Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
die Tasche gesteckt, um es zum Hauptbüro zu bringen 52 ; vergessene Siegel, verlegte Freigabeschlüssel, versagende Drucker … Was eben so vorkommt.«
    »Und was heißt das jetzt alles?«, fragte Alex. Simon hatte den Eindruck, dass ihn das Thema im Grunde kalt ließ. Dass er den ganzen Zirkus nur mitmachte, um Sirona zu gefallen.
    »Ja, was heißt das? Das ist die Frage.« Sie öffnete ihre Mappe und begann, allerhand Tabellen und Diagramme auf dem riesigen Wohnzimmertisch auszulegen. »Die Ergebnisse der einzelnen Wahlkreise. Die grün hinterlegten Zeilen sind Wahlkreise, in denen Computer eingesetzt wurden.« Sie begann eine neue Reihe. »Und das sind die Wahlkreisergebnisse der letzten Wahl. Hier habe ich alle Zeilen farbig hinterlegt, bei denen sich zwischen dieser und der letzten Wahl Unterschiede ergeben. Gelb heißt zwischen drei und fünf Prozent Differenz, Orange fünf bis zehn, Rot mehr als zehn.«
    Sie beugten sich alle vor, betrachteten die Ausdrucke. Weiß geblieben war praktisch keine einzige Zeile.
    »Ziemlich wankelmütiges Volk, diese Hessen«, meinte Alex.
    Simon räusperte sich. »Ich muss gestehen, dass ich nicht verstehe, was Sie da tun.«
    Sie ließ sich auf den Teppich sinken, bändigte ihr Tüllröckchen mit den Händen. »Ich suche nach Anhaltspunkten, dass die Wahl tatsächlich manipuliert wurde. Ich habe mir überlegt, dass, wenn man zeigen könnte, dass sich Veränderungen im Abstimmverhalten in den Wahlkreisen, wo Computer verwendet wurden, anders entwickelt haben als in den übrigen Wahlkreisen, man ein Argument hätte, um ein Wahlprüfungsverfahren anzustrengen.«
    »Und sehen Sie solche Anhaltspunkte?«
    Ihr weiß geschminktes Gesicht blieb reglos. »Leider nein.«
    Es wurde unangenehm still.
    »Mit anderen Worten«, sagte Simon, weil niemand sonst etwas sagte, »wir wissen zwar, dass es eine CD gegeben hat, die jemandem wichtig genug war, sie zu stehlen. Man hat uns gesagt, dass sich auf dieser CD ein Manipulationsprogramm befunden hat. Aber wir können nicht mit Gewissheit sagen, dass es auch zum Einsatz gekommen ist.«
    Die Runde nickte einhellig, bis auf Sirona.
    »Das Problem ist ja nicht, so ein Programm zu schreiben«, meinte Root. »Das Problem ist, es einzusetzen.«
    Sie zuckten alle zusammen, als Sirona in einem plötzlichen Ausbruch die leere Mappe packte und quer durchs Zimmer schleuderte. »Verdammt!«, rief sie. »Ich will an diese verdammten Computer ran. Ich will nachsehen, was die damit gemacht haben.«
    »He, he«, machte Alex.
    Root rümpfte die Nase. »Ich schätze, da gibt es nicht viel zu sehen. Nicht, wenn dein amerikanischer Freund was vom Programmieren versteht.«
    Simon entging nicht, dass die Erwähnung Vincents einen Schatten über Alex’ Gesicht huschen ließ.
    »Das Programm ist im EPROM«, fauchte Sirona. »Da kann es sich nicht selber löschen. Jede Wette, dass da was zu sehen ist.«
    »Du denkst zu eng«, versetzte der beleibte Programmierer, die Hände um seinen Laptop gelegt. »Das System, das du hacken musst, ist nicht auf die NEDAPs beschränkt, das umfasst die gesamte Wahlprozedur. Wenn ein Cheater 53 imstande ist, manipulierte EPROMs einzusetzen, ist er auch imstande, den Tausch rückgängig zu machen. Und dann bleiben überhaupt keine Spuren.«
    »Es gibt immer Leute, die Wahlen fälschen wollen«, warf Alex ein. »Hat es immer gegeben.«
    Sirona warf ihm einen zornblitzenden Blick zu. »Ja. Aber wir brauchen es denen verdammt noch mal nicht noch leichter zu machen!« Sie sah aus dem Fenster, durch die von Lichtern erfüllte Nacht. »Wenn wir wenigstens das Programm hätten. Wenigstens das. Das wäre ein Anhaltspunkt.«
    Das Programm! Simon schreckte hoch. Das hätte er jetzt beinahe vergessen …
    »Was das anbelangt, hätte ich eine Frage an Sie«, meldete er sich zu Wort. »Weil ich nicht viel von Computern verstehe. Nichts eigentlich. Die Frage ist: Was habe ich mir im Zusammenhang mit einem Computerprogramm unter einer … Falltüre vorzustellen?«
    Alex verschränkte seine Beine zum Lotussitz. »Eine Falltüre? Das gibt es in Adventure Games. In dem Onlinespiel Drachenburg zum Beispiel, das wir betreiben, haben wir jede Menge Falltüren. In der Regel führen die in Verliese, aber manchmal auch zu Schätzen oder Geheimgängen, wobei wir –«
    Sirona hob die Hand und brachte ihn damit zum Schweigen. »Wart mal. Das will er, glaub ich, nicht wissen.« Sie sah Simon an. »Warum fragen Sie das?«
    Wie erklärte er das am besten? Gestern,

Weitere Kostenlose Bücher