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Ein königlicher Skandal

Ein königlicher Skandal

Titel: Ein königlicher Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ROBYN DONALD
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dich.“
    „Du wirst es nicht aus eigener Kraft nach unten schaffen“, hielt er ihr vor. „Selbst wenn du aus reiner Sturheit die Treppe hinunterkriechst, wirst du hinterher kaum noch fit genug sein, um die Leute zu überwachen – einen ganzen Tag lang.“ Er ließ einen Augenblick verstreichen, ehe er versicherte: „Ich werde dich bestimmt nicht fallen lassen.“
    Sie wusste, dass er sie eigentlich nicht tragen wollte. Dennoch konnte sie seinen Argumenten nichts entgegensetzen. „Du solltest einen Aufzug einbauen lassen“, meinte sie und bereitete sich innerlich auf den engen Körperkontakt vor.
    „Warum?“, fragte er, hob sie vorsichtig hoch und wandte sich zur Tür. „Du reist ja bald ab, und bisher hat niemand einen Aufzug gebraucht.“
    „Ja, ja, reibe es mir nur unter die Nase“, beschwerte sie sich, während alle ihre Sinne auf die Berührung reagierten. „Ich weiß, dass ich früher oft über etwas gefallen bin. Ich dachte eigentlich, dass ich mittlerweile nicht mehr so ungeschickt bin.“
    „Du bist nicht ungeschickt und warst es auch nie. Selbst damals, als du manchmal gestolpert bist, hast du mich eher an ein Fohlen erinnert, dem man die zukünftige Anmut und Eleganz ansieht.“ Er trug sie so behutsam und mühelos die Treppe hinunter, als wäre sie federleicht. „Ich habe mich immer gefragt, wie du durch die langen Haare, die dir ins Gesicht fielen, überhaupt etwas sehen konntest.“
    Außerdem hatte er sich gefragt, warum ihre Mutter sie nicht zu einer Kurzhaarfrisur überredete. Francesca hatte zwar beide Töchter geliebt. Aber ihr Verhältnis zu Isabella wirkte immer enger. Mit einer Tochter, die sich nur für Biologie und Naturwissenschaft interessierte, hatte Max’ Tante nicht viel anfangen können.
    „Du hast mir mein erstes Mikroskop geschenkt“, sagte Rosa. „Da war ich acht.“
    „Erstaunlich, dass du das noch weißt“, erwiderte er lächelnd.
    Damals hatte sie sich stammelnd bedankt. Später war sie noch einmal zu ihm gegangen und vertraute ihm an, dass es das schönste Geschenk sei, das sie je bekommen hätte. Sie freute sich sogar mehr darüber als über ihr Pony. Weil sie oft sagte, was sie dachte, hatte sie manchmal ungewollt Katastrophen ausgelöst.
    Vorsichtig zog Max sie dichter an sich, während er die letzten Stufen nahm. Die Zeit hatte Rosa kaum verändert, auch wenn sie heute mit Worten vorsichtiger umging.
    Ihren warmen Körper festzuhalten berauschte ihn. Der Wunsch, sie niemals loszulassen, wurde fast übermächtig. „Wie hast du es bloß geschafft, vor den Wagen des alten Gesemane zu laufen?“, fragte er, um sich abzulenken.
    „Er hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet“, erklärte sie. „Und ich habe an etwas anderes gedacht.“
    „Warst du so vertieft in die Maßnahmen gegen den Mehltau?“
    Als sie nickte, strich ihr seidiges Haar über seine Wange. Er nahm den Duft eines dezenten Parfums wahr und atmete tief ein. Sein Puls beschleunigte sich.
    „Ich dachte auch an die Weinstöcke“, erwiderte sie.
    Max hätte gern gewusst, was sie an dem Abend noch beschäftigt hatte. „Versprich mir, dass du es heute langsam angehst, Rosa. Und mach bitte Pausen, wenn du müde wirst.“
    „Hör endlich auf, mir ständig Ratschläge zu geben“, wehrte sie ab. „Ich bin schließlich nicht dumm. Außerdem will ich dir keine unnötige Mühe bereiten. Also werde ich mich ausruhen, wenn es nötig ist.“
    Sie hatten das untere Ende der Treppe erreicht. Rosa richtete ihren geheimnisvollen Blick auf Max.
    „Du kannst mich jetzt absetzen.“
    „Bist du sicher?“, fragte er besorgt und ging weiter.
    „Ja, ganz sicher“, betonte sie. „Lass mich runter, Max.“
    Er war erleichtert, Distanz zu ihr zu gewinnen. „Zeig mir, dass du gehen kannst“, forderte er sie auf und war bereit, sie jederzeit wieder hochzuheben. Aufmerksam beobachtete er, wie sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte.
    Auch wenn Rosa einmal zusammenzuckte, hielt sie durch.
    „Es geht schon“, beteuerte sie. „Ich werde heute nicht die Schnellste sein, aber ich schaffe es.“
    „Ein Stock könnte hilfreich sein“, meinte er und erteilte dem wartenden Diener einen Befehl.
    Zwar wollte sie sich auf keinen Fall auf einen Stock stützen. Doch nach einigen Metern gestand sie sich ein, dass Max recht hatte. Die Schmerzen waren nicht mehr so stark wie am Anfang. Trotzdem fühlte sie sich unsicher und nahm den Gehstock daher von dem Diener dankend entgegen.
    „Wunderschön!“, flüsterte

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