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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Demokratieverdrossenheit in Deutschland, und gerade wir können uns solche Tendenzen nicht leisten. Wenn man jetzt Gerüchte in die Welt setzt, dass die Wahlen manipuliert werden … Das würde genau diese Stimmen verstärken. Und wenn so ein Gerücht erst mal in Umlauf ist, wie will man das je wieder aus der Welt schaffen? Gerade bei solchen Maschinen? Das ist schier unmöglich.«
    »Dann sollte man sie vielleicht einfach nicht verwenden«, meinte Ute. »Ich meine, das herkömmliche Verfahren funktioniert doch.«
    Frank verdrehte die Augen. »Ja. Aber es ist eben altmodisch. Aufwendig. Die Kommunen haben heutzutage massive Probleme, genügend Wahlhelfer aufzutreiben. Die brauchen jedes Hilfsmittel, das die Sache rationalisiert.«
    »Das könnte man aber auch anders lösen«, meinte Bernd.
    Simon hob die Hand. »Folgender Gedanke«, sagte er. »Angenommen, es ist etwas dran an dem, was man mir gesagt hat. Angenommen, jemand hat diese Wahl – wie auch immer – beeinflusst, mit dem Ziel, den daran beteiligten Parteien zu beweisen, dass er das kann. Dann müsste dieser Jemand doch jetzt gerade, während wir hier zusammensitzen, irgendwelchen Politikern sein Angebot für die nächste Wahl unterbreiten. Und sicher nicht für irgendeine, sondern für die nächste Bundestagswahl. Die voraussichtlich nächstes Jahr im Herbst stattfindet.«
    »Ist mir bekannt«, nickte der Journalist unleidig.
    Simon beschloss, sich nicht irritieren zu lassen. »Wenn man das vermutet«, fuhr er fort, »könnte man jemanden losschicken, der die verschiedenen maßgeblichen Leute beobachtet. Der zum Beispiel darauf achtet, ob er einen hageren Mann entdeckt, der dieser Tage in den diversen Parteizentralen ein und aus geht.« Er griff nach seinem Weinglas. »So würde ich das jedenfalls machen.«
    »In einem schlechten Hollywoodfilm würde man das so machen«, erwiderte Frank Rothemund bissig. »Aber in der Wirklichkeit funktioniert das nicht, glauben Sie mir. Sie können nichteinfach zum Ministerpräsidenten eines Landes gehen oder in Berlin zu den Vorsitzenden der großen Parteien und die nächste Wahl zum Kauf anbieten. Selbst wenn Sie es bis zu denen ins Büro schaffen sollten – was ich für ausgeschlossen halte, bei den Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen heutzutage –, die würden Sie nach dem zweiten Satz achtkantig rauswerfen. Man kann unseren Politikern eine Menge vorwerfen, aber keiner von denen würde über so ein Angebot auch nur eine Sekunde lang nachdenken. Keiner.«
    ***
    Simon verabschiedete sich früh mit der Ausrede, noch ein paar Arbeiten korrigieren zu müssen. So wurde es nicht zu spät, Sirona anzurufen.
    »Gibt es etwas Neues von Vincent?«, fragte sie als Erstes.
    Simon verstand immer noch nicht genau, welcher Art die Beziehung zwischen ihr und seinem unehelichen Sohn war. Nach dem Anruf Lilas hatte er es für richtig gehalten, Sirona davon in Kenntnis zu setzen, dass Vincent wegen Autodiebstahls im Gefängnis saß und ein Gerichtsverfahren sowie eine längere Haftstrafe erwartete. Zu seiner Verwunderung schien sie das nicht sonderlich zu interessieren, sodass er sich gefragt hatte, ob sie Vincent doch nicht so nahestand, wie er glaubte.
    Und nun das. Vielleicht war er einfach schon zu alt, um noch zu verstehen, wie die nächste Generation dachte und fühlte.
    »Nein«, sagte er. »Nichts Neues. Ich rufe wegen der Wahl gestern in Hessen an. Ob Sie mehr darüber wissen als das, was in der Zeitung steht und im Fernsehen kam.«
    Er hörte ein Seufzen. »Ja«, sagte sie. »Ich war mit ein paar Freunden als Wahlbeobachter unterwegs.«
    Das beeindruckte Simon unwillkürlich. Freiwillig? Er versuchte immer, wenn Wahlen stattfanden, seine Schüler dazu zu bewegen, sie in einem Wahllokal mitzuverfolgen – vergebens natürlich. »Interessant«, sagte er.
    Sie schien das als Frage misszuverstehen. »Ja, doch. Warinteressant«, meinte sie. »In Obertshausen hat man uns am Betreten des Wahllokals gehindert 48 , und in … ähm, weiß ich gerade nicht, jedenfalls haben wir herausgefunden, dass alle Wahlleiter in einem Brief vor uns gewarnt 49 und angewiesen worden sind, uns nach Möglichkeit zu verscheuchen.«
    »Aber wie das?«, wunderte sich Simon. »Es ist eines der fundamentalen Prinzipien demokratischer Wahlen, dass sie öffentlich sind. Das sollte ein Wahlleiter wissen.«
    »Man will keine Kritik an Wahlcomputern aufkommen lassen 50 «, sagte Sirona. »Das hat uns einer direkt so gesagt. Ohne Zeugen natürlich, abgesehen von

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