen. Und natürlich daraufhin, ob und wie man es hacken konnte. »Unser Plan ist«, schrieb er, »der Presse etwa sechs bis acht Wochen vor den hiesigen Parlamentswahlen im November einen Hack zu präsentieren und zu zeigen, dass die abgegebenen Stimmen mit einem Computer beliebig manipulierbar sind.«
    In der entsprechenden Diskussion, die zeitweise extrem technischwurde, meldete sich auch eine Deutsche, die unter dem Namen Sirona auftrat. Sie sei Systemspezialistin bei einer großen deutschen Firma, die früher Computer hergestellt hatte und heute Speicherchips und Mobiltelefone produzierte, erzählte sie. Erstaunlich: eine Frau, die in Assemblerprogrammierung und Kryptographie so gut war, dass sie nicht nur Hackinator , sondern auch Vincent noch etwas beibringen konnte. Vincent tauschte ein paar PNs 26 mit ihr und erfuhr, dass Sirona gerade versuchte, eine eigene Gruppe zu gründen, die gegen den Einsatz von Wahlcomputern in Deutschland vorgehen wollte.
    Womit der Austausch hätte vorbei sein können. Doch ein paar Tage darauf schickte Sirona ihm eine PN, in der sie schrieb: Ich habe von Dir geträumt. Ich sah Dich in einem unterirdischen Bunker sitzen und eine schneeweiße Katze streicheln. Und ich hatte das Gefühl, ich muss Dich da rausholen. Retten. Seltsam, oder?
    »Wow«, sagte Vincent, als er das las.
    Wenn das nichts zu bedeuten hatte, was dann?
    Du weißt doch nicht mal, wie ich aussehe , schrieb er zurück.
    Stimmt , antwortete

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