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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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kurz vor Mitternacht, hatte Lila noch einmal angerufen, in Vincents Auftrag, wie siemehrmals betont hatte. Es war zu allem Überfluss eine schlechte Verbindung gewesen, die irgendwann einfach abgebrochen war, ohne dass er aus dem, was sie ihm gesagt hatte, wirklich schlau geworden wäre. Aber sie hatte nicht noch einmal angerufen, obwohl er bis um zwei Uhr wach geblieben war.
    »Ich habe eine neue Information von Vincent, mit der ich, offen gestanden, nicht das Geringste anfangen kann«, gestand Simon also. »Er hat mir ausrichten lassen, dass sein Programm eine Falltüre enthalte.«
    Roots Kopf ruckte in die Höhe, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen. »Eine Falltür! Er meint eine trap door !«
    Simon verstand nicht, wieso, aber auf alle Fälle versetzte es sowohl Sirona als auch Alex in sichtliche Aufregung. »Wow!«, sagte er, und sie stieß hervor: »Das wäre ja der Hammer …!«
    »Darf ich fragen, was das heißt?«, bat Simon.
    »Das heißt hoffentlich«, übersetzte ihm Sirona, »dass das Programm eine geheime Funktion enthält.« Sie setzte sich auf, sah Simon scharf an. »Was genau hat Vincent gesagt?«
    »Puh.« Simon versuchte sich zu erinnern. »Was er genau gesagt hat, weiß ich nicht, denn es war seine Mutter, die mich angerufen hat, in seinem Auftrag. Und ob sie alles richtig wiedergegeben hat, weiß ich nicht; ich fürchte, von Computern versteht sie so wenig wie ich.«
    »Okay.« Sirona breitete die Hände aus, als sei es nötig, ihn zu beruhigen. »Das kriegen wir vielleicht trotzdem raus. Was hat sie gesagt?«
    »Dass sie mir von Vincent ausrichten solle, er habe seine Signatur in dem Programm hinterlassen, und zwar als Test gegen seine Initialen.«
    Sirona, Alex und Root wechselten ratlose Blicke.
    »Als Test gegen seine Initialen …?«, wiederholte Alex.
    Root runzelte die Stirn. »Was für ein Test?«
    »Wie sieht dieser Test aus?«, wandte sich Sirona an Simon. »Hat sie dazu etwas gesagt?«
    Simon versuchte, sich an jedes Wort des Gesprächs zu erinnern. Lila hatte geklungen, als lese sie von einer Stichwortliste ab.»Sie hat gesagt, wenn die Initialen in der Parteiliste auftauchen, dann ziehen sie … Hmm. Dann ziehen sie fünfundneunzig Prozent an sich.« Er hob die Hände. »Fünfundneunzig Prozent von was? Keine Ahnung. Ich habe nachgefragt, aber das konnte sie mir nicht sagen.«
    »Der Stimmen vielleicht«, sagte Sirona. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden. »Das muss es sein. Bestimmt. Er hat eine zusätzliche Prüfroutine eingebaut, die die Liste der zur Wahl stehenden Parteien abfragt. Und wenn eine Partei mit dem Kürzel VM enthalten ist, kriegt die fünfundneunzig Prozent der Stimmen, egal, wie abgestimmt wird.«
    »VWM«, korrigierte Simon. »Sein voller Name lautet Vincent Wayne Merrit.«
    »Gut, von mir aus VWM«, meinte sie ungeduldig. Sie sprang auf, begann, unruhig auf und ab zu gehen. »Das hilft uns weiter. Wenn das stimmt, wäre es der Test, mit dem man beweisen kann, dass ein Gerät manipuliert ist. Es würde genügen, eine fiktive Partei mit der Kurzbezeichnung VWM in die Liste einzutragen und eine Probewahl durchzuführen, bei der man nur den übrigen Parteien Stimmen gibt. Wenn die VWM am Schluss trotzdem fast alle Stimmen hätte, wäre einwandfrei klar, dass etwas nicht stimmt.«
    »Wie soll uns das helfen?«, fragte Alex. »Das Problem, dass du gar nicht erst an die Geräte rankommst, hast du trotzdem.«
    Sirona fuhr herum; ihr Taftröckchen wippte. »Das ist es ja«, rief sie begeistert. »Das muss ich gar nicht. Es würde genügen, diesen Hinweis publik zu machen! Dann wäre der öffentliche Druck da, jeden Wahlleiter dazu zu verpflichten –«
    »Sirona, sorry, du träumst«, unterbrach sie Alex. »Bis zur nächsten Wahl sind es noch Monate hin. Wenn du die trap door publik machst, hat dieser Zantini oder wer immer dahintersteckt mehr als genug Zeit, das Programm ändern zu lassen. Und dann? Dann erreichst du genau das Gegenteil. Man wird diesen Test machen, er wird nichts bringen, und dann heißt es, falscher Alarm, da sieht man mal, bei Abstimmungen über Computer kann gar nichts passieren.«
    Die wie eine Fee geschminkte junge Frau sackte in sich zusammen. »Du hast Recht. So geht es nicht. Mist. Wir müssen selber an die Geräte ran. Es erst einmal testen, und erst wenn es stimmt, den Verantwortlichen vorführen.«
    »Und wie willst du das machen?«
    »Einbrechen. Ein Gerät stehlen.« Sie seufzte. »Weiß ich auch nicht.«
    Ratlose

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